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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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gelagert.
    Seine eigenen Leute von der Baustelle fernzuhalten, war ihm ohne große Schwierigkeiten gelungen. Fünf von ihnen hatten Urlaub nehmen müssen. Er hatte erklärt, daß der Bau des Schwimmbades und die Turniervorbereitungen einen geregelten Arbeitsablauf auf dem Gestüt ohnehin verhindern würden. Die zwei Männer aus Nikschitsch in Montenegro waren in ihre Heimat gereist. Ein anderer, der in Wasloh wohnte, hatte kurzerhand seinen Campingwagen gerüstet und war mit seiner Familie an die Ostsee gefahren. Golombeks jüngster Angestellter, ein Siebzehnjähriger aus Hegenau, hatte gesagt, er werde seinen älteren Bruder in Hannover besuchen, und der fünfte schließlich, Sepp Laubinger aus Kellbach, wollte endlich Haus und Garten in Schuß bringen. Was die drei zurückgebliebenen Mitarbeiter betraf, so waren es diejenigen, denen er am meisten vertraute. Einer von ihnen war der vierundvierzigjährige Joseph, den er eingestellt hatte, als Marianne noch ganz klein gewesen war. Die beiden anderen Männer, Heinz Rademacher und Max Hübner, stammten aus Wasloh, wohnten auch dort. Beide gehörten alteingesessenen Familien an, und er kannte ihre kritische, ja, aggressive Einstellung zum Depot. So waren für die Dauer der riskanten Aktivitäten drei Männer auf ihren Arbeitsplätzen verblieben, bei denen er unter Umständen sogar das Risiko eingehen durfte, sie einzuweihen. Und von ihnen wohnte nur Joseph im Haus, daneben allerdings noch Laura, aber auch auf sie konnte er sich verlassen. Sollten diesen Menschen die geheimnisvollen Vorgänge auf dem Gestüt in irgendeiner Weise auffällig erscheinen, so wäre er der erste, mit dem sie darüber sprächen. Und wenn er sie dann um ihr Schweigen bäte, würden sie schweigen; das wußte er.
    Die Vorbereitungen also waren getroffen. Alle Maschinen und alle Materialien befanden sich an ihren Plätzen. Der Tag war da, an dem die Ramme zum erstenmal eingesetzt werden sollte. Oben, in zwölf Metern Höhe, hing der kalte Bär, ein fast meterhoher, in seinem unteren Teil tropfenförmig verdickter, anderthalb Tonnen schwerer Eisenklotz. Direkt unter ihm stand der erste Spannbetonpfeiler. Es war acht Uhr morgens.
    Rüdiger hob den Daumen, und sein Mitarbeiter Fred, der die Ramme bediente, tat den entscheidenden Handgriff. Golombek, Robert und Nadine standen in der geöffneten Haustür, als der Bär niedersauste. Nadine griff sich an den Kopf, Golombek kniff die Augen zusammen, und Robert lächelte.
    Es war in der Tat ein gewaltiger Lärm, der nun in rascher Folge zu ihnen herüberdröhnte. Golombek zog Nadine und Robert ins Haus und schloß die Tür. »Dagegen ist der Krach meines Schredders ein sanftes Wiegenlied«, sagte er.
    »Ihres was?« fragte Nadine.
    »Meines Schredders. Das ist eine Häckselmaschine. Das Lauteste, was wir auf dem Hof haben.«
    In der Diele standen Champagner und Gläser bereit. Er schenkte ein und sagte dann: »Auf ein gutes Gelingen!«. Sie tranken.
Wenig später gingen sie zur Reithalle. Golombek öffnete mit seinem Schlüssel eine kleine Tür in der Nordwand. Als sie eingetreten waren, schloß er sie wieder ab. Für den Zugang zur Halle hatten sie sich auf diesen Modus geeinigt. Ein weiteres Alarmsystem zu installieren, war ihnen als zu kompliziert erschienen. Ein akustisches entfiel wegen der Ramme ohnehin, und bei einem Leuchtzeichen über der Tür hätten die drinnen Beschäftigten gleich auf zwei Lampen achtgeben müssen. So hatten sie sich für die viel einfachere Methode entschieden, daß jeder, der in der Halle eingesetzt war, einen Schlüssel für die kleine Tür bekam.
    Die Presse arbeitete bereits. Auf dem Bock saß Rüdiger, der sich auch hier für den pünktlichen und reibungslosen Start verantwortlich fühlte und deshalb von der Außenbaustelle in die Halle übergewechselt war. Er winkte den Eingetretenen zu. Für sie war es ein aufregendes Erlebnis, zu beobachten, wie der Gewindekopf den Kies herausschälte und nach hinten transportierte und gleichzeitig das erste Zylinderstück zentimeterweise im Erdreich verschwand. Und in der Tat: Sie standen nun am Rande der Grube, ganz nah bei der Presse, und hörten weder die Bohrgeräusche noch das hinter der Strohbarriere arbeitende Aggregat, so beherrschend waren auch hier die Rammstöße, die draußen den Betonpfeiler in den Boden trieben.
    Golombek nickte Robert und Nadine zu, und das hieß, daß er zufrieden war. Dann applaudierte er sogar dem auf seiner Maschine thronenden Rüdiger. Der konnte

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