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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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ganzen Jahr.«
Maibohm steckte das Notizbuch ein, fischte eine Zehndollarnote aus seiner Jackentasche und gab sie Antonio, sagte dabei: »Aber der Espresso ist gratis, nicht?«
»Na klar!«
    Im Hotel erstattete Maibohm Bericht. Nielson war gepackt von der Neuigkeit, daß wieder ein langes, schwarzes Auto mit dunklen Scheiben ins Spiel gekommen war. »Vielleicht«, sagte er, »können wir jetzt endlich Nägel mit Köpfen machen. Ich glaube, vom Distrito Federal abgesehen, ist Tlaxcala der kleinste Staat der Republik, und so viele schwarze CADILLACS wird es da nicht geben.«
    »Wie gehen wir am besten vor?«
»Erst mal erkundigen wir uns in Tlaxcala nach dem
    Wagen, ja, und dann ist es vielleicht an der Zeit, meinen Freund in Puebla zu besuchen. Ich hab’ das Gefühl, ein Einheimischer könnte uns jetzt nützlich sein.«
    »Würde dein Freund denn bei einer so heiklen Sache mitmachen?«
»Ehrlich gesagt, Freund ist ein bißchen übertrieben; aber das hat den Vorteil, daß wir ihn wahrscheinlich mit Geld dazu bringen können, uns zu helfen.«
»Wär nicht schlecht. Woher kennst du ihn?«
»Vor Jahren war ich mal sein Käpt’n. Nicht auf der CAPRICHO. Er fuhr bei mir als Koch, und als er meinte, genug verdient zu haben, ging er nach Puebla, wo er aufgewachsen ist, und eröffnete ein Restaurant. Es hat einen guten Namen, aber trotzdem kommt er nur schwer über die Runden. Eine kleine Finanzspritze würde ihm sicher willkommen sein.«
»Sehr gut!«
»Wenn wir jetzt bald aufbrechen, wissen wir heute nachmittag vielleicht schon mehr, und je nachdem, wie das aussieht, richte ich meine Puebla-Reise ein.«
Maibohm fand den Vorschlag gut. Sie packten ihre Koffer, aßen dann im Restaurant des Hotels zu Mittag, und so kam es, daß Thaden sie telefonisch dort noch erreichte. Er war inzwischen in Guadalajara angekommen und hatte sich, wie Luise Pohlmann, im Hotel ROMA einlogiert.

9
    Nielson und Maibohm waren ein gutes Stück außerhalb der kleinen Stadt Tlaxcala in einem einfachen, ländlichen Hotel abgestiegen. Sie hatten, was den Komfort betraf, Abstriche gemacht und lieber für ein höheres Maß an Sicherheit gesorgt, denn sollten sie bei ihren Nachforschungen in irgendeiner Weise auffällig werden, wäre eine Gegenaktion nicht auszuschließen. Vielleicht würde man sich für ihren Aufenthaltsort interessieren, und darum hielten sie es für besser vorzugeben, sie wären nur auf der Durchreise. Ihr HOSTAL SAN CLEMENTE lag elf Kilometer vor Tlaxcala in Richtung Westen.
    Es war jetzt früher Nachmittag. Sie saßen in Maibohms Zimmer, das zwar spartanisch eingerichtet, aber geräumig und vor allem sauber war. Gleich nach der Ankunft hatten sie im Hotel ROMA in Guadalajara angerufen und für Thaden ihre neue Adresse hinterlassen.
    »Wir haben keine Ahnung«, sagte Maibohm zu Nielson, »ob Pohlmann sich tatsächlich in dieser Gegend verkrochen hat oder ob er gerade in der Fifth Avenue von New York spazierengeht oder vielleicht in Hongkong seinen Tee trinkt oder am Ende doch schon zu den Toten gehört. Aber falls er in der Nähe ist, könntet ihr durch einen dummen Zufall aufeinandertreffen. Kann doch sein, daß er ausgerechnet in der Amtsstube sitzt, in der wir ansetzen wollen, oder er kommt die Treppe runter, wenn wir sie raufgehen. Darum, meine ich, sollte ich mich erst mal allein umsehen.«
    »Im Prinzip hast du recht«, antwortete Nielson, »nur bezweifle ich, daß man es hier mit dem Englischen schafft. Mexico City, Acapulco, Cancún, auch Veracruz, die Häfen überhaupt, das sind Orte, in denen Tourismus und Handel dafür gesorgt haben, daß die Leute englisch sprechen. In der Provinz ist das anders, und wenn mein Spanisch auch nicht vom Feinsten ist, so kann ich mich zumindest mit den Leuten verständigen.«
    »Na gut, dann müssen wir’s wohl drauf ankommen lassen.«
    Um vier Uhr stiegen sie in ihren neuen Mietwagen, einen RANGE ROVER, und fuhren in die Stadt, parkten an der plaza, fanden dort nach kurzem Suchen das Rathaus. Aber plötzlich hatte Maibohm Bedenken, nun einfach da hineinzumarschieren und nach einem schwarzen CADILLAC zu fragen. Er wußte, mit jeder Frage, die man stellt, teilt man auch etwas mit, nämlich die eigene Neugier, und die kann den anderen hellhörig machen. Er blieb stehen und hielt Nielson fest. »Besser doch keine Behörde«, sagte er, »lieber ’ne Kneipe. Da können wir uns aussuchen, wen wir fragen wollen, und wir können auch wieder kehrtmachen, wenn die Leute uns nicht nach der Nase sind.

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