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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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ohne das binäre System, mit anderen Worten, als viel gefährlicher.«
Golombek gab das Papier zurück, und dann kam sie, die Frage, auf die Robert und seine Freunde gewartet hatten:
»Woher haben Sie das?«
Es war Nadine, die darauf antwortete: »Von meiner Schwester Véronique. Sie ist mit einem Offizier aus der US-Army verheiratet, der vor zwei Monaten von Karlsruhe nach Brüssel versetzt worden ist.«
Die Klippe war überstanden, denn Golombek fragte gleich weiter: »Und wissen Sie auch schon, in welchem der vielen Bunker die Giftbomben liegen und wie wir in diesen Bunker hineinkommen?«
»Wir haben auch das inzwischen herausgefunden. Unsere Helfer bereiten das ›Unternehmen Wasloh‹ ja schon seit Monaten vor.«
Rüdiger klopfte Robert auf die Schulter. »Ihr habt wirklich gute Arbeit geleistet«, sagte er und wandte sich dann an Golombek, »aber auch Ihnen muß ich sagen: Respekt!«
»Na, wer baut uns denn diesen Tunnel?« erwiderte Golombek.
Rüdiger winkte ab. »Das hab’ ich schließlich mal gelernt. Aber Sie geben Ihr Land her und bezahlen auch noch.«
»Was ich jetzt gern mal machen würde«, sagte Golombek, »wäre ein kleiner unterirdischer Spaziergang, oder ist das nicht möglich?«
»Nein«, antwortete Rüdiger, »die Schnecke füllt ja den Tunnel aus, und es würde einen Riesenaufwand bedeuten, sie rauszunehmen. Per Hand ginge das nicht, nur mit der Presse, die nicht nur schieben, sondern auch ziehen kann. Und dann müßten wir Stück für Stück die zwei Meter langen Segmente abkoppeln – fünf, zehn, je nachdem – und die im Tunnel verbliebenen Teile mit Hilfe eines Gestänges wieder an ihren Platz bringen; erst dann hätten Sie ein paar Meter frei zum Begehen.«
»Bloß das nicht!« Golombek winkte mit beiden Händen ab.
»Außerdem«, fuhr Rüdiger fort, »dürften wir das Aggregat nicht anwerfen, weil die Ramme jetzt außer Betrieb ist.«
»Aber in die Grube klettern, wäre das möglich?«
»Klar! Nehmen Sie die Halogenlampe mit, die da auf der Schubkarre liegt. Sie ist angeschlossen.«
»Ich möchte mir das auch mal aus der Nähe ansehen«, sagte Nadine. »Darf ich mit, Herr Golombek?«
»Natürlich!«
Robert verließ mit Rüdiger die Halle. Golombek und Nadine warteten, bis die kleine Tür wieder abgeschlossen war, und dann hoben sie die Plane an, schlüpften durch den Spalt, Golombek mit der Lampe in der Hand voran.
Unten schritten sie erstmal die lange Grube ab. An der Betonwand machten sie kehrt, gingen zur Tunnelmündung. Golombek stellte die Lampe auf den Boden, und dann setzten sie sich nebeneinander auf eine der Schienen.
»Ein phantastisches Prinzip«, sagte er, »Schnecke und Rohr schieben sich gleichzeitig vor; das eine schafft den Hohlraum und das andere die Umwandung.« Er zeigte erst auf die gewaltige, noch mit Kies angefüllte Spirale und dann auf den fast zentimeterdicken Stahlmantel.
»Ja«, sagte sie nur.
Als Golombek in der Frankfurter Hotelbar mit Nadine über einen unterirdischen Zugang zum Depot gesprochen hatte, war er der Meinung gewesen, sie würden sich mühsam durchzukämpfen haben durch Sand und Geröll, bewaffnet mit Bohrern, Spaten und Spitzhacken, würden mit Schalbrettern und Stützbalken arbeiten, aber nun lag vor ihnen ein blitzsauberer Zylinder, der aussah wie eine UBahnröhre im Kleinformat. Keine Unebenheiten, keine Holzkonstruktionen, um deren Haltbarkeit man fürchten mußte; statt dessen eine glatte metallene Wand.
»Ich glaube«, sagte er, »am Tage X dürfen wir da nicht mit Straßenschuhen rein. Wenn ein Dutzend Sohlen und Absätze durch den Tunnel poltert, könnte es kritisch werden, weil es dann ja keine Ramme mehr gibt, die die Sensoren ablenkt.«
»Barfuß wäre am besten«, sagte Nadine. »Oder diese leichten Slipper.« Sie hob ihren rechten Fuß an, streifte sogar den kleinen, aus weichem Leder gearbeiteten Schuh ab. Er nahm ihn in die Hand, befühlte ihn. »Ja«, sagte er, »so was brauchen wir. Barfuß wäre nur im Tunnel gut, aber nicht im Camp.«
Er wollte ihr den Schuh wieder überstreifen, ergriff ihren Fuß. Aber dann vergaß er, was er wollte, oder fand etwas anderes viel reizvoller, hielt weiterhin den nackten Fuß, der fast verschwand in seinen Händen. »Wie klein!« sagte er. »Und wie schön!«
»Sie führen ein seltsames Leben«, sagte sie, und das überraschte ihn, weil sie doch von etwas ganz anderem gesprochen hatten. Immer noch hielt er ihren Fuß.
»Ein deutsches Leben«, antwortete er. »Geordnet, in Wohlstand und nun schon

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