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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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dazugehörige Asche, fand Nielson über seine beiden SLABY-GROSSMANN-Bände verteilt, die aufgeschlagen nebeneinanderlagen. Alle vier Seiten waren übersät mit Kippen und Asche! Er hob den Aschenbecher vom Fußboden auf und schabte mit seiner Rechten den ganzen Dreck in die aus dickem Glas bestehende und mit einer Zigarettenwerbung versehene Schale. Dabei zog er, was ihn zusätzlich ärgerte, schwarze und graue Spuren über die Seiten. Zornig klappte er die Bücher zu und nahm sie mit, setzte sich im Salon an den runden Tisch, trank einen Kognak, gleich darauf einen zweiten und fragte sich, ob er Leuffen nicht doch irgendwie überlisten und den Schiffbrüchigen zu Hilfe kommen könnte, schob diesmal alle persönlichen Interessen beiseite.
Schließlich stand er auf, zog seine Cordhose an, holte den SMITH & WESSON aus dem Schreibtisch, steckte ihn ein und machte sich auf den Weg zum Funkraum. Doch er fand ihn abgeschlossen vor. Daher verließ er den Gang und trat hinaus aufs Navigationsdeck. Von der Backbord-Nock aus sah er sofort, daß auch von außen nichts zu machen war. Sowohl das Fenster der Funkstation als auch das von Ellerups Logis waren geschlossen und verdunkelt. Es gab also keine Chance, es sei denn, er bräche die Tür zum Funkraum auf und gefährdete das Leben des Dänen.
Da man ihn wahrscheinlich vom Ruderhaus aus gesehen hatte, ging er nun dorthin, sprach kurz mit dem wachhabenden Offizier über den starken Wind, der von vorn kam und dafür sorgte, daß die CAPRICHO nur sechs Knoten über Grund machte, und stieg dann die Treppe hinab.
Als er wieder im Salon war, setzte er sich zu seinem dritten Kognak an den Tisch. Vielleicht, dachte er, sind noch andere Schiffe in der Nähe der MELLUM, und dann gibt es doch noch Hoffnung für die Schiffbrüchigen.

8
    Er hatte es wohl ein dutzendmal in Filmen gesehen: Jemand erwacht in einem weißen Zimmer, und das Weiß steht für Kranksein, aber auch, nach überstandener Gefahr, für Hilfe und Geborgenheit. Arztkittel und Schwesterntracht gehören ebenso zu diesem Bild, sind die Kleider der rettenden Engel.
    Manchmal, je nach der Schwere dessen, was vorausgegangen ist, gibt es dann noch Geräte in dem Raum, und von diesen ist der Monitor mit der Herzschlaglinie am eindrucksvollsten. Glück, wenn da, meistens geräuschuntermalt, der kleine rhythmische Hüpfer zu sehen ist und dann auch bleibt. Schlimm, wenn der Hüpfer nur ins Bild gebracht wird, weil sein Aufhören demonstrieren soll: Wo nichts mehr ausschlägt, schlägt nichts mehr.
    In Jacob Thadens Zimmer standen keine Geräte. Er hatte soeben zum ersten Mal die Augen geöffnet, starrte an die Decke. Die Medikamente waren schuld daran, daß er nicht gleich in die Wirklichkeit zurückfand. Die Frage: Gerettet? oder gar: Gerettet woraus oder bewahrt wovor? fiel ihm noch nicht ein. Das Weiß als der große, dominierende Eindruck führte ihn einen anderen Weg, ließ ihn viel weiter zurückblicken als nur bis in die letzten Tage: Er war neunzehn und stand kurz vorm Abitur. Jeden Mittag, wenn er aus der Schule kam, besuchte er seinen kranken Vater in der Klinik.
    Auch da das weiße Zimmer. Sein Vater sitzt aufrecht im Bett, und die Schwester kommt herein. Sie tritt zu dem Kranken und sagt, während sie die Bettdecke zurückschlägt: »So, lieber Herr Thaden, jetzt müssen wir aber endlich Pipi machen!«
    Darauf der Vater, seine Entrüstung ummünzend in giftigen Spott: »Ach, haben Sie auch Schwierigkeiten damit?« Die Schwester stolziert beleidigt hinaus, und dann erfolgt der Ausbruch des vor wenigen Tagen Operierten: »Ja, mein Sohn, so gehen sie hier mit mir um! Wie mit einem Dreijährigen! Dieser verdammte heuchlerische Plural! ›Wir wollen schön essen, Herr Thaden!‹, ›Wir müssen aber noch unseren Tee trinken, Herr Thaden!‹, und jetzt will sie sogar mit mir pinkeln!«
    Jacob Thaden lächelte, und mit dem Bild des aufgebrachten Vaters vor Augen schlief er wieder ein.
Das zweite, das eigentliche Erwachen erfolgte nur wenige Minuten später, und es schlug durch. Die beiden Kissen unter seinem Kopf sorgten dafür, daß er sich an die Rettungsinsel erinnerte. Stundenlang hatte er auf ihrem Luftpolster gelegen, sich mit den Händen an der Leine festgehalten und alle Kraft aufgeboten, um nicht von den Wellen aus der kleinen Mulde herausgeschleudert zu werden. Dieser verzweifelte Kampf war nun wieder da, und mit ihm kehrte die ganze Tragödie zurück.
Er griff zum Nachttisch, fand die Klingel, drückte. Wenig

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