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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Auf einem Amt muß man immer gleich die Hosen runterlassen, und dann weiß Pohlmann womöglich fünf Minuten später Bescheid.«
    Nielson nickte und zeigte auf eine kleine Gaststätte, und kurz darauf saßen sie dort an einem mit Wachstuch bezogenen Tisch, hatten beide Bier bestellt. Es mochten etwa zehn Männer sein, die sich in dem Schankraum befanden, und zwei weitere spielten im Hintergrund Billard.
    »Wir können«, sagte Maibohm, »nach dem schwarzen CADILLAC, nach Luciano Morro oder nach der Madrugada fragen.
    Aber wenn wir die Leute nach dem Auto aushorchen, denken sie vielleicht an irgendeinen Vorfall mit Fahrerflucht oder an ähnliches und halten sich lieber raus. Ja, und mit der Madrugada hat man hierzulande offenbar so wenig am Hut, daß ich finde, wir sollten uns nach Morro erkundigen. Pirschst du dich mal eben ran an die drei, die hier neben uns ihre Buttermilch trinken?«
    »Das ist pulque und keine Buttermilch.«
    »Um so besser! Wenn die Frage verfänglich ist, kriegen sie das vielleicht gar nicht so richtig mit.«
    »Die sind durchaus noch klar im Kopf, reden über Geschäfte, genauer gesagt, über Schweinepreise.« »Wie willst du’s anpacken?«
    »Auf keinen Fall mit Geld. Bei deinem Antonio war’s das richtige Mittel, aber die campesinos können da sehr empfindlich sein.« Nielson stand auf, trat an den Nebentisch. Die dort geführte Unterhaltung verstummte sofort.
    »Verzeihung, señores, ich hab’ ein Problem. Wir sind auf dem Weg nach Veracruz, und jemand hat uns Grüße aufgetragen für einen Mann, den wir nicht finden können. Wir wissen nur, daß er in dieser Gegend wohnt.«
    »Und wie soll er heißen?« fragte einer der Männer. »Luciano Morro.«
    »Morro? Ich kenne keinen Morro.« Auch die beiden anderen schüttelten ihre Köpfe. Doch Nielsons Vorstoß hatte nicht nur die drei, sondern alle übrigen Anwesenden ebenfalls verstummen lassen, und sogar die Billardspieler hatten sich aufgerichtet. In die so plötzlich entstandene Stille hinein rief ein hagerer Alter, der allein an einem Ecktisch saß: » Luciano Morro es el administrador de la hacienda La Madrugada. «
    Nielson ging sofort zu ihm.
    »Darf ich mich für einen Moment an Ihren Tisch setzen?« fragte er.
    »Ja.«
Nielson nahm Platz und rief den Wirt herbei. Ob es recht sei, wenn er ihn zu einem Glas pulque einlade, wandte er sich wieder an den Alten. Die Zustimmung erfolgte durch leichtes Nicken.
Nielson bestellte, bat für sich um ein neues Bier.
»Wo finde ich Luciano Morro und seine Madrugada ?«
»Es ist nicht seine, aber er hat da das Kommando. Wenn Sie … sind Sie mit dem Auto unterwegs?«
»Ja.«
    »Also, wenn Sie nach Osten fahren, kommen Sie durch Huamantla, und ein paar Kilometer weiter biegen Sie links ab. Da geht es nach Altzayanca. Aber so weit dürfen Sie nicht fahren. Vorher führt links eine Privatstraße zur Madrugada .« 
    Die Getränke wurden gebracht. Nielson hob sein Glas.
    »Vielen Dank, señor! Auf Ihr Wohl!«
»Danke. Auch auf Ihr Wohl!«
Sie tranken, und dann fragte Nielson: »Kennen Sie Luciano Morro näher?«
    »Nein. Er stammt zwar aus dieser Gegend, aber ich hab’ nie mit ihm zu tun gehabt.« 
    »Die Leute, von denen ich ihm Grüße bringen soll, sagen, er fährt einen schwarzen CADILLAC.«
»Ja, den hab’ ich schon mal gesehen. Ist auch nicht sein eigener, sondern gehört señor Hamilton, dem  haciendero .«
»Hamilton? Ein Amerikaner?«
»Ich glaube, er kommt aus England.«
»Kennen Sie ihn?«
»Wo denken Sie hin! Solche Menschen kennt unsereiner nicht.«
»Und wie lange gibt es die Hacienda schon?«
Der Alte hob kurz die Schultern. »Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist sie älter als ich, und ich bin einundachtzig.«
»Donnerwetter, einundachtzig! Ob Hamilton auch so alt ist?«
»Er soll ein noch junger Mann sein.«
Nielson spürte die Enttäuschung fast körperlich. Sein ebenso kühn wie eilig errichtetes Gedankengebäude brach zusammen. Aber es richtete sich ebenso kühn und ebenso schnell wieder auf, denn der Alte ergänzte: 
    »So um die Fünfzig.« 
    »Fünfzig? Dann ist er kein junger Mann mehr!« 
    »Doch. Verglichen mit mir.«
Nielson mußte lachen, und bevor er dann etwas sagen konnte, fuhr der Alte fort:
»Soviel ich weiß, hat señor Hamilton die Madrugada im letzten Jahr gekauft.«
Nielson stand auf. »Haben Sie vielen Dank! Jetzt können wir die Grüße an den Mann bringen.«
»Reisen Sie heute noch weiter?«
»Ja.«
»Veracruz ist eine schöne

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