Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
vielleicht noch früher bekannt geworden war als den Behörden. Sie war im CAMINO REAL, im MALIBU, im MARRIOTT, im HOLIDAY INN und im TAPATIO gewesen, auch in ein paar Häusern der Mittelklasse, hatte Mexikos zweitgrößte Stadt kreuz und quer mit dem Taxi durchstreift und die Aktion erst abgebrochen, als die Rushhour ihren Höhepunkt erreichte.
    Sie hatte keinen Appetit, schob den nur halb geleerten Teller beiseite und ließ sich einen Mokka bringen. Er tat ihr gut, belebte Körper und Geist, und plötzlich kam ihr ein Gedanke, der die Entscheidung, so schnell wie möglich nach Hause zu reisen, herbeiführte:
    Natürlich! Warum ist mir das nicht eher eingefallen? Ein Ernst Pohlmann wird es darauf angelegt haben, daß für jeden, der im Umfeld der ehemaligen Reiseagentur MUNDIAL nach Spuren forscht, von Anfang an die Weichen falsch gestellt sind. Also hat er den Wirt in der Cafeteria, den wichtigsten, wenn nicht den einzigen potentiellen Informanten, mit falschen Fakten füttern lassen. Dieser Mann hat Guadalajara in seinen Kopf gekriegt, während Morro und das Mädchen nach Acapulco oder nach Cuernavaca oder vielleicht sogar ins Ausland gegangen sind.
    Und womöglich ist es gar kein Hotel, das die beiden an ihrem neuen Standort eröffnen, sondern ein Waschsalon oder eine Hühnerfarm oder auch, weil sie das nun mal gelernt haben, wieder ein Reisebüro, allerdings bestimmt nicht mit dem Namen MUNDIAL. Und wenn der Mann in der Cafeteria Auskunft gibt, kann er, wie hoch das Trinkgeld auch ausfällt, nur das sagen, was er weiß. Also sitze ich mit Sicherheit in der falschen Stadt. Ja, so muß es sein, und darum werde ich noch heute abend aufbrechen!

11
    Sie hatten ihren Plan umgestellt. Nielson sollte die nächtliche Inspektion nicht abwarten, sondern sich sogleich in Marsch setzen. Da Maibohm zu den Bewohnern der Hacienda auf keinen Fall Kontakt aufnehmen durfte, war als Ergebnis seiner Unternehmung ohnehin nichts weiter zu erhoffen als die Gewißheit, daß es irgendwo hinter Huamantla die Madrugada tatsächlich gab.
    So saß Nielson nun in einem Reisebus der Linie FLECHA DE ORO und war auf dem Weg nach Puebla. Er hatte es sich bequem gemacht, hielt die Augen geschlossen. Aber er schlief nicht, sondern dachte an das bevorstehende Wiedersehen mit José Dominguez, genannt Pepe, jenem Mann, der an Bord immer wieder versucht hatte, das Schiffsvolk für die mexikanische Küche zu erwärmen. Bei seinem Kapitän war ihm das gelungen, aber die Besatzung hatte an den scharf gewürzten exotischen Speisen keinen Geschmack gefunden. Es war schon acht Jahre her, daß sein früherer Koch der Seefahrt den Rücken gekehrt hatte. Viermal war er seitdem bei ihm gewesen und immer fürstlich bewirtet worden, aber trotzdem war ihm nicht verborgen geblieben, daß der verheiratete und mit fünf Kindern gesegnete Mann viel Mühe hatte, für das an der plaza von Puebla gelegene Lokal die hohe Miete zu erwirtschaften, sein Personal zu bezahlen und die große Familie durchzubringen.
    Um Viertel nach neun hatte der Bus die Stadt erreicht. Nielson nahm sich ein Taxi, war selbst beim Einsteigen noch unschlüssig, wohin es gehen sollte, zum Privathaus in der kleinen, stillen Straße Carril Rancho de la Rosa oder ins DON PEPE, entschied sich schließlich für das Restaurant.
    Als er an der plaza ausstieg, dachte er wieder einmal, wie recht Pepe daran getan hatte, sich an diesem Ort niederzulassen. Es war zwar laut hier, und es wimmelte von Autos, Bussen und Fußgängern, aber gerade sie verhießen ja Kundschaft, und überdies bot die lichterbesetzte und durch Scheinwerfer angestrahlte prächtige Kathedrale eine imposante Kulisse.
    Durch die Fensterscheiben sah er, daß im DON PEPE Hochbetrieb herrschte. Nur wenige Tische waren unbesetzt. Er trat ein, ging sofort nach hinten und stieß die Schwingtür zur Küche auf. Da stand er, der Chef, stand da in seinem weißen Küchendreß am Herd und rührte in einem Topf. Er hob den Blick, um zu sehen, wer es wagte, das Heiligtum zu betreten, denn soviel hatte er aus den Augenwinkeln wohl mitbekommen, daß der plötzlich inmitten der Küchendünste aufgetauchte große Mann nicht zum Personal gehörte. Und dann erkannte er seinen Kapitän! » Dios mío! « rief er, drückte dem ihm nächststehenden Gehilfen den Löffel in die Hand und lief auf Nielson zu.
    Sie umarmten sich, klopften sich gegenseitig auf die Schultern, immer noch einmal, bis Pepe seinen Besucher ins Lokal zog.
    Sie setzten sich an den Tisch,

Weitere Kostenlose Bücher