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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Stadt.«
»Ja. Nochmals danke!« Er kehrte zu Maibohm zurück, und wenig später brachen sie auf, fuhren in Richtung Huamantla. Sie erreichten die Privatstraße, die, wenn der Alte sie richtig informiert hatte, zur Hacienda führte. Maibohm bog zwar ab, stoppte dann aber und wendete. 
»Was ist los?« fragte Nielson.
»Ich hab’ plötzlich das Gefühl, wir müssen vorsichtiger sein. Stell dir vor, das hier ist tatsächlich Pohlmanns Grund und Boden, und er kommt uns auf halber Strecke entgegen! Die Straße ist verdammt schmal, und auf das Agavenfeld kann man nicht ausweichen. Also hätte er dich vor der Nase, und alles wäre aus. Besser, ich guck’ mir den Laden heute nacht allein an. Und du fährst morgen nach Puebla! Wenn irgend möglich, kommst du noch am selben Tag zurück und bringst deinen Freund mit. Der erste Kontakt zu Pohlmann darf auf keinen Fall durch einen Deutschen entstehen, denn er würde mit Sicherheit sämtliche Antennen ausfahren, sobald in dieser gottverlassenen Gegend ein Landsmann aufkreuzt und an seine Tür klopft.«
»Das glaub’ ich auch«, sagte Nielson. »Und mein Pepe sieht wirklich nicht nach einem BKA-Mann aus. Hoffentlich treff’ ich ihn überhaupt an!«

10
    Eigentlich hatte Luise Pohlmann schon nach ihrem Besuch bei der Stadtverwaltung kapituliert, als sie ein paar Häuserblocks zu Fuß gegangen und an der Kreuzung Hidalgo/Alcalde in ein wahres Verkehrschaos geraten war.
    Nur fünf bis zehn Minuten hatte sie dort gestanden und auf ein Taxi gewartet, aber selbst ein so kurzer Zeitraum hatte ausgereicht, sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu treiben. Wieso muß ich mich diesem höllischen Streß, diesem Lärm und dieser verpesteten Luft aussetzen, hatte sie sich gefragt, nur um einem Gregorio Morro nachzujagen, von dem ich ja gar nicht weiß, ob er die Spur zu meinem Mann preisgibt. Wahrscheinlich ist viel eher mit dem Gegenteil zu rechnen, daß er mich nämlich, auf Anweisung seines Auftraggebers, in die Irre führt oder noch Schlimmeres mit mir anstellt! Im Taxi war sie dann wieder zur Ruhe gekommen, hatte ihre Mutlosigkeit besiegt und schließlich die Suche doch fortgesetzt, weil die Namen Morro und Schulze Olloquiegui und die Stadt Guadalajara nun mal die einzigen Anhaltspunkte waren, über die sie verfügte, und weil sie in dieses Land gekommen war, um sich den brutalen Übergriff auf ihr Haus und ihr Leben teuer bezahlen zu lassen.
    Nun war es sieben Uhr am Abend. Sie saß im Speisesaal ihres Hotels, hatte sich eine Hummercremesuppe servieren lassen.
    Neben dem Teller lagen ihre Reiseunterlagen. Der Mann an der Rezeption hatte für sie in Flugplänen geblättert, mit einer Agentur telefoniert und herausbekommen, daß sie noch am Abend entweder in die Hauptstadt oder in die USA fliegen und am nächsten Morgen nach Deutschland Weiterreisen könnte. Bis jetzt war sie sich nicht schlüssig, neigte jedoch mehr und mehr dazu, ihr Unternehmen abzubrechen und dann als erstes in einer Schweizer Klinik die Hauttransplantationen durchführen zu lassen. Die Suche nach ihrem Mann konnte sie ja anschließend wiederaufnehmen, ohne Eile, ohne Streß, gut vorbereitet und vielleicht unterstützt von jener Detektei, die ihr schon einmal behilflich gewesen war. Die Polizei würde sie nicht einschalten. Sie war heilfroh, daß Becher und Replin und, wie es den Anschein hatte, auch die deutsche Öffentlichkeit die Horror-Story vom Sterben Ernst Pohlmanns geschluckt hatten. Becher hatte ihr sogar mitgeteilt, daß die Ermittlungen nun eingestellt worden seien. Nicht zuletzt war es dieser Bescheid gewesen, der sie zu ihrer Cancún-Reise ermutigt hatte, denn damit stand fest, daß man sie unterwegs nicht beschatten würde.
    Viereinhalb Stunden lang war sie in Guadalajara von einer Stelle zur anderen gefahren, hatte zunächst, ohne Erfolg, das Einwohnermeldeamt aufgesucht und dann im Amt für Gewerbeaufsicht nachgefragt, ob ein Gregorio Morro und eine Miranda Schulze Olloquiegui kürzlich in dieser Stadt ein Hotel oder eine Pension eröffnet hätten. Der Beamte hatte sich viel Mühe gegeben, ihr aber nicht weiterhelfen können. Auch beim Hotelverband waren die Nachforschungen negativ verlaufen.
    Auf ihre Frage hin, ob das neue Hotel vielleicht erst im Entstehen sei, hatte man sogar im Bauamt angerufen. Nein, davon sei nichts bekannt, war die Antwort gewesen. Schließlich hatte sie ihre Suche auf einzelne Hotels ausgedehnt, weil ihnen ein künftiges Konkurrenzunternehmen

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