1988 VX (SM)
die Hölle los.«
»Wenn ihr Fotos habt«, sagte Rüdiger, »und einen Plan, auf den Verlaß ist, kann ich euch durch entsprechendes Justieren der Presse genau dahin bringen, wo ihr ankommen wollt. Und der gerade Verlauf des Tunnels läßt sich jederzeit durch einen Laserstrahl überprüfen.«
Die vier betrachteten nun die Fotos und die von Haggerty angefertigte Zeichnung. Sie legten sogar schon die Stelle fest, an der sie herauskommen wollten. Sie befand sich auf einem zweihundert Quadratmeter großen, mit Sträuchern bewachsenen Areal zwischen dem Proviantlager und der Sanitätsstation.
»Wenn wir diesen Punkt«, Rüdiger tippte mit dem Zeigefinger auf die Stelle, »unterirdisch erreicht haben, hat die Presse natürlich ausgedient. Von da an geht’s nur per Hand weiter, und da müssen wir fast so vorsichtig graben wie die Archäologen, die ein paar Scherben freilegen. Sobald wir dicht unter der Oberfläche sind, schicken wir eine Sonde vor, eine Art Sehrohr, und wenn feststeht, daß wir tatsächlich zwischen diesen Büschen …«, er zeigte auf die Vegetationssymbole, »gelandet sind, ist alles okay, und der Ausstieg kann vonstatten gehen. Was dann kommt, ist
eure Sache. Aber bis zu diesem Punkt kann ich mitmachen, denn ich bin …«, er grinste, »im Moment arbeitslos. Und ich bring’ auch noch einen Mann mit.«
»Wie zuverlässig ist der?« fragte Robert.
»Sehr, falls die Kasse stimmt.«
»Ja, die Kasse«, sagte Golombek, »wie sieht es damit aus?«
Rüdiger dachte nach, und dann nahm er sogar Papier und Kugelschreiber zu Hilfe und begann, schriftlich zu rechnen. Auf seinem Blatt entstand eine lange Zahlenkolonne, und als er fertig war, sagte er: »Da die Arbeiter größtenteils von euch gestellt werden, bleibt für den Maschinenpark und die Materialien und meinen Mitarbeiter ein Betrag, der normalerweise bei rund hunderttausend Mark läge. Der größte Teil geht für die siebzig Rohrstücke und die zwölf Spannbetonpfeiler drauf. Ein paar Pfeiler befinden sich auch in der Konkursmasse, aber die nehmen wir natürlich nicht, weil wir sie nicht wieder zurückbringen können wie die Maschinen, Also, Rohre und Pfeiler muß ich besorgen. Dazu kommt das Material fürs Schwimmbad: Zement, Kies, Fliesen und so weiter. Besorge ich alles, und ich leihe mir auch unsere LKWs aus. Runde hunderttausend wären also die normalen Kosten, und ich halte einen Risikoaufschlag von, sagen wir, hundertfünfzig Prozent für angemessen.«
»Hundert Prozent«, sagte Golombek, »das muß genügen!« Er streckte sogar die Hand über den Tisch, und es überraschte ihn, daß Rüdiger fröhlich einschlug.
»Aber ich sehe noch eine große Schwierigkeit«, sagte Robert, »und zwar in der Anlieferung des Materials. Was wir fürs Schwimmbad brauchen, ist kein Problem, inklusive Ramme. Aber die vielen Rohrstücke und die Presse mit der Endlosschnecke!«
Rüdiger wußte auch da Rat. »Wenn man es nur will«, sagte er, »schafft man es. Die Presse bringe ich auf unserem Siebentonner. Und die Rohrstücke und Schneckenteile kommen ebenfalls auf Großlastern zu euch. Alle Wagen werden natürlich mit Plane gefahren, und wenn sie hier eintreffen, sollten Ihre Leute …«, er sah Golombek an, »möglichst nicht in der Nähe sein.«
»Kann ich einrichten.«
»Und noch etwas sollten Sie einrichten: Die Reithalle muß eine Zufahrt kriegen, damit die Laster hineinfahren können. Wenn das klargeht, gibt es keine Probleme. Aber diese Zufahrt ist wichtig, denn hundert Meter Rohr dieses Kalibers können wir nicht im Freien abladen. Sonst läge der Tunnel ja schon für jedermann sichtbar da. Alles, was zu verstecken ist, kommt in die Reithalle. Da muß zum Beispiel auch der ganze Aushub gesammelt werden; es fallen immerhin hundertzwanzig bis hundertvierzig Kubikmeter Erdreich an.«
»Sie haben recht«, sagte Golombek, »die Reithalle wird zum Angelpunkt des ganzen Unternehmens.« Ihm schwirrte der Kopf von all den technischen Fragen, und so war es geradezu eine Ablenkung, daß Nadine jetzt wissen wollte: »Wo ist eigentlich Ihre Frau?«
Er lächelte sie an, war auf diese Frage vorbereitet. »Sie spielt gern Golf«, antwortete er, »und auf Ibiza gibt es einen Club, den sie allen anderen vorzieht. Dahin ist sie gefahren.«
»Für wie lange?« fragte Nadine.
»Für acht Wochen.«
»Und wenn sie überraschend zurückkommt?«
»Das tut sie nicht; ich verbürge mich dafür.«
»Okay«, sagte Rüdiger, »gehen wir jetzt
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