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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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nach Wiesbaden zurückgeschickt worden. Ein Polizeiauto hatte ihn gefahren. Ein anderes Fahrzeug hatte die beiden Terroristen ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Auch im Bauernhaus und im Gelände ringsum waren zwölf Männer postiert worden. Zwei der Autos hatte man in die Scheune gestellt, zwei im angrenzenden Waldstück versteckt.
    Lemmert saß auf dem Heuboden. Er konnte durch einen schmalen Lukenspalt auf den Vorplatz sehen. Es war halb fünf am Nachmittag. Schattners Vermutung, die Terroristen kämen im Dunkeln, galt nicht für den Hof, und so mußte man jeden Moment darauf gefaßt sein, daß einer oder auch mehrere der Gesuchten auftauchten.
    Obwohl Heu in der Nähe lag, rauchte er. Hab’ meine Zigarette verdient, sagte er sich. Immerhin war er es, der die Idee gehabt hatte, den Appell an Frank Golombek zu veröffentlichen, und die fingierte Folterung hatte er zusammen mit Ahrens ausgetüftelt. Wirklich, er konnte mit sich zufrieden sein. Und dennoch, aus Erfahrung wußte er, daß in Bedrängnis geratene Terroristen eine ihnen drohende Gefahr geradezu seismographisch registrierten und dementsprechend vorsichtig handelten. Die Chance, noch mehr Mitglieder der VITANOVA einzufangen, hielt er für gering.
    Robert, Zayma und Pierre waren am Mittwochabend in Köln angekommen, hatten sofort Patrick Henderson aufgesucht und ihn gebeten, abermals zwei Minen herzustellen. Er hatte sich zunächst geweigert, hatte erklärt, die in der Bundesrepublik entstandene Erregung über das VX habe ihn zu nervös gemacht, als daß er ein weiteres Mal ein so heißes Eisen anpacken würde. Doch dann hatten sie ihm einen so exorbitanten Preis geboten, daß er schließlich bereitgewesen war. Sogar einige besondere Auflagen waren von ihm akzeptiert worden, so die Forderung, auch nachts zu arbeiten und bereits am Sonnabend fertig zu sein.
    Nach ihrem Besuch bei Henderson waren sie in ein Kölner Hotel gegangen. Dorthin hatten sie auch Hilario und Wladimir bestellt. Im Hotel wollten sie die Fertigstellung der Minen abwarten, aber die Zeit dazu benutzen, den nächsten Einsatzplan auszuarbeiten.
    Jetzt, am späten Sonnabendnachmittag, saßen sie alle in Roberts Zimmer, hatten einen Lageplan des Kölner Hauptbahnhofs auf dem Tisch ausgebreitet und erörterten, wo und wie die Minen angebracht werden sollten.
    »Wann genau sind die Dinger fertig?« fragte Wladimir. »In zwei Stunden«, antwortete Robert.
    »Ruf doch mal an!« meinte Hilario. »Vielleicht hat er’s früher geschafft.«
    »Nein, das geht nicht. Patrick hat eine Heidenangst, man könnte uns auf die Spur kommen und dann womöglich
auch seinen Laden entdecken. Wir dürfen da weder erscheinen noch anrufen. Um Punkt acht bringt er die Minen in einem Koffer hierher. Aber ich versuch’s nochmal auf dem Hof.«
Er ging zum Telefon, wählte, wartete ungeduldig, rieb sich mit der linken Hand die Stirn. Am anderen Ende der Leitung nahm niemand ab. Er legte auf. »Ich begreif das nicht!« sagte er. »Sieglinde hat strikte Anweisung, sich abzumelden, wenn sie das Haus verläßt! Und notfalls könnte Igor doch rangehen! Seit drei Stunden versuchen wir’s nun schon, und ich werd’ allmählich …«
Das Telefon läutete. Er riß den Hörer hoch, meldete sich mit dem Namen Stellmacher, und das war auch das einzige, was er sagte. Der große Rest bestand aus Zuhören. Nach etwa zwei Minuten legte er auf.
»Es war Patrick«, sagte er. »Seine Werkstatt ist heute morgen hochgegangen.«
»Das Lager etwa auch?« fragte Zayma.
»Ja, die Bullen haben alles entdeckt. Er hat einen Tip gekriegt und konnte grad noch verschwinden.«
»Und was nun?« fragte sie.
»Wir haben noch die zweite Granate«, meinte Pierre. »Die rühren wir nicht an!« sagte Robert. »Nicht mal auf zehn Kilometer nähern wir uns der! Und dem Hof ebensowenig!«
»Du glaubst«, sagte Zayma, »sie haben Igor und Sieglinde?«
»Ja.«
»Bist du sicher?«
»Das Telefon besetzt zu halten oder sich abzumelden, ist eine unumstößliche Regel. Keiner von uns hat sie je durchbrochen.«
»Aber damit hat die Polizei noch nicht unser Versteck in Wasloh!«
»Vielleicht hat man den beiden ’ne Quasseldroge gegeben oder sie sogar gefoltert.«
»So was machen die nicht«, sagte Pierre. 
    Aber Robert lachte ihn aus. »Hast du eine Ahnung! Wenn es um einen VX-Anschlag geht, sind sie zu allem fähig.«
»Und wie sollen die den Hof gefunden haben?« Robert sah Zayma an. »Das kann sie dir erklären.« 
    Zayma sagte nichts, doch

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