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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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ist nur eine Formsache. Es stimmt doch, daß er ein erklärter Gegner des Wasloher Depots ist, nicht wahr?«
»Wer in unserer Gegend ist das nicht? Und bei ihm kommt noch hinzu, daß ein großer Teil des Geländes mal seiner Familie gehört hat.« Noch einmal lachte sie laut auf, und dann sagte sie: »Klingt eigentlich gar nicht so verrückt, was Sie sich da zusammengereimt haben, drei US-Soldaten, drei Frauen, drei Sportarten …, aber ich passe nicht ins Schema, wirklich nicht!«
»Haben Sie von dem Fall Haggerty gehört?«
»Haggerty?«
»Das ist der Sergeant . Das Paar Nummer zwei.« 
    »Nein, ich lese hier keine Zeitungen.«
»Und Ihr Mann hat Ihnen gegenüber diesen Haggerty nicht erwähnt? Am Telefon zum Beispiel?«
    »Nein.«
»Okay.« Lemmert trank sein Glas aus. »Dann will ich Sie nicht länger stören.« Er stand auf. 
Katharina erhob sich ebenfalls. »Die Flasche Mineralwasser, soll ich sie Ihnen mitgeben?«
»Das wäre sehr nett.«
Sie holte die Flasche aus der Küche und gab sie ihm. Als er bezahlen wollte, winkte sie ab. Er wünschte ihr noch schöne Tage auf Ibiza und ging. Nach wenigen Schritten auf dem Asphalt drehte er sich um. Die Tür war wieder geschlossen. Er legte die Flasche am Straßenrand ab, machte kehrt, huschte durch den kleinen Vorgarten, drückte sich an der Hauswand entlang, erneut vorbei an dem hellen Fenster, spähte wieder auf die Terrasse, diesmal noch vorsichtiger, denn es lag nahe, daß sie nun erstmal die balsamische Nachtluft und den Blick übers Meer haben wollte. Aber sie war nicht draußen. Also wagte er sich weiter nach vorn, riskierte ein zweites Mal den Blick hinter den Vorhang, sah, daß sie vor dem Telefon saß und eine Nummer wählte. Genau das hatte er sich gewünscht. Er zog den Kopf zurück, lauschte: »Hallo, Frank, ich bin’s. Es ist etwas Verrücktes passiert. Ich hatte eben Besuch von dem deutschen Kripobeamten, der bei mir war, als Marianne den Unfall gehabt hatte. Übermorgen will er auch mit dir sprechen.« …
»Ja, Lemmert. Und es war, auch wenn er es abstritt, ein Verhör. Er wollte alles wissen über Morrison und mich und hat da eine verblüffende Theorie, die sich aus drei gleichgelagerten Fällen aufbaut. Braden und die Tennisspielerin. Dann ein Sergeant Haggerty vom Depot, der mit einem Mädchen segeln wollte und ebenfalls umgebracht wurde. Und nun … Morrison und ich! Und er fragte mich doch tatsächlich, ob hinter meiner Bekanntschaft mit dem Colonel vielleicht du stecken könntest!«

»Ja, du! Eine absurde Idee, nicht? Aber von der Logik her finde ich seine Schlußfolgerung gar nicht mal so abwegig. Daß sie nicht stimmt, ist eine andere Sache.« …
»Ja, Haggerty. Sergeant Haggerty heißt der Mann. Die Leute, von denen Lemmert sprach, sollen ihn mit dem Mädchen geködert, dann gekidnappt und ausgequetscht haben. Und hinterher umgebracht.«

»Ja, ich glaube wohl, wahrscheinlich zum Wachpersonal. Und auch da leuchten mir Lemmerts Überlegungen durchaus ein. Wenn jemand etwas gegen das Depot plant, braucht er Insider-Kenntnisse. Aber ich finde es furchtbar, daß sie uns schon wieder im Visier haben. Kannst du nicht doch hierherkommen?«

»Geht es nicht früher?«

»Ja, das sehe ich ein. Und die zwei Wochen halte ich wohl noch aus. Versorgt Laura dich wenigstens mit allem, was du brauchst?«

»Grüß sie von mir und Joseph auch. Mach’s gut, Frank!« …
»Danke, gleichfalls! Gute Nacht!«
Lemmert zog sich bis hinter die Hauswand zurück, verharrte noch eine Weile. Aber es gab kein zweites Telefonat. Er ging zur Straße, wartete auch dort ein paar Minuten. Nichts rührte sich, und so nahm er schließlich die Wasserflasche auf und ging zu seinem Bungalow in der Überzeugung, daß die Golombeks in keinerlei Konspirationen verwickelt waren.

4.
    Vor zwanzig Minuten hatte Frank Golombek den Hörer aufgelegt, und noch immer saß er an seinem Schreibtisch, starrte aufs Telefon, dachte: Mein Gott, Katharina, was erzählst du mir da! Das ist ja Wahnsinn!
    Er hatte Lemmert vom Verhör her in Erinnerung, jedoch weniger die Gesichtszüge des Mannes als vielmehr sein Erscheinungsbild im ganzen, hatte damals, weil von den Haaren, den Augen und auch von der Kleidung her als Eindruck das Gelb dominierend gewesen war, an einen Falben gedacht. So drängte sich ihm auch nun dieser weiche, fast zärtlich klingende Name für ein gelblichbraunes Pferd auf, und es blieb bei der Bezeichnung; er dachte nicht:

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