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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sollte. Diese mächtige Konzentration militärischer Kräfte wollten sie auf jeden Fall mit eigenen Augen verfolgen. Etwa zweihundert Meter von ihrem jetzigen Standort entfernt hatten sie ihren Wagen abgestellt. Dorthin würden sie nach dem Anbringen der Minen zurückkehren, den Aufbruch der dritten Batterie abwarten und sich dann den Fahrzeugen anschließen, zwar nicht in ständigem Kontakt mit ihnen sein, aber doch so manövrieren, daß sie den Konvoi unter Kontrolle behielten. Spätestens um halb zehn wollten sie Putlos verlassen, über Oldenburg auf die A1 gelangen und in Richtung Lübeck – Hamburg weiterfahren. Dann wären sie zum
Zeitpunkt der Zündung über hundert Kilometer entfernt. Ihr Ferienhaus an der See hatten sie bereits geräumt. Es war dasselbe gewesen, das sie auch schon im Mai bewohnt hatten.
»Ich meine, wir können es jetzt wagen«, sagte Zayma. 
    »Okay«, antwortete Robert. »Viel Glück!« Robert klopfte erst Zayma, dann dem Franzosen auf die Schulter. »Und denkt dran: Wenn ich kurz den Uhu mache, rührt ihr euch nicht vom Fleck! Ihr wartet, bis er wieder schreit, aber dann zweimal kurz nacheinander.«
Die beiden nahmen ihre Last auf, verließen das Gehölz, robbten mit ihren Minen nach vorn. Schon nach wenigen Sekunden lag jeder unter seinem Laster, und dann folgte für beide ein Stück Schwerarbeit, das dem kräftigeren Pierre leichter fiel als Zayma. Sie hatte Schwierigkeiten, dem mächtigen Sog der Scheibe entgegenzuwirken. Patrick Henderson hatte Pierre und sie gewarnt. »Paßt bloß auf mit den Dingern!« hatte er gesagt. »Wenn ihr sie zu locker haltet, während ihr unter dem Auto liegt, kann es passieren, daß sie euch wie wildgewordene Kaninchen aus den Händen springen und mit großem Getöse aufschlagen! Dann nützt auch der Filzstreifen auf dem Magnetring nichts mehr, den ich aufgeklebt habe, damit es beim Anbringen kein Geräusch gibt.« Sie hielt die Mine schräg, ließ sie Zentimeter für Zentimeter in Richtung Bodenwanne gleiten, war froh, daß es den Filz gab, von dem Patrick auch gesagt hatte, er beeinträchtige die Magnetwirkung nicht. Da! Der Ring setzte auf, lautlos, wenn auch vorerst nur mit einem winzigen Teilstück. Doch das Weitere war nicht mehr schwierig. Sie ließ ihn einfach abrollen, bis er rundum auflag.
Vorsichtig kroch sie zurück. Pierre empfing sie mit den Worten: »Wir dachten schon, du wolltest da übernachten. Sitzt sie?«
»Sie sitzt. Und deine?«
»Auch.«
    Als der UvDd die Männer geweckt hatte, knallte Oberleutnant Stapelfeld schon wieder gegen das Kartenbrett. »Saftladen!« schimpfte er.
    »Das hat Leutnant Kruse da hängen lassen«, sagte Jöns. 
    »Den Kerl knöpf ich mir vor!«
Sie gingen auf den Platz, wuschen sich, nahmen ihr Frühstück in Empfang und saßen wenig später auf der Heckrampe ihres Fahrzeugs.
    »Wieso heißt unser heutiger Ausflug eigentlich OPERATION APPENDIX?« fragte Ruhnke.
Jöns, der Fahnenjunker, klärte den Hauptgefreiten auf, machte es in seiner Weise: »Also, wenn man ihn APPENDIX-OPERATION genannt hätte, dann würde dir heute der Blinddarm rausgeholt werden. Appendix bedeutet nämlich Wurmfortsatz, und das ist nun mal der Blinddarm. Aber diesmal stehen die Wörter umgekehrt, und weil der Ausdruck Appendix auch mit ›Zusatz‹ oder ›Anhängsel‹ zu übersetzen ist, haben wir es ganz einfach mit einer Verlängerung des Manövers zu tun.«
»Und wohin geht es?«
»Das ist noch geheim.«
»Gut, daß wir das Abtarnen schon gestern abend erledigt haben«, sagte Stapelfeld. »Jetzt müssen wir bloß noch die Zelte aufladen. Um fünf Uhr geht’s los.«
    Tatsächlich war das Biwak in einer halben Stunde abgebaut. Der Konvoi verließ zur vorgesehenen Zeit den Platz. Vorweg fuhr ein ILTIS. Ihm folgten die mit Soldaten beladenen Transporter, die LKWs und die Geschütze. Den Schluß der dunkelgrünen Karawane bildete ein UNIMOG.

6.
    Robert lenkte den CITROËN. Pierre, auf dem Beifahrersitz, hatte die Autokarte auf den Knien. Zayma saß hinten und sog an ihrer Huka.
    Zunächst fuhr der Konvoi, nachdem er die B 432 erreicht hatte, durch eine Reihe kleiner ostholsteinischer Dörfer. Da gab es noch nichts zum Argwöhnen, und Pierre klang sehr sicher, als er sagte: »In Ahrensbök werden sie nach Norden einschwenken. Dann geht es über Eutin und Schönwalde nach Oldenburg, und von da aus sind es nur noch wenige Kilometer bis Putlos.«
    Die Kolonne bog nicht nach Norden ab, sondern fuhr weiter geradeaus.

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