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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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einmal kurz um und sah, daß der Belgier es eilig hatte, zu seiner Fußballübertragung zurückzukehren.
Als er den Hafen verlassen hatte, setzte er die Fock und das Großsegel. Er wollte nach Südost, mußte kreuzen, tat es hoch am Wind.
Gegen Mitternacht sah Igor die Lichter herankommen. Er gab mit seiner Taschenlampe das vereinbarte Signal, nahm kurz darauf die Antwort wahr. Er zog sich aus, schlüpfte in die Badehose und schwamm dann den Lichtern der Yacht entgegen. Die Wassertemperatur betrug kaum mehr als fünfzehn Grad, aber er war abgehärtet und erreichte ohne großes Unbehagen das Boot. Pierre half ihm hinauf. Das »Ankratzen«, von dem sie gesprochen hatten, ging auf einen Plan zurück, den sie, zusammen mit Robert, auf dem Bauernhof entworfen hatten. Er sah vor, ein Loch in den Kajütboden zu schlagen und das Fahrzeug zu verlassen. Doch als Igor nun an Bord gekommen war, empfing Pierre ihn mit einer besseren Idee. »Guck mal da!« sagte er und zeigte auf die Propangasflasche, die in einer kleinen Pantry stand und den Kocher versorgte. »Es kommt ja immer mal vor, daß solche Flaschen explodieren, weil sie defekt sind oder nicht sachgemäß behandelt werden. Warum soll das nicht auch auf einem Boot passieren? Ist glaubwürdiger als jedes andere Malheur. Mir ist ganz einfach die verdammte Flasche in die Luft geflogen. Und wir werden noch ein paar Indizien liefern, zum Beispiel zwei Eier in die Pfanne hauen. Vielleicht haben wir Glück, und der Glibber treibt nicht weg, sondern hängt nachher irgendwo an einem übriggebliebenen Stück der Kajütdecke, das aus dem Wasser ragt.«
»Aber«, sagte Igor, »wenn das Boot verbrennt, verbrennen auch Haggertys Sachen.«
»Wir stecken seine Papiere und alles, was sonst noch gefunden werden soll, in die Reisetasche und werfen sie über Bord. Die ist dann bei der Explosion aus dem Boot geflogen.«
»Und wenn sie nicht antreibt?«
»Wir können ein paar seiner Klamotten rausnehmen und einzeln ins Wasser schmeißen. Irgendwas wird schon antreiben. Aber einige Sachen lassen wir in der Kajüte. Grad bei einem Bootsbrand ist es ja oft so, daß der Kahn zwar erstmal brennt, aber dann absäuft und das Feuer also automatisch gelöscht wird. Angekohlte Klamotten sind fürs Identifizieren immer noch brauchbar.«
»Okay.«
Sie verteilten Haggertys Sachen, legten einige in der Kajüte aus, warfen andere ins Wasser, darunter auch die Reisetasche mit den Papieren. Zum Schluß brieten sie zwei Spiegeleier, lockerten dann den Verschluß der Gasflasche, legten eine Zündschnur ein, führten sie an Oberdeck, zündeten sie an und sprangen ins Wasser, schwammen in Richtung Küste. Als die Detonation erfolgte, tauchten sie blitzschnell unter, kamen erst eine halbe Minute später wieder hoch, sahen das Feuer und schwammen weiter.

7.
    Mit einem so verwegenen Plan im Kopf war es Frank Golombek unmöglich, einzuschlafen. Um halb elf hatte er den ersten Versuch gemacht, sich hingelegt und das Licht ausgeschaltet, doch Nadine Berguerers Tunnel hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen.
    Kurz vor elf stand er wieder auf, bediente sich aus der Zimmerbar, trank ein Glas Mineralwasser und rauchte. Er schaltete das Radio ein, um die Elf-Uhr-Nachrichten zu hören, und so als wollte nach dem aufregenden Gespräch mit der jungen Französin eine geheimnisvolle Macht seine Bereitschaft zu dem gemeinsamen Anschlag festigen, wartete der Rundfunk mit einer spektakulären Meldung auf.
    »Ramstein/Pfalz, dpa …«, so begann es, und schon da horchte er auf, denn Ramstein war für ihn der Name des größten NATO-Flugplatzes Europas und erst in zweiter Linie der einer süddeutschen Ortschaft. Er vernahm weiter:
    »Beim Absturz eines US-Kampfflugzeuges vom Typ F16-Falcon ist am Dienstag in der Nähe der pfälzischen Gemeinde Weselberg, Kreis Pirmasens, der Pilot der Maschine ums Leben gekommen. Der Jagdbomber schlug in rund eintausendfünfhundert Metern Entfernung von dem Dorf auf freiem Feld auf. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht geklärt. Das Flugzeug war am frühen Morgen auf dem nur wenige Kilometer entfernten USLuftwaffenstützpunkt Ramstein bei Kaiserslautern gestartet. Die Maschine habe sich auf einem Routine Übungsflug befunden und keine scharfe Munition an Bord gehabt, erklärte eine Sprecherin des US-Luftwaffenstützpunktes. Die Unfallstelle wurde von der Polizei in einem Umkreis von rund einem Kilometer abgeriegelt. Ein Spezialistenteam ermittelt …«
    Die nächste Meldung kam, und er schaltete

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