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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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den Salon. Nielson schloß die Tür, legte die Leisten vor, und gleich darauf saßen die beiden wieder auf ihren Plätzen. Thaden war aufgewühlt. Er hatte das Rätsel des geheimnisvollen Funkspruchs gelöst, doch den Schuldigen noch immer nicht gefunden! Natürlich, Nielsons Weste war alles andere als weiß, aber verdammenswert war er nicht. Das war der andere.
»Zwei zu zwei«, sagte er schließlich.
»Und jetzt?« fragte Nielson. »Jetzt muß Ellerup wohl wieder ein Telegramm nach Hamburg durchgeben. Gratuliere! Was mich allerdings noch interessiert: Gehören Sie zu den Pressefüchsen, oder sind Sie der, der die Fünfzigtausend kassiert?«
Thaden blickte zu Boden, schwieg lange, und als er dann endlich antwortete, kam etwas ganz anderes: »Erzählen Sie mir doch noch ein bißchen von Ihrem Sohn, bitte!«
Überrascht sah Nielson ihn an. »Warum?«
»Ich finde, er hat eine tragende Rolle in diesem Drama. Weil Sie ihn nicht verlieren wollten, haben Sie sich auf illegale Geschäfte eingelassen und auch diesen Leuffen an Bord genommen.
Wäre der nicht gewesen, hätten Sie die Schiffbrüchigen wahrscheinlich gerettet.«
»Ja, das stimmt. Übrigens wissen Sie noch nicht alles. In Philadelphia hatte ich Post von meinem Sohn. Er hat sich von mir losgesagt. Geschäftlich. Will ausgezahlt werden. Er traut es mir nicht mehr zu, daß ich den Karren wieder aus dem Dreck ziehe.
Das ist eigentlich das Schlimmste von allem, daß er nicht mehr an mich glaubt.«
»Ich finde, das Schlimmste sind die Toten der MELLUM.«
»Natürlich! Ja, und jetzt werden Sie in Ihrer nächsten Folge das große Geheimnis lüften. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Sind Sie nun Journalist, oder wollten Sie sich die ausgesetzte Belohnung verdienen?«
»Ich möchte Ihnen was zeigen, bin in einer Minute wieder da.«
»Okay.«
Thaden ging, an Piet Snock vorbei, in seine Kabine, und als er, mit seiner Brieftasche in der Hand, zurück war, hatte Nielson nachgeschenkt. Eine merkwürdige Gegnerschaft, dachte Thaden. Man rechnet miteinander ab, und zwischendurch trinkt man und das auch noch aufs gegenseitige Wohl.
»Was wollen Sie mir zeigen?«
Thaden öffnete die Brieftasche, holte ein Foto heraus – es hatte ebenfalls das Postkartenformat – und legte es auf den Schreibtisch. Es war aus dem vergangenen Jahr und zeigte Sigrid und Arndt in der Abteilung für Zimmerpflanzen. Sie standen vor einer Ansammlung von hohen Farnen, Gummibäumen und Palmen. Wenn nicht an einer der Palmen das Preisschild zu sehen gewesen wäre, hätte man meinen können, die Aufnahme sei im Unterholz eines Tropenwaldes gemacht worden.
Nielson nahm das Foto, betrachtete es, sah dann fragend auf.
»Meine Frau und mein Sohn«, sagte Thaden.
»Ich denke, Sie haben keine Kinder! Das haben Sie doch gesagt!«
»Als die MELLUM unterging, waren drei Passagiere an Bord, meine Frau, mein Sohn und ich. Gerettet wurden außer mir nur der Bootsmann und zwei Filipinos.«
Nielson gab das Foto zurück, stützte die Ellenbogen auf, legte den Kopf in beide Hände. »Mein Gott!« sagte er leise, und dann schwieg er lange, bewegte sich nicht, war wie versteinert. Endlich nahm er die Hände vom Gesicht, und was er sagte, klang, als sollte da ein Wettkampf fortgesetzt werden; aber Thaden begriff sofort, daß viel mehr gemeint war: »Vier zu null für Sie.«

13
    James Hamilton freute sich. Vor einer Woche hatte er Howard Foreman angerufen und ihm das Signal gegeben, hatte gesagt: »Es ist soweit!«, und jetzt lag das Ergebnis vor ihm auf dem Tisch. Er hatte sich in der Hauptstadt zwei deutsche Zeitungen besorgt, ein Boulevard-Blatt und eine seriöse Tageszeitung. Schon auf dem Rückweg zur Madrugada, im Fond seines Wagens, hatte er die groß aufgemachten Artikel über die neue Version seines Sterbens gelesen. Nun, zu Hause, las er sie ein zweites Mal.
    Der Tenor der Berichterstattung war für das postmortale Ansehen Ernst Pohlmanns zwar nicht gerade förderlich, für den quicklebendigen James Hamilton aber außerordentlich beruhigend. Übereinstimmend verurteilten die beiden Zeitungen, was der einstige EUROVIT-Chef getan hatte. Ihre Kommentare zum VEREIN DER POHLMANN-GESCHÄDIGTEN, vor allem zu dessen nunmehr erwiesener Brutalität, fielen hingegen unterschiedlich aus. Das Räuberblatt, im Umgang mit blutigen News nicht gerade zimperlich, hatte die Nachricht vom Tode Ernst Pohlmanns mit den Worten überschrieben: EIN HAI FRISST DEN ANDEREN. Nun sprach es von VOLKES STIMME, die sich im

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