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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Kommissar Lemmert, sondern dachte: der Falbe.
    Da zählt er also drei Pärchen zusammen, irrt sich beim dritten und kommt – verflucht nochmal – trotzdem zum richtigen Schluß! Was für ein Glück, daß er erst übermorgen hier aufkreuzen will! Er scheint gründlich zu sein und hartnäckig und nicht dumm. Wenn er die andere Reihenfolge gewählt hätte, erst mich und dann Katharina, wäre er vermutlich im Laufe des heutigen Tages hier erschienen oder womöglich jetzt, so kurz vor dem großen Ereignis!
    Er überlegte, ob er Robert und Nadine über die neue Entwicklung informieren sollte, beschloß dann, es nicht zu tun, wollte um keinen Preis den Eindruck erwecken, er sei der Schwachpunkt des Unternehmens, die anfällige Stelle.
    Er sah auf die Uhr. Fünf nach halb zwölf. Um eins wollten sie sich in der Reithalle versammeln, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Die Autos waren schon vor dem großen Tor geparkt, bereit zur Aufnahme der Granate und der Truppe. Sein eigenes Fahrzeug war auch dabei. Er hatte nicht den BENTLEY, sondern den VOLVO gewählt, weil der schöne alte Engländer zu extravagant und zumindest in der näheren Umgebung als sein Wagen bekannt war.
    Er ging in die Küche, machte sich einen Kaffee, machte ihn sehr stark, setzte sich damit an den großen rustikalen Tisch, an dem schon seine Großmutter Gemüse geputzt, Brotteig geknetet und Federvieh gerupft hatte und an dem er so oft frühmorgens auf Marianne gestoßen war, wenn sie mal wieder nicht hatte schlafen können. Er trank, rauchte, besah seine Kleidung. Er trug robuste Jagdstiefel, hatte aber in den Taschen seiner schwarzen Joppe die leichten Mokassins stecken, die für den Weg durch den Tunnel vorgesehen waren. Auch die dunkelgrüne Hose hatte er schon oft auf der Jagd getragen. Was er nach Verlassen des Gestüts brauchen würde, lag im VOLVO, selbst seine Brieftasche, denn auf dem Weg durch die enge Röhre wollte er möglichst wenig bei sich haben. Nur eine kleine Stabtaschenlampe steckte in der Jacke, und die Mokassins würden dort ja wieder verschwinden.
    Sein Plan war, den anderen nach Köln zu folgen, wo die Granate entleert werden sollte. Dann wollte er für ein paar Tage in ein Hotel ziehen, regelmäßig die Nachrichten hören und von ihnen seine weiteren Schritte abhängig machen. Sicherheitshalber hatte er, als er das Geld für Rüdiger holte, auch für sich selbst einen hohen Betrag abgehoben. Er wollte Joseph mitnehmen. Den beiden anderen Angestellten wie auch Laura hatte er erzählt, er fahre mit seinem Stallmeister nach Wien, um ein paar Pferde einzukaufen. So würde Laura für einige Tage die Chefin sein, was ihr, wie sie sagte, sehr gefiel, und Rademacher und Hübner sollten sich um die Tiere kümmern. Laura hatte sogar für Joseph und ihn Proviant eingepackt; der lag auch schon im Auto.
    Immer wieder mußte er an Katharinas Anruf denken und an die bestechende Logik des Falben, der mit den drei Pärchen umging wie mit Gliedern einer mathematischen Gleichung. Katharina, dachte er, scheint ihn davon überzeugt zu haben, daß er sich in ihrem Falle geirrt hat. Sonst wären sie wohl schon hier, denn wenn dieser Verdacht durch das Gespräch auf Ibiza erhärtet worden wäre, hätte der Kommissar telefonisch Alarm geschlagen. Hat er aber nicht! Also ist es nochmal gutgegangen!
    Eigenartig, daß ich von dem zweiten Pärchen nichts wußte, von diesem …, diesem Haggerty und seinem Segelmädchen. In den Zeitungen stand davon nichts, und das Fernsehen hat es auch nicht gebracht. Wahrscheinlich haben sie – anders als im Falle Braden – eine Nachrichtensperre verhängt, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Wie hat Katharina sich ausgedrückt? Sie haben diesen Haggerty ausgequetscht und dann umgebracht. Oder so ähnlich. Also könnte irgendwo eine andere Initiative gegen das Depot im Gange sein, und diese Leute haben sich einen Insider geschnappt, der genau Bescheid …
    Fast hätte er seine Tasse umgestoßen, so sehr erschreckte ihn der Gedanke, der plötzlich wie ein Giftpfeil in seinem Kopf steckte. Seine Partner kannten das Lagerinnere bis in die Details: die Fenstermaße der Bunker, die Lagerung der Granaten, die Termine für die Bestandsüberprüfungen! Ja, sogar die in englischer Sprache abgefaßte Beschreibung der Granaten hatte Robert in Händen! Es hieß zwar, Nadines Schwester Véronique habe sie zur Verfügung gestellt, aber würde ein amerikanischer Offizier je so weit gehen, daß er seiner Frau solche

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