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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Ja, er sagte, er hätte sich schon eine Stunde gelangweilt, als die beiden reinkamen, die Frau und der Mann.«
»Vielleicht«, sagte Lemmert, »hat jemand, der im Lokal war, der Frau und ihrem Begleiter telefonisch durchgegeben, daß Haggerty dort sei, und dann kann die Kontaktaufnahme von selten der Frau ganz gezielt erfolgt sein. Hat er Ihnen gesagt, welches Lokal es war?«
»Nein. Aber mir fällt da grad was ein! Ich brachte ihn zum Bus, und ich wunderte mich darüber, daß das Mädchen ihn nicht abholte. Er hatte zwar ’ne Erklärung dafür, nämlich die, daß sie den Wagen erst später zur Verfügung hätte, aber jetzt kommt mir natürlich eine ganz andere Idee.«
»Welche?« fragte Morrison.
»Vielleicht wollte die Frau nur deshalb nicht am Schlagbaum vorfahren, weil man ihren Wagen nicht sehen sollte.«
Wieder nickten die anderen, und dann fragte Breeg: »Hat Haggerty gesagt, daß er das Boot ein paar Tage vorher bestellen mußte?«
»Nein. Aber das hätte ja auch das Mädchen tun müssen, denn soweit ich Jeff verstanden hab’, wußte er nur, daß es nach Ostende ging. Alles andere, Haus und Boot, war wohl eher ihre Sache. Er war ja bloß eingeladen.«
»Und an den Namen des Mädchens können Sie sich wirklich nicht erinnern?«
»Tut mir leid! Kann sein, daß Jeff ihn beiläufig erwähnt hat, und dann hab’ ich ihn überhört oder vergessen. Kann aber auch sein, daß er gar nicht gefallen ist.«
»Und Einzelheiten über das Aussehen des Mädchens?« fragte Morrison.
»Auch nur, was ich schon gesagt hab’. Das Übliche, was Männer so aufzählen. Und die sechshundert Gramm auf jeder Seite waren bestimmt nicht wörtlich zu nehmen.«
    Towler wurde entlassen, und als die vier wieder unter sich waren, meinte Morrison: »Die meisten seiner Informationen lassen sich unterschiedlich auslegen, wie zum Beispiel die telefonische Bestellung des Segelbootes. Wir wissen, es wurde auf den Namen Haggerty bestellt. Wir wissen, es war eine Männerstimme. Und wir wissen, das Gespräch lief auf englisch. Also kann durchaus Haggerty selbst mit dem Verleiher telefoniert haben, obwohl Towler das anders sieht. Aber selbst wenn Towler recht hat und Haggerty nur der Gast war, der sich um Planung und Organisation der Reise und auch des Segeltörns nicht zu kümmern brauchte, kann die Geschichte immer noch sauber sein. Die Frau kann ihren Bruder gebeten haben, dort anzurufen, oder ihren Vater oder ihren Segellehrer.«
    »Und warum hat der dann englisch gesprochen?« fragte Lemmert.
    »Vielleicht«, antwortete der Captain , »weil er mit dem Ausland telefoniert hat und das Englische nun mal die nächstliegende Fremdsprache ist. Und auch, daß das Mädchen nicht an den Schlagbaum kam, kann ja wirklich daran gelegen haben, daß sie den Wagen erst …«
Das Telefon läutete. Breeg nahm den Hörer ab, lauschte und reichte ihn dann über den Tisch: »Für Sie, Sir.« 
    Morrison meldete sich, und danach hörte er sehr lange zu, machte sich Notizen, stellte knappe Zwischenfragen. Als er aufgelegt hatte, sah er kurz in die kleine Runde und sagte: »Meine Herren, wir brauchen nicht mehr darüber zu rätseln, wo Haggerty sein könnte. Er ist tot. Seine Leiche wurde heute morgen gefunden. Sie ist in Ostfriesland angetrieben, in der Nähe eines winzigen Ortes namens …«, er warf einen Blick auf seine Notizen, »Honnewarf«.
»Also ein Unglück!« sagte der Captain , aber diese Feststellung kam zu früh, denn der Colonel war noch nicht fertig.
»Es liegt schon ein erster medizinischer Befund vor«, sagte er, »und demnach ist Haggerty im Laufe der letzten vierundzwanzig Stunden ertrunken, also eine ganze Woche nach der Explosion auf dem Boot.«
»Besteht kein Zweifel, daß er es ist?« fragte Lemmert. »Nein, die Beschreibung trifft auf ihn zu. Zum Beispiel stecken in Haggertys rechter Armbeuge etwa dreißig kleine Splitter, die von einer chemischen Panne herrühren. Der angetriebene Körper hat sie auch. Und der Tote trug Haggertys Erkennungsmarke.«
»Aber wieso ist der Mann erst gestern ertrunken?« fragte Breeg.
»Da gibt es zwei Theorien. Er ist eine Woche lang mit Schwimmring lebend im Wasser getrieben, und gestern war es dann soweit, oder er ist gekidnappt worden, man hat ihn die ganze Woche ausgequetscht und dann gestern
nacht bei …«, Morrison sah wieder auf sein Papier, »Honnewarf in die Nordsee geworfen.«
»Man muß«, meinte Lemmert, »doch feststellen können, ob er schon seit einer Woche im Wasser war! Die

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