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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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dadurch erklären, daß Golombek es darauf angelegt hat, den Amerikaner auszuhorchen. Vielleicht irren wir uns, aber ich glaube eher, wir liegen richtig mit unserer Annahme. Jedenfalls wollen wir die merkwürdige Konstellation nutzen, wollen zu Golombek Kontakt aufnehmen und ihm unsere Hilfe anbieten, wobei wir ihm natürlich nicht verraten, daß wir seine Hilfe viel nötiger haben als er unsere. Noch etwas macht diesen Mann für uns interessant. Sophie hat die Grundbücher von Wasloh studiert und festgestellt, daß einige von Golombeks Koppeln an das Depot grenzen. Natürlich darf er sich nicht direkt am Zaun aufhalten, denn da gibt’s ja noch eine Pufferzone, aber trotzdem müßte da was zu machen sein. Was, wissen wir noch nicht. Vielleicht hat er selbst eine Idee. Unsere Aufgabe ist zunächst, an ihn heranzukommen.«
    »Etwa wieder mit einer Nutte vom Dienst?« fragte Wladimir. »Wie bei Haggerty? Ich finde allmählich, die Bumserei nimmt überhand. Erst Braden und du, egal, wie weit es da gegangen ist, aber die Idee jedenfalls war der Sex. Dann Sophie und Haggerty und jetzt wieder eine von uns und dieser Gestütsboss.«
    »Mein Lieber«, es war Robert, der sich einschaltete, »guck dir die Weltgeschichte an, und du wirst erstaunt sein, was alles auf den Einfluß von Frauen zurückgeht. Ein Weiberarsch im rechten Moment kann den loyalsten Bürger vom Podest kippen, und da das so ist, halten wir’s auch diesmal mit der Jesuitenmoral, derzufolge der Zweck die Mittel heiligt. Thema durch!«
    »Und wer ist dran?« fragte Igor, »Sieglinde jedenfalls nicht; dagegen hab’ ich was.«
»Das mache ich«, sagte Zayma, »und es liegt an mir, wie weit es geht.«
Aber Igor war auch jetzt noch nicht einverstanden. »Entschuldige«, sagte er, »du bist zwar ohne Frage ’ne Augenweide, und der Mann, der an dir vorbeigeht, ohne sich umzudrehen, hat selbst schuld. Aber könnte es nicht sein, daß dieser Golombek schon jenseits von Gut und Böse ist oder sich von jeher nicht viel aus Frauen macht? Es muß doch nicht immer klappen mit dieser Masche!«
»Du vergißt etwas sehr Wichtiges«, sagte Zayma, »ich offeriere ja nicht mich, sondern mein Interesse an dem VX. Und als zweites biete ich ihm die Mitarbeit einer achtköpfigen Mannschaft an. Das sind die Köder, mit denen wir uns diesen Mann angeln werden. Und wenn die Kooperation dann anläuft und er mal anderer Meinung ist als wir, kann ich ihn vielleicht – ganz behutsam und von Fall zu Fall – auf meine Seite ziehen.«
»Was habt ihr sonst noch über ihn rausgekriegt?« fragte Sieglinde. »Ich finde, auch über die Menschen, an die wir uns heranmachen, müssen wir gut Bescheid wissen. Ist er zuverlässig? Oder gehört er vielleicht nur zu denen, die auf Wertminderung ihrer Grundstücke plädieren und eine Entschädigung haben wollen? Er kriegt womöglich ’ne Menge Geld, und schwupp, ist er wieder auf der anderen Seite! Und noch was! Zayma, du warst im Tennisclub eine Blondine, aber vielleicht hat dich jemand vom Gestüt im Club ganz genau gesehen!«
»Das sind drei Fragen auf einmal«, antwortete Zayma.
»Also der Reihe nach! Frank Golombek gilt in seiner Gemeinde als ein zuverlässiger Mann. Wenn er ein Pferd kauft oder verkauft, geht das per Handschlag, und das genügt seinem Partner. Zweitens: Eine Entschädigung will der bestimmt nicht! Sein Gestüt ist dreieinhalb Millionen Mark wert, und außerdem besitzt er mindestens eine Million in Aktien, hat viel Geld verdient durch den Verkauf von Rennpferden in alle Welt. Drittens: Meine Tarnung im Tennisclub war perfekt; Haar, Teint, Kleidung. Und ich hab’ kein einziges Wort deutsch gesprochen. Und immer ’ne Sonnenbrille getragen. Nur wenn Braden und ich allein waren, hab’ ich sie manchmal abgenommen, aber ich wußte ja, daß er nicht überlebt. Also: keine Gefahr.«
Sie schenkten sich noch einmal ein und legten dann minuziös die einzelnen Schritte fest, die sie unternehmen würden, um Frank Golombek als Partner zu gewinnen. Kurz nach Mitternacht lösten sie die Versammlung auf, hatten, wie sie meinten, brauchbare Ergebnisse auf dem Tisch.

4.
    Ähnlich wie ein Kind sich auf Weihnachten freut, freute Sergeant Jeff Haggerty sich auf diesen vierten Juli, dessen Beginn er zwar in der Unterkunft des Depots verbringen mußte, dessen weiteren Verlauf er jedoch ganz woanders erleben würde, dazu den fünften Juli und auch noch den sechsten. So hatte er es mit Sophie geplant.
    Schon seit längerem hatte sie ihn gedrängt,

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