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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Das kriegt er, wie ich sehe, in den Hintern. Scheint ein feiner Stoff zu sein. Curare. Weltbekannt als Einlage in die Spitzen der Indianerpfeile. Evipan. Stammt aus Deutschland. Davon hat der doctor, wie er mal erzählte, nach dem großen Erdbeben jede Menge zugeteilt bekommen. Damals landeten, weil die Krankenhäuser der Hauptstadt überfüllt waren, viele der Verletzten in Puebla. Ein wahres Zaubermittel soll das sein, muß allerdings, wie hier steht, intravenös gespritzt werden. Aber wir haben ja einen Käpt’n, der auch mal Zweiter Offizier und damit Bordarzt war. Weiter! Polamidon. Nimmt man in Wasser. Ich glaub’, aus dieser Sammlung können wir ein paar schöne Cocktails mixen.
Und hier ist ein Karton mit Spritzen.«
Was den schon schläfrigen Maibohm sichtlich aufheiterte, war nicht nur die Tatsache, daß Pepe so weit vorausgedacht und dann auch noch kurzentschlossen die sich bietende Gelegenheit wahrgenommen hatte, es war vor allem der engagierte Tonfall, mit dem er seine Beute anpries. Auch Nielson amüsierte sich über den Vortrag. Ihm war, als stünde Pepe in seinem Restaurant und redete auf noch unschlüssige Gäste ein: » Guacamole! Eine köstliche Paste aus der Avocado-Frucht, gewürzt mit dem unverwechselbaren silandro! Ceviche! Rohe Makrelenstückchen in einer hinreißenden Marinade aus …«
Ja, so klang es. Geradezu verführerisch.

13
    Die Lage hatte sich geändert. Maibohm war wieder in Deutschland, und Thaden hatte die Verfolgung Luise Pohlmanns beendet, nachdem er auf dem Flugplatz von Mexico City herausbekommen hatte, daß sie ebenfalls zurückflog.
    Am Schalter der LUFTHANSA hatte sich eine gänzlich unerwartete Situation ergeben. Dort waren Nielson, Maibohm und Pepe auf Thaden gestoßen, und dann hatte sich herausgestellt, daß Maibohm und Luise Pohlmann für dieselbe Maschine gebucht waren. Ja, die Frau des Mannes, den sie jagten, war sogar auf den Deutschen zugegangen, den sie aus dem Hotel ALAMEDA kannte und der nun, auf einen Stock gestützt, in derselben Reihe stand wie sie. Er hatte ihr von einem Verkehrsunfall erzählt, der ihn leider zwinge, seinen Urlaub abzubrechen, und sie hatte gesagt, sie müsse wegen einer dringenden Familienangelegenheit vorzeitig nach Hause. Dann war sie gegangen, und die vier Männer hatten gemeint, daß ein so langer Flug vielleicht die Möglichkeit bieten werde, mit ihr in näheren Kontakt zu kommen; denn sollte der Besitzer der Hacienda nun doch nicht Ernst Pohlmann sein und das Unternehmen Madrugada sich damit als Fehlschlag erweisen, würden sie auf neue Informationen angewiesen sein.
    Jetzt, vierundzwanzig Stunden später, saßen Nielson und Thaden im Frühstücksraum des HOSTAL SAN CLEMENTE. Die Wirtin, dona Amelia, hatte ihnen schon zum dritten Mal frischen Kaffee gebracht. Die kleine, rundliche Tlaxcaltekin mochte den Eindruck haben, ihre beiden Gäste vertrieben sich in aller Beschaulichkeit den Vormittag. Aber so war es nicht. Sie steckten voller Ungeduld, warteten auf ein für ihr weiteres Vorgehen außerordentlich wichtiges Ergebnis. Am frühen Morgen nämlich war Pepe in seinem mit Firmennamen und Adresse versehenen Lieferwagen aus Puebla gekommen und eine halbe Stunde später zur Madrugada aufgebrochen. Den Plan, vom Chef der Hacienda Fotos zu machen, hatten sie begraben. Maibohms kleiner Apparat war im Wasser unbrauchbar geworden, und auf Thadens Vorschlag, in Mexico City Ersatz zu beschaffen, hatte Pepe gemeint, sie würden bestimmt lange suchen müssen, um etwas so Ausgefallenes zu finden. Und überhaupt, lieber sehe er sich Pohlmann in den Zeitungen gründlich an und nehme die Identifizierung dann nach dem Gedächtnis vor.
    »Was machen wir«, fragte Nielson, »wenn er mit der Meldung zurückkommt: Der Mann hat mehr Ähnlichkeit mit Louis Armstrong als mit euerm Gangsterboß!?«
    »Dann klemmen wir uns hinter die Pohlmann.« »Über die gab’s wirklich gar nichts zu erzählen, als Maibohm vorhin angerufen hat?«
    »So gut wie nichts. Er hat nur einmal kurz mit ihr geredet. Sie saß in der ersten Klasse, und in der Maschine konnte er nicht mehr umbuchen. Na, und daß sie sich seinetwegen unters Volk mischte, war wohl nicht drin. Aber, verdammt, wenn Pohlmann noch lebt, darf er nicht ungestraft davonkommen! Wulf hat mich mal gefragt, ob ich Rache im Sinn hätte, und ich hab’ ihm geantwortet, nein, das nicht, aber so große Rechnungen könnte man eben nicht offenlassen. Heute glaube ich, das war nur eine Umschreibung für

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