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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Höhe.
»Keine Angst!« rief Rüdiger. »Das gibt sich wieder!«
»Aber das Grundwasser muß doch viel tiefer liegen!« sagte Robert.
»Tut es auch.« Rüdiger schob ihn mit der Linken noch weiter zurück. Rechts hielt er die Lampe in die Höhe. »Das ist Schichtwasser, nicht gefährlich. Es hat sich hinter dem Stein aufgestaut, und jetzt kriegt es Luft. Das ist wie bei einem faulen Zahn, den du anbohrst, damit der Eiter rauskommt. Es wird gleich vorbei sein.«
Sie waren etwa fünf, sechs Meter zurückgekrochen und nun völlig durchnäßt, stellten aber fest, daß der Druck der aus dem Stein schießenden Fontänen nachließ. Schließlich tröpfelten die so unvermutet aufgebrochenen Quellen nur noch und versiegten dann. Wenig später hatte sich der Wasserstand auf ungefähr drei Zentimeter gesenkt, denn der erste große Schwall war nach hinten abgeflossen.
Sie krochen wieder nach vorn, und dort bot sich ihnen ein Bild, das sie geradezu beglückte. Immer mehr Risse waren entstanden. Im Verbund mit den Bohrlöchern bildeten sie ein Mosaik, dessen Einzelteile wie riesige Honigwaben aussahen.
Rüdiger zog seine Handschuhe an und griff an den Stein, kratzte, drückte, rüttelte, und plötzlich brach ein etwa köpf großes Stück heraus und kippte nach vorn. Er fing es auf, und das war gut. Der Schlag gegen die Stahlröhre zu dieser Stunde und so nah am Camp hätte womöglich Alarm ausgelöst. Behutsam legte er das schwere Stück vor sich ab. »Jetzt gibt es Arbeit!« sagte er. »Ich schlage vor, ihr sagt Igor und Pierre Bescheid, und dann läuft erstmal die OPERATION MATRATZE. Sie wissen, Herr Golombek, was ich meine?«
»Klar, den Transport durch den Tunnel, nur leider noch nicht mit der Granate, sondern mit Steinen.«
»Genau! Haben Sie eine?«
»Natürlich.«
»Eine alte, durchgelegene wäre besser als eine neue.«
»Auf dem Dachboden ist bestimmt was Brauchbares. Ich seh’ gleich mal nach.«
»Bringen Sie das Seilende und auch eine Plane mit, in die wir die Steine einschlagen! Robert wartet mit den anderen in der Grube. Sobald es am Seil dreimal kräftig ruckt, kann der Transport losgehen.«
    Als das Hindernis endlich beseitigt war, wurde es draußen schon hell. Für ein paar Stunden legten sie sich hin, waren bei Arbeitsbeginn wieder zur Stelle.
    Um fünf Minuten nach acht sauste der kalte Bär auf den nächsten Betonpfeiler herab, und unmittelbar darauf schaltete Rüdiger das Aggregat der Presse ein. Die Schnecke wurde zusammengesetzt, kroch durch den Tunnel, und einige Stunden später mahlte sie sich in den nächsten Meter hinein.
    Golombek, der neben der Grube stand, dachte: Der Apfelsinenkern am Strohhalm ist weg. Alles kann normal weitergehen.
    Doch plötzlich leuchtete die rote Lampe auf. Noch bevor die Männer die Plane ergriffen hatten, war Pierre durch die kleine Tür in die Halle geschlüpft. Er lief auf Golombek zu und sagte: »Da ist ein Herr Fehrenkamp, der Sie sprechen will. Er guckt sich die Arbeiten am Schwimmbad an.«
    Golombek wandte sich an alle: »Keine Panik! Wir brauchen nichts abzudecken, können sogar weitermachen. Es ist ein Freund. Er wird nicht in die Halle kommen.« Er verschwand, begrüßte Markus Fehrenkamp am Schwimmbad und führte ihn ins Haus.

8.
    Markus Fehrenkamp war etwas kleiner als Golombek, hatte auch nicht dessen schlanke, sportliche Figur, wirkte dennoch kaum älter. Mit seinen zweiundsechzig Jahren hatte er immer noch volles dunkelblondes Haar und eine gesunde rosige Gesichtsfarbe, obwohl er Raucher war.
    Golombek war für diesen Besuch gerüstet, denn er hatte damit gerechnet, daß der Freund irgendwann auftauchen würde.
    »Wie geht es Katharina? Wir hörten, sie sei ganz plötzlich nach Ibiza gereist.«
»Weißt du, Markus, es war bei uns beiden einfach mal soweit. Vielleicht geht es dir und Julia ähnlich, was den Tribut der Jahre oder gar der Jahrzehnte betrifft. Katharina und ich jedenfalls waren an dem Punkt angelangt, an dem der eine, was er auch sagt, dem anderen auf die Nerven fällt. Entweder sind es die falschen Worte, oder er hat den falschen Tonfall oder die falsche Lautstärke. Begreifst du, was ich meine?«
Fehrenkamp lächelte. »Du hast«, antwortete er, »das Schweigen vergessen, das sich ja auch sehr provozierend einsetzen läßt. Wer kennt das nicht? Hinzu kommt bei euch beiden, nach Mariannes Tod, eine extreme Verletzbarkeit. Aber ihre Reise ist doch hoffentlich in gutem Einvernehmen und nicht mit einem Donnerschlag erfolgt?«
»In bestem Einvernehmen.

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