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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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auch noch Tote gibt …« Nielson ließ den Satz hängen.
Er und Leuffen standen immer noch, während Ellerup vor seinen Geräten saß. Aber die ins Spiel gebrachte Pistole bedeutete ja auch alles andere eher als die Aufforderung, es sich bequem zu machen, und so blieb die gepolsterte Sitzbank unter dem großen PLAYMATEPoster weiterhin leer.
Der Funker setzte die Kopfhörer wieder auf, was Leuffen veranlaßte, seine Waffe zu entsichern. Hastig erklärte Ellerup: »Ich will bloß mal hören, ob sie immer noch senden.« Er lauschte eine Weile. »Ja, der Kollege sagt, daß das Achterschiff in wenigen Minuten weg ist und daß er seinen Posten gleich verlassen muß.
Das bedeutet das Ende, jedenfalls fürs Schiff. Dann geht auch der Kapitän von Bord. Ich weiß nicht, wie die MELLUM ausgerüstet ist. Man kann nur hoffen, daß die Ärmsten einen transportablen Sender auf der Rettungsinsel haben.«
Mittlerweile war der große Zeiger über die Acht hinausgewandert, was vier Uhr Bordzeit bedeutete, und der Zweite Offizier war nicht erschienen. »Sehen Sie«, sagte Leuffen, »Ihr Wachmann hat gar keine Lust, hier nachts rumzuquatschen. Der liegt längst in seiner Koje.«
Er bekam keine Antwort.
Nielson überlegte, ob es Zweck hätte, seinen Passagier anzugreifen, prüfte die Chancen für eine überraschende Attacke, verwarf den Plan. Zu bedrohlich wirkte die entsicherte LUGER, und er zweifelte nicht daran, daß Leuffen im Notfall abdrücken würde. Also fügte er sich, dachte sogar schon darüber nach, wie er sich, sofern man ihm die unterlassene Hilfeleistung vorwerfen würde, rechtfertigen könnte. Da gab es Möglichkeiten. Es kam nur darauf an, daß er sich mit dem Dänen einig wurde. Das Funkgerät könnte zeitweilig ausgefallen sein. Eine Erklärung dafür fände sich immer, und damit wären er und Ellerup raus aus dem Schlamassel. Ja, so würden sie es wohl machen, und wenn irgend jemand von der Besatzung dann erklärte, er habe das Glockensignal gehört, könnten sie sich immer noch damit rausreden, daß die Glocke zwar angeschlagen habe, danach aber kein Funkkontakt zustande gekommen sei. Was Ellerup auf die Brücke gemeldet hatte, war durchaus glaubwürdig.
Atmosphärische Störungen kamen immer mal vor. »Und was jetzt?« fragte er schließlich. »Sie können mich hier unmöglich drei Stunden festhalten. Spätestens um halb sieben klopft der Steward an meine Tür, aber meistens gehe ich schon um sechs kurz auf die Brücke. Wenn ich nicht erscheine und in meinen Räumen nicht zu finden bin, läßt der Wachoffizier jeden Winkel der CAPRICHO nach mir absuchen.«
»Wir machen es anders«, erklärte Leuffen. »Sie gehen jetzt nach unten, legen sich wieder hin und beginnen den Tag wie gewohnt. Ich bleibe bei dem Funker und passe auf, daß er nicht sendet. Sollte ich feststellen, daß unser Kurs sich ändert, erschieße ich den Mann.«
Es war ein ängstlicher Blick, mit dem Ellerup zu seinem Kapitän aufsah. Nielson beruhigte ihn: »Ich setze Ihr Leben nicht aufs Spiel.«
»Sehen Sie«, meldete sich nun wieder Leuffen, »so geht es doch recht gut.«
Ellerup hatte neuen Mut gefaßt, leitete seinen nun folgenden Kommentar sogar mit einem spöttischen Auflachen ein.
»Mister, Sie mögen ja tatsächlich mal ein bißchen gesegelt sein, aber vom Betrieb in so einer Funkbude …«, er ließ seine Rechte einmal über dem Kopf kreisen, »haben Sie keine Ahnung. Sie müssen jederzeit damit rechnen, daß irgend jemand in die Station kommt, um zu telefonieren oder ein Telegramm aufzugeben.«
»Morgens vor sieben Uhr?« fragte Leuffen, und auch bei ihm hörte man Spott heraus.
»Jawohl, morgens vor sieben Uhr! Die Leute kommen nachts um zwei, um vier, um sechs, denn für sie spielt es keine Rolle, wie spät es hier ist. Entscheidend ist, wie spät es für denjenigen ist, den sie anrufen wollen. Vielleicht haben Sie schon mal was von Zeitzonen gehört.« An Bord hatte jeder sein eigenes Radio mit Fenster-Antenne und gutem Empfang; aber, dachte Ellerup, das weiß der Kerl ja nicht, also kann ruhig ein bißchen Seemannsgarn her: »Davon abgesehen, oft erscheinen sie mitten in der Nacht, bloß um die Nachrichten und den Seewetterbericht zu hören, weil man hier oben nämlich den besten Empfang hat. Kurzum, wenn einer kommt und Sie sieht, spricht sich das in Windeseile rum.«
Leuffen überlegte, und dann sagte er: »Es muß eine Möglichkeit geben, das zu verhindern.« Er öffnete die Tür zu der neben dem Funkraum liegenden Schlafkammer,

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