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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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sondern auch der sinnvollste ist.«
»Mach es nicht so spannend! Wohin kommt er?«
»In meine Bodega .«
»Mein Gott!« Thaden reagierte so heftig, daß er seinen Drink verschüttete. »Das ist … das ist ja …«
»Riesig, nicht wahr? Und dann ab mit ihm nach Old Germany, denn dahin gehört er.«
» Sinnvoll ist das richtige Wort. Einmal Veracruz und zurück! Aber wie kriegen wir ihn aufs Schiff?«
»Ich sagte dir doch: Die Veracruzanos nehmen das Leben nicht so ernst, auch nicht ihren Hafen und was dazugehört. Morgen abend tuckert eine kleine Barkasse von Boca del Rio nach Veracruz. An Bord ist eine Kiste, etwa zwei Zentner schwer, und sie hat Luftlöcher. Aber die PALOMA, so heißt der Kahn, legt an keinem Kai, sondern bei der CAPRICHO an, und meine Freunde von der Hafenbehörde machen die Augen zu, wenn unser Ladegeschirr die Kiste übernimmt und an Bord hievt. Ein paar Tage später stechen wir in See. Kriegst übrigens deine alte Kabine wieder …«

17
    Die Fracht, Mahagoni- und Zedernholz, war für Hamburg bestimmt. Sorgsam gestapelt, lag sie im Bauch der CAPRICHO. Aber es gab noch eine andere Fracht, und die steckte nicht in einer Luke, sondern in der Bodega.
    Sie hatten Veracruz hinter sich gelassen. Das Schiff machte gute Fahrt, zwölf Knoten über Grund; das war eine respektable Leistung für den heruntergekommenen Veteranen.
    Am späten Nachmittag saßen Nielson und Thaden im Kapitänssalon. Nebenan herrschte Ruhe. Pohlmann war für die Zeit des Ausklarierens noch einmal ruhiggestellt worden, aber gegen Abend, so rechneten sie, würde er aufwachen. Außer ihnen und den eingeweihten Offizieren wußte niemand, daß er an Bord war. Nielson hatte seinen Helfern im Hafen und dem Skipper der PALOMA erklärt, es handele sich um nicht mehr als hundert Kilogramm ganz gewöhnlicher Konterbande, und angesichts der schon auf den Tisch gelegten Dollarnoten waren keine weiteren Fragen von ihnen gekommen.
    In einer Tischlerei am Stadtrand von Veracruz hatten sie einen hundertvierzig mal hundert mal siebzig Zentimeter messenden Mini-Container besorgt, ihn mit Lüftungsritzen versehen und rundherum abgepolstert und dann Pohlmann mit angezogenen Knien hineingesetzt. Alles Weitere war wie geplant verlaufen.
    »Bin mal gespannt«, sagte Nielson, »wie unsere Behörden reagieren, wenn wir ihnen diesen Kerl bringen.« 
    »Wer weiß, vielleicht setzen sie ihn gegen eine hohe Kaution sofort wieder auf freien Fuß.«
    »Das glaub’ ich nicht, denn daß bei ihm Fluchtgefahr besteht, hat er zur Genüge bewiesen. Na, wir werden’s erleben! Aber wie gehen wir vor? Soll ich, sobald wir in Hamburg angelegt haben, zur nächsten Polizeidienststelle laufen und sagen: Hört mal, Jungs, wir haben für euch einen der meistgesuchten Ganoven gefangen?«
    »Ja, so ähnlich muß es wohl laufen.«
»Hab’ ’ne bessere Idee. Dein Freund Maibohm, der dann hoffentlich wieder gesund ist, könnte Kontakt mit der Staatsanwaltschaft aufnehmen. Dann steht das Empfangskomitee an der Pier, wenn wir einlaufen.«
»Wär ’ne Möglichkeit.«
»Was wohl mit uns passiert? Wir haben ja auch so einiges auf dem Kerbholz, zum Beispiel Körperverletzung und Freiheitsberaubung, zwar an ’ner miesen Type praktiziert, aber da es eine Privatveranstaltung war, wird man uns sicher zur Rechenschaft ziehen.«
»Das wär mir egal«, sagte Thaden.
Es klopfte. Der Steward Conally brachte Kaffee und Gebäck. Er deckte den Tisch, schenkte ein, verschwand wieder.
»Es ist ein merkwürdiges Gefühl«, sagte Nielson, »nun denselben Mann an Bord zu haben, der vor gut einem halben Jahr in Antwerpen das Schiff bestieg, bei Nacht und Nebel.«
»Wie kam er überhaupt auf dich?«
»Am Tag vorher erschienen seine Unterhändler bei mir und erklärten, eine wichtige Persönlichkeit müßte unter größter Geheimhaltung außer Landes gebracht werden. Sie fragten, ob ich das machen würde, gegen gute Bezahlung. Du weißt, zu der Zeit lebte ich noch ein bißchen jenseits der Gesetze, und die Verlockung war einfach zu groß. Stell dir vor, ich hatte sogar etwas Mitleid mit dem Mann, denn seine Leute hatten gesagt, er würde zu Unrecht verfolgt. Als ich ihn dann am nächsten Tag zu Gesicht kriegte, ahnte ich, wer er war, und weil ich bei dem EUROVIT-Skandal sowieso nicht durchstieg, hielt ich ihn für jemanden wie mich, also für einen, der nach meiner damaligen Auffassung kein richtiger Krimineller war, sondern nur, wie soll ich’s sagen, diesen und jenen Spielraum nutzte, wobei

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