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1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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im Dunkel weiter, fand das verschnürte Bündel. Doch wie damit umgehen? Er kam auf eine Idee. Die Back war ja nicht nur eine Plattform, nein, ihre stählerne Fläche, auf der sie sich so oft gesonnt hatten, bildete das Dach eines großen Stores, eines Lagerraumes, dessen Tür er ebenfalls schon gesehen, aber noch nie benutzt hatte. Wieder tastete er, fand den Griff, hatte wegen der Schräglage und der unvermindert von Wind und Wellen erzeugten Turbulenzen große Mühe, das schwere eiserne Schott aufzuziehen. Schließlich gelang es ihm, und er trat ein.
Automatisch faßte er nach rechts und drückte auf den Lichtschalter. Wie sinnlos das war, begriff er erst, als es dunkel blieb.
Aber hier, geschützt vor dem Wind, würde es möglich sein, mit dem Feuerzeug zu leuchten. Also ging er wieder hinaus, löste, was ihm erst nach mehreren Minuten gelang, die Insel aus ihrer Halterung und schleifte sie in den Store. Er holte das Feuerzeug aus seiner Hemdtasche, und da es unter der Öljacke trocken geblieben war, funktionierte es. Im Lichtschein der Flamme las er die englischen Instruktionen, die auf dem weißen Fiberglasgehäuse standen. Danach wuchtete er sich das schwere Paket auf die Schultern, die sofort mit stechenden Schmerzen reagierten. Er biß die Zähne zusammen, schleppte den Ballen nach oben, ließ ihn, um alle für den späteren Gebrauch wichtigen Mechanismen unbeschädigt zu erhalten, vorsichtig herunter, setzte sich wieder auf seinen Poller.

7
    Ganze zwanzig Meilen von der Unglücksstätte entfernt stampfte Nielsons Seelenverkäufer durch die hohe Atlantikdünung mit Kurs auf Philadelphia. Das SOSSignal der MELLUM, das auf der CAPRICHO automatisch die Glocke des Auto-Alarmgeräts in Gang gesetzt hatte, riß den Funker Jonas Ellerup aus dem Schlaf. Er war ein trinkfreudiger Däne mit nicht gerade straffer Arbeitsmoral, aber ein SOS-Ruf war für ihn immer noch der triftigste Appell, den es auf See überhaupt geben konnte.
    Bis zwei Uhr hatte er mit dem holländischen Koch Jan de Boers und mit Lee Hopkins, einem aus Liverpool stammenden Maschinisten, getrunken und gepokert und am Ende einundachtzig Dollar verloren. So hatte er sich spät und schlecht gelaunt in die Koje fallen lassen, und als nun die Glocke in seinen Schlaf hineinbrüllte, brauchte er eine geraume Zeit, um den schweren Kopf zu heben und in Gang zu kommen. Doch nachdem er begriffen hatte, was los war, lief alles Weitere in Sekundenschnelle ab. Er schlüpfte in seine Hose, zog sich das verschwitzte Hemd vom Vortag über, ließ die Knöpfe offen, verzichtete auf die Schuhe, griff sich aber noch schnell Zigaretten und Feuerzeug vom Nachttisch, stürmte zur Tür, riß sie auf, und mit dem nächsten Schritt war er auch schon im Funkraum, legte die Kopfhörer an, lauschte.
    Und hörte den Notruf: »SOS-SOS-SOS-CSD-4657.« Nach kurzer Pause folgte die Meldung: »Position 42-27 Nord, 62-24 West – Explosion – starker Wassereinbruch – schwere Schlagseite – 25 Personen an Bord – benötigen dringend Hilfe.«
    Der Text kam ein zweites Mal und wurde ergänzt durch die Angaben: »… Steuerbordboot zerstört – Backbordboot in den Davits verklemmt – Schiff ist auseinandergebrochen!«
    Jonas Ellerup griff nach der internationalen Rufzeichenliste der Seeschiffe, suchte, fand unter CSD4657 den deutschen Frachter MELLUM, warf das Register auf den Tisch und wollte gerade antworten, da ging die Außentür auf, und Kapitän Nielson stand da, noch nachlässiger angezogen als sein Funker, denn er hatte einfach einen Pullover über den Schlafanzug gestreift. Ellerup nahm die Kopfhörer ab.
    »Was ist?« fragte Nielson. Die Bordsprache war Englisch, aber da Ellerup aus dem nordschleswigschen Grenzland stammte, konnte er mit ihm deutsch sprechen.
    »Die MELLUM, ein deutsches Schiff, ist in Seenot.« »Wie ernst ist es?«
    »Ernster geht’s nicht. Explosion. Das Schiff ist auseinandergebrochen.«
     
    »Welche Position hat es?«
    »42-27 Nord, 62-24 West. Das muß ganz nahe sein; die haben mir fast den Empfänger dichtgeknallt.«
Zwar dachte Nielson sofort an seinen Zeitplan, an seinen Termin in Veracruz, dessen Einhaltung er durch ein Rettungsmanöver gefährden würde, und auch an Leuffen dachte er, dem eine Verzögerung ebenso unwillkommen sein mußte wie ihm, aber dann hatten für ihn die Menschen in Seenot absoluten Vorrang, und so sagte er: »Also los! Antworten Sie, daß wir sofort kommen!«
» Aye, aye, Captain! «
Ellerup stimmte den Sender kurz ab,

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