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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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behielt dabei seine Waffe im Anschlag. Von der Raumanordnung her war ihm sofort klar, daß es sich um Ellerups Logis handelte. »Wir gehen da hinein«, erklärte er, »und sollte hier einer aufkreuzen, stecken Sie nur Ihre Nase durch den Türspalt. Am besten sind Sie nackt, als ob Sie gerade unter die Dusche wollten. Dabei haben Sie meine Pistole im Rücken, und folglich erklären Sie dem Besucher, die Station sei momentan außer Betrieb; Sie würden den Fehler aber reparieren, und er solle in ein paar Stunden wiederkommen.«
»Um sieben«, sagte Ellerup, und es schien fast, als hätte er Spaß daran gewonnen, dem Eindringling immer neue Knüppel zwischen die Beine zu werfen, »klart der Steward meine Bude auf.
Jeden Morgen.«
»Dann müssen Sie«, Leuffen wandte sich wieder an den Kapitän, »ihm eben erklären, daß es diesmal aus irgendeinem Grunde anders gemacht wird! Und um sieben Uhr schleusen Sie mich zurück in mein Kabuff. Dann gebe ich Ihnen auch die zwanzigtausend Dollar. Die Hälfte davon ist für ihn.« Er nickte kurz zu Ellerup hinüber. »Noch etwas! Sie könnten natürlich versuchen, mich zu täuschen. Wenn Sie gegen meinen Wunsch doch einen Kurswechsel vornehmen und dabei den Bogen riesig groß ziehen, krieg’ ich das wahrscheinlich nicht mit. Aber sobald dann das Rettungsmanöver anläuft, weiß ich, daß Sie mich reingelegt haben, und dann ist immer noch Zeit. Vergessen Sie nicht: Ich sitze hier bei Ihrem Funker und würde ihn ganz bestimmt umlegen. Klar?«
Nielson nickte. Er hatte ein paar saftige Flüche auf der Zunge und für Leuffen ein paar Namen im Kopf, die diesem wenig geschmeichelt hätten, doch er schwieg, denn zum einen sah er keine Möglichkeit mehr, sich gegen die brutalen Verfügungen seines Passagiers zur Wehr zu setzen, zum anderen hatte er es noch mindestens zwei Wochen lang mit ihm auszuhalten, mußte die Mahlzeiten mit ihm zusammen einnehmen und ihm sein Bad zur Verfügung stellen, wenn er in Veracruz zu dem noch ausstehenden Geld kommen wollte. »Ich wußte gar nicht«, sagte er nur, »daß Sie bewaffnet sind.«
Leuffen warf einen geradezu zärtlichen Blick auf seine LUGER und antwortete: »Auf einer Reise wie dieser ist es gut, unangenehmen Überraschungen wirksam begegnen zu können. Unser Zusammentreffen hier beweist das zur Genüge. Außerdem entfallen, wenn man heimlich an Bord gebracht wird, alle Kontrollen.«
Beides leuchtete ein.
Leuffen dirigierte den Funker nach nebenan und befahl ihm, sich auszuziehen.
Nielson verließ die Station, voller Zorn, voller Scham. Er hatte sogar die Sicherheit seiner Schritte eingebüßt, konnte nur unter Mühen die Treppe hinabsteigen, hielt sich mit beiden Händen am Geländer fest.
Er öffnete die Tür zu seinem Logis, betrat den kleinen Vorraum, von dem aus es linker Hand in die Schlafkammer und rechter Hand in den Salon ging. »Sie legen sich wieder hin …«, hatte Leuffen ihm befohlen, und er, der Schiffsführer, hatte die Order schlucken müssen. Nun, er bog nicht nach links ab, denn natürlich würde er nicht schlafen können. Außerdem wollte er erst mal den Schaden sehen, den Leuffen beim gewaltsamen Verlassen der bodega angerichtet haben mußte.
Er schloß hinter sich ab und ging in den Salon. Die Geheimtür, noch im unteren Scharnier hängend, ragte schräg in den Raum, und die Leisten, die ihren Rahmen verdeckt hatten, waren von der Wand gesprungen. Aber auch die Wand selbst war in Mitleidenschaft gezogen. Ellerup würde einen ganzen Tag brauchen für die Reparaturen, und obendrein durfte der Steward von alledem nichts mitkriegen!
Er bahnte sich den Weg in die bodega, wo die an den kleinen Tisch geklemmte schwenkbare Lampe noch eingeschaltet war.
In der Ecke lag die mit einem gelblichen Laken bespannte Matratze. Die Wolldecke war zurückgeschlagen. Neben dem Kopfteil der provisorischen Schlafstatt stand ein Metallkoffer.
Er versuchte, ihn zu öffnen. Es gelang ihm nicht.
An einigen Wandhaken hingen Kleidungsstücke. Er griff in ihre Taschen, suchte den Kofferschlüssel, wollte spätestens jetzt wissen, wer dieser Leuffen war. Aber er fand den Schlüssel nicht. Wahrscheinlich trägt das Schwein ihn am Hals, dachte er und warf einen Blick auf den Tisch, der seinen Platz unmittelbar an der beschädigten Wand hatte. Darüber hing, an diese Wand geschraubt, ein kleines Bord. Die Bücher, die darauf gestanden hatten, waren heruntergefegt worden, ebenso der Aschenbecher. Dessen Inhalt, etwa ein Dutzend Zigarettenstummel und die

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