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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Engländer soll der sein? Glaub’ ich nicht. Sein Englisch hat er jedenfalls in den Staaten gelernt. Ich kann das beurteilen, war lange auf amerikanischen Schiffen und hab’ auch in meinem Restaurant viele Gäste aus den USA. Wenn der von seiner Sprache her Engländer sein will, bin ich von meinem Aussehen her mindestens Schwede. Noch etwas. Seine Augen! Sie waren anders als auf den Fotos, und doch waren es die gleichen. In Wirklichkeit sollen sie ja braun sein; jetzt sind sie grau, und ich tippe auf eingefärbte Kontaktlinsen. Einmal redete er mit der muchacha, und ich konnte ihn ganz ungeniert betrachten. Da hab’ ich ihm die langen Haare verpaßt, wie er sie auf den Fotos trägt, ihm den kleinen Kinnbart abgenommen und die Chef-Kledage angezogen mit Schlips und Nadelstreifen und allem, was dazugehört. Na, ihr dürft mir glauben, da war er hundertprozentig euer Mann!«
    »Leute!« Nielson hob sein Glas. »Dies ist ein großer Augenblick! BKA und INTERPOL sind an dem Burschen gescheitert, und wir – ein Koch, ein Gärtner, ein Zeitungsschreiber und ein Seemann – haben ihn gefunden!« Sie stießen an, tranken, und dann fragte Thaden:
    »Wie sind Sie so schnell an ihn herangekommen? Was war mit Morro?«
»Ja, jetzt kommt die zweite Erfolgsmeldung! Schon morgen könnt ihr Pohlmann schnappen! Morro ist nach Pachuca gefahren, um Vieh einzukaufen, und darum bin ich gleich an den Chef geraten, der sich übrigens sehr nett mit mir unterhalten hat. Ich glaub’, zwischen seinen zigtausend Agaven langweilt er sich zu Tode. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, er war froh darüber, daß jemand auftauchte und ihm … ach so, ihr wißt ja noch gar nicht, daß ich unseren Plan umgeschmissen hab’. Land zu pachten fand ich doch nicht so gut, und darum hab’ ich mir auf der Hinfahrt was anderes überlegt, und es wurde ein Volltreffer.« Pepe machte eine Pause, schenkte Bier nach, trank und fuhr dann fort: »Ich hab’ ihm erzählt, ich suchte für mein Restaurant einen Lieferanten. Rind- und Schweinefleisch, Geflügel, Eier, Mais, Bohnen, Obst, alles das brauchte ich und hätte deshalb mit señor Morro sprechen wollen, aber mit dem haciendero darüber zu reden sei ja noch viel besser.«
»Aha«, Nielson gab Pepe einen Knuff in die Seite, »du hast ihn ins DON PEPE eingeladen, damit er auch weiß, wohin seine Produkte gehen.«
»Genau das wollte ich, aber dann kam es andersherum, was natürlich günstiger ist. Er würde sich, sagte er, meinen Betrieb gern mal ansehen. In der Hauptstadt hätte er schon eine Menge Lokale besucht, aber in Puebla noch keins. Allerdings glaube ich, anfangs war da noch ein bißchen Mißtrauen oder zumindest Vorsicht im Spiel. Hätte ja auch sein können, daß ich gar kein Restaurant habe und mein Laster vor der Tür nur Augenwischerei war. Einmal nämlich verschwand er für ungefähr zehn Minuten. Ich nehme an, er hat telefoniert, vielleicht sogar mit meinen Leuten, um sich beschreiben zu lassen, wie ich ausseh’.
Jedenfalls war er, als er zurückkam, noch netter. Ja, und nun haltet euch fest! Wir sind für morgen abend verabredet. Er kommt zwischen acht und neun ins DON PEPE, um da zu speisen. Ich hab’ ihn nach seinen Wünschen gefragt, ihm ein paar Vorschläge gemacht, eingelegte Kaktusblätter und geschmorte Ameiseneier, aber so mexikanisch wollte er es dann doch wieder nicht. Er schwärmte von Schweinebraten in Pflaumensauce. Natürlich hab’ ich das auf meiner Karte, lomo de puerco en salsa de ciruela. Das hat er mal in Sinaloa gegessen. Ich fülle ihn also morgen damit ab, dann macht er sich auf die Socken, und irgendwo auf der Landstraße schnappt ihr ihn euch. Hab’ ihm geraten, nicht die Autobahn zu benutzen. Die andere Strecke ist tatsächlich wesentlich kürzer, vor allem aber einsam, und ich hoffe, zumindest auf der Rückfahrt nimmt er sie.«
»Aber wenn er sich chauffieren läßt, geht’s nicht«, warf Thaden ein.
Nielson nickte. »Das meine ich auch. Man kann unmöglich den einen kassieren und den anderen laufen lassen.«
»Ihr seid die reinsten Glückspilze!« sagte Pepe. »Er kommt allein.«
Nielson erschrak. »Du hast ihn doch wohl nicht danach gefragt?«
»Enrique, für wie schwachsinnig hältst du mich! Die Frage, ob Begleitung oder nicht, entwickelte sich ganz von selbst. Zuerst haben wir uns lange über das Geschäftliche unterhalten, wobei ich feststellen mußte, daß er zwar flott mitschwatzte, aber von Preisen und Erntezeiten keine Ahnung hat. Übrigens hat er mir

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