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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Ratschläge mehr. Es mochten zwanzig, vielleicht sogar fünfundzwanzig in hauchdünne Dessous oder Gewänder gekleidete Mädchen sein, die in den mit dunkelroter Seide bezogenen Fauteuils saßen oder abwartend am Geländer der breiten, nach oben führenden Treppe standen.
Andere waren mit ihren Gästen beschäftigt, tranken, plauderten, scherzten oder tanzten mit ihnen, alles in großer Freizügigkeit. Vor dem langen Tresen, an dem drei ganz in Weiß gekleidete Barkeeper für die Getränke sorgten, tanzte ein groteskes Pärchen sogar in unbekümmerter Nacktheit. Er war ein Herkules und sie so klein, daß eine ihrer zierlichen Brüste in der Mulde seines Nabels ruhte. Weltvergessen schoben sich die zwei nach den Klängen einer zarten Melodie am Tresen entlang, hin und her.
James Hamilton hatte schon immer ein Faible für Prostituierte gehabt. Er sah in den Frauen, die sich verkauften, nicht die sittlich Verkommenen ihres Geschlechts, sondern die Klugen, die das Kapital, mit dem die Natur sie ausgestattet hatte, nicht an einen einzelnen verschwendeten, sondern es weise feilhielten zu einem Preis, der den Vorteil hatte, daß er ihnen Nacht für Nacht neu gezahlt werden mußte.
Er setzte sich, bestellte einen Wodka-Lemon, und schon das Kredenzen dieses Allerweltsgetränks wurde zum erotischen Auftakt. Ein schwarzhaariges Mädchen stellte das Glas auf den flachen Tisch. Sie trug einen Umhang aus feinstem Musselin, und an den Ohren saßen große, dunkelgrüne Clips. Durch das hauchdünne Gewebe sah er die straffe, wohlgeformte Brust, den schlanken Leib, das schwarze Dreieck in ihrem Schoß und die makellosen Beine. Ja, er sah das alles wohl, und doch schien es durch den Schleier wie in ein diffuses Licht getaucht. Aber schon schickte die Schöne sich an, ihm mehr zu gewähren. Sie löste ein Bändchen am Hals und öffnete dann mit graziöser Geste ihr langes, wallendes Gewand.
» Me llamo Alicia, a tus órdenes! « Ich heiße Alicia, zu deinen Diensten.
Er spürte sein Geschlecht hart werden.
»Und wie heißt du?« wollte sie wissen.
»Jaime«, antwortete er.
Sie kniete sich hin, lächelte ihn an.
»Du bist sehr schön«, sagte er.
»Wollen wir nach oben gehen?« fragte sie.
»Ja.«
Sie half ihm aus dem tiefen Sessel, und auch als sie dann die Treppe hinaufgingen, ließ sie seine Hand nicht los.
Im Zimmer, das mit schönen schweren Möbeln und einem weniger schönen riesigen Deckenspiegel ausgestattet war, kam er dann wirklich zu seinem Fest. Zum ersten Mal seit seiner Flucht ließ er sich mit einer Frau ein, und es mochte an der langen Entbehrung liegen oder ganz einfach an der Freude, die ihn erfüllte, daß er in einen Rausch der Sinne geriet, wie er ihn so mächtig und so beglückend nie zuvor erlebt hatte. Alicia gab ihm alles, Leidenschaft und zugleich große Zärtlichkeit, und als es zu Ende war, fragte sie: »Kommst du wieder?«
»Zu dir immer«, antwortete er und drückte sie an sich.
» Qieres otra vez? « Möchtest du noch einmal?
»In ein paar Tagen«, antwortete er, und es war ihm ernst damit.
Als er wieder draußen war, ließ er sich noch eine Weile durch die Zona rosa treiben, das Glanz- und Glitterviertel der Zwanzig-Millionen-Stadt, in dem die teuren Läden, die exklusiven Restaurants, die eleganten Bars und die gepflegten Boulevards darüber hinwegtäuschten, daß nur ein paar Schritte weiter die Armen mit ausgestreckten Händen am Straßenrand saßen und ihre Kinder neben ihnen in Pappkartons schliefen.
Er blieb vor dem Schaufenster eines Juweliergeschäfts stehen, betrachtete die Auslagen, staunte über die Phantasie und die Kunstfertigkeit der Mexikaner im Umgang mit ihren edlen und halbedlen Materialien. Da gab es breite Goldringe mit eingravierten indianischen Motiven, lange Halsketten aus eingefaßten Granat-, Malachit- und Achatsteinen und vor allem Silberschmuck aus Taxco. Aber plötzlich stockte ihm der Atem! Auf einem kleinen gläsernen Bord lag, flankiert von einem winzigen Tennisschläger und einer ebenfalls nur wenige Zentimeter großen Pistole, ein geflügelter Penis! Die drei Miniaturen waren aus Silber gearbeitet und mit Kettchen und Ringen versehen, stellten also Schlüsselanhänger dar. Bei dem Penis war es die gleiche Ausfertigung wie die jenes Stückes, das er zur Bekräftigung seiner PohlmannIdentität in Cancún zurückgelassen hatte.
Gleich den meisten anderen Geschäften der Zona rosa war auch dieses trotz des späten Abends noch geöffnet. Er trat ein. Um dem Verkäufer

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