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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Empfindungen, zu Colonel Morrison gefahren, um ihn über den in Kürze auf dem Gestüt entstehenden Lärm zu informieren, hatte dabei wegen der pikanten Vorgeschichte auf eine gewisse Großzügigkeit des Colonels gehofft und sich nicht getäuscht. Als die beiden Männer sich in der Außendienststelle des Camps gegenübersaßen, konnte der Amerikaner eigentlich nur damit rechnen, daß die nun drei Wochen alte Geschichte noch einmal zur Sprache kam. Daß Golombek sie dann mit keinem Wort erwähnte, sondern gleich seine Bauunterlagen ausbreitete, erleichterte Morrison sichtlich. Er erklärte, er werde ein paar Leute hinschicken, die sich die Sache aus der Nähe ansehen sollten, und dann sei alles in Ordnung. Ob er für die Dauer der Bauarbeiten an dem betroffenen Abschnitt die Sensoren ausschalten und zusätzliche Posten aufstellen würde, sagte er nicht.
    Wenige Tage später waren dann auch ein Captain und zwei Sergeants bei Golombek erschienen und hatten den für das Schwimmbad vorgesehenen Platz in Augenschein genommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Bagger schon im Einsatz. Die Ramme stand bereit. Es fiel den Amerikanern nicht auf, daß die Fahrzeuge und Maschinen keine Firmenschilder trugen. Die Stützpfeiler lagen da, aber die Rohrstücke, die Presse und andere geheimzuhaltende Geräte waren erst nach dem Besuch der Amerikaner angeliefert worden.
    Seitdem war die Reithalle für Golombeks Leute gesperrt. Er hatte ihnen erklärt, er plane ein großes Turnier und werde die Halle umgestalten, hatte sogar einige Oxer für den Hoch Weitsprung, ein paar Hürden, Zäune, Mauern und Wendeflaggen kommen lassen, dazu Material für Rickhecken, einen Zielpfosten mit Spiegel und einen aus Kunststoff gegossenen Bahnrichterturm. Diese Gerätschaften, die nur der Augenwischerei dienten, wurden in der Halle gestapelt, um eine Sichtbarriere zu schaffen für jeden, der unvermutet doch hineinkäme. Jenseits dieser Barriere hatten sich dann die geheimnisvollen Dinge getan, um derentwillen der ganze Schwimmbadaufwand überhaupt inszeniert worden war. An der Südwand der Halle hatten Roberts Leute einen Schacht ausgehoben, vier Meter tief, drei Meter breit und zwölf Meter lang. Am Boden verliefen – im Abstand von etwa einem Meter – zwei Gleitschienen, auf denen die Presse hin und her fahren konnte. Am Grubenende hatten die Männer eine Betonwand gezogen, damit das schlittenartige Fahrzeug, wenn es mit einem Druck von zweihundert atü die Rohrstücke vorwärts schob, an seiner Rückseite festen Halt hatte. Alle diese zentner- oder gar tonnenschweren Teile wie Schienen, Schneckensegmente, Rohrstücke und schließlich die Presse selbst waren mit dem Bagger in die Grube gehievt worden.
    Auch zu einer anderen Vorsichtsmaßnahme hatten die Männer sich entschlossen, hatten eine Alarmanlage eingebaut. Sie bestand aus einem an der Außenbaustelle versteckt angebrachten Schalter, einer im Boden vergrabenen Leitung und einer nahe der Presse installierten roten Lampe. Sollte überraschend eine neuerliche Inspektion durch die Amerikaner oder auch durch deutsche Behörden vorgenommen werden und der Besuch womöglich schon auf dem Baugelände eingetroffen sein, würden die in der Halle arbeitenden Männer durch das aufleuchtende Licht gewarnt werden können. Sie würden dann die Presse verlassen, das Aggregat ausschalten, den Schacht nebst Zufahrt mit einer bereitgelegten Plane abdecken und das in einer Reithalle übliche Sand-Torf-Gemisch darüber streuen. Für den Fall, daß die Inspizienten dann auch tatsächlich in die Halle kamen, blieben immer noch zwei Gefahrenmomente. Zum einen konnte jemand auf die dünne, nur zur Tarnung ausgelegte Schicht treten. Er würde dann zwar nicht in den Schacht stürzen, da die Persenning an den vier Ekken festgezurrt war, aber der schwankende Untergrund würde ihm verraten, daß es mit dem Boden, auf dem er stand, nicht geheuer war, und dann kam es ganz sicher zu einer Überprüfung. Also mußte Golombek unter allen Umständen erreichen, die Besucher von diesem Abschnitt der Halle fernzuhalten. Zum zweiten konnten trotz sorgfältiger Abdeckung die Rohrstücke und die noch nicht installierten Teile der Endlosschnecke entdeckt werden. Für deren Vorhandensein hatte Golombek sich eine Erklärung ausgedacht, mit der er es vielleicht schaffen würde, die Besucher zu täuschen. Er wollte einfach sagen, ein Freund, der in Konkurs gegangen sei, habe heimlich etwas Baumaterial beiseite geschafft und bei ihm

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