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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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aber doch so, daß es Haggerty gewesen sein kann.« Er legte eine Aktentasche, die vorher neben seinem Stuhl gestanden hatte, auf den Tisch, öffnete sie und holte eine Fotokopie heraus.
»Das ist«, sagte er, »das Blatt aus dem Verleihregister. Wir haben die Personalien überprüft. Sie stimmen, und Haggertys Unterschrift scheint korrekt zu sein.«
Lemmert, der Deutsche, sah sich das Blatt an, gab es weiter, und dann sagte er: »Wenn jemand Haggerty hat, dann hat er auch seine Papiere, und wenn er seine Papiere hat, dann hat er auch seine Unterschrift. Entscheidend ist, von welcher Annahme wir ausgehen. Setzen wir voraus, daß man ihn gekidnappt hat, dann ist diese Fotokopie nicht geeignet, unsere Annahme zu entkräften.«
Die anderen stimmten ihm zu.
»Was haben Sie«, fragte Morrison den jungen Leutnant, »über das Boot herausgefunden?«
»Es ist«, antwortete Breeg, »in Küstennähe explodiert, und zwar zwischen Ostende und Dünkirchen. Vermutlich war es die Propangasflasche, denn von der hat man Bruchstücke gefunden, die wie Granatsplitter aussehen.«
Morrison fragte weiter: »Konnte man von den Wrackteilen Fingerabdrücke nehmen?«
»Nein. Es gab keine Stelle auf dem Wrack, die nicht vom Wasser überspült worden war.«
»Holen Sie Towler!« sagte Morrison, aber der behäbige Captain meldete sich noch einmal zu Wort, und so nahm Breeg, der schon aufgestanden war, wieder Platz.
»Ich meine«, sagte der Graukopf, »wir können bereits festhalten: Wenn es ein Unfall war, muß auch die Frau umgekommen sein. Sie hätte sich sonst gemeldet, hätte sich nach Bekanntwerden der Havarie – es wurde ja zumindest in den belgischen Zeitungen darüber berichtet – an die Behörden gewandt. Das hat sie aber nicht getan. Also, entweder ist sie tot, oder es war doch kein Unfall.«
Morrison und Lemmert teilten die Meinung des Captains , aber Breeg sagte: »Bei solchen Wochenendfahrten muß man auch in Betracht ziehen, daß die Frau sich vielleicht nur deshalb nicht meldet, weil sie verheiratet ist und heimlich mit Haggerty unterwegs war.«
»Auch wieder wahr«, sagte Lemmert, und dann meinte er: »Wir sollten den Fall mal von einer ganz anderen Seite her angehen, nämlich von der Frage: Was weiß Haggerty? Und wie wertvoll könnte er also für einen Kidnapper sein?«
»Ja«, Morrison wiegte den Kopf, »Haggerty wußte oder weiß, wie die meisten meiner Leute, alles, was zum Beispiel auch ich weiß, und vielleicht sogar ein bißchen mehr. Er war sechzehn Monate bei dieser Einheit, lange genug also, um sich im Depot auszukennen.«
»War er verläßlich?« wollte Lemmert wissen.
Doch für diese Frage hatte der Colonel nur eine resignierende Geste. Er winkte ab, und statt seiner antwortete Breeg: »Kommissar, Sie wissen es doch auch! Wenn man vor nichts zurückschreckt, bringt man jeden zum Reden.«
»Da haben Sie leider recht«, sagte Lemmert.
Noch einmal forderte Morrison den Leutnant auf, Sergeant Towler zu holen. Breeg ging. Schon wenige Minuten später brachte er den Unteroffizier, der sich bei Morrison mit den Worten meldete: » Sergeant Towler zur Stelle, Sir!«
Der Colonel zeigte auf den fünften Stuhl am Tisch, wartete, bis Bob Towler sich gesetzt hatte, und sagte: »Erzählen Sie uns von dem Morgen, an dem Haggerty und Sie den Dienstplan besprachen und Haggerty sich dann von Ihnen verabschiedete!«
Und Towler erzählte. Da er ein gutes Gedächtnis hatte, kam eine Menge zutage. Die Dialoge spulte er fast wörtlich herunter, aber nachdem er Haggertys saloppen Exkurs über Aids zum besten gegeben hatte, sah er sich zu einer persönlichen Stellungnahme veranlaßt: »Ich dachte noch so bei mir, das Thema ›Aids‹ sei viel zu ernst, als daß man Witze darüber machen dürfe. Aber Jeff, also Sergeant Haggerty, war in seiner ganzen Art, jedenfalls was Frauen betrifft, etwas …, na, wie soll ich sagen, also …, er war etwas lockerer, als ich es bin.«
»Dann war es zwischen ihm und dem Mädchen auch nichts Ernstes?« fragte Breeg.
»So wahnsinnig ernst wohl nicht, denn das mit der Hochzeitsreise war ja anders zu verstehen. Damit meinte er nur, daß es zwischen den beiden so ähnlich zugehen würde wie auf einer Hochzeitsreise. Sie wissen schon, was ich meine.«
Die vier wußten es, und sie nickten. Lemmert fragte, wann und wo Haggerty das Mädchen kennengelernt habe. Auch darüber konnte Towler Auskunft geben.
»Hat Haggerty Ihnen zufällig erzählt, wer zuerst in dem Lokal war, er oder die Frau?« fragte Breeg.
»Moment!

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