Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1991 Atlantik Transfer (SM)

1991 Atlantik Transfer (SM)

Titel: 1991 Atlantik Transfer (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
Überlebende aufgenommen!«
»Eine Zeitlang haben wir das für möglich gehalten, aber auch da schwindet die Hoffnung mit jeder Stunde, die vergeht, immer mehr.«
»Mein Gott, ein Schiff!« Jacob Thaden richtete sich in seinem Bett auf. Sein vorher so blasses Gesicht bekam Farbe. »Vielleicht … vielleicht … ein Kriegsschiff, das in einer militärischen Mission unterwegs ist und seinen Standort nicht preisgeben darf! Auch das hat es schon gegeben. Denken Sie nur an die Russen, die manchmal heimlich in schwedischen und norwegischen Gewässern operieren! So ein Schiff kann es doch gewesen sein! Einerseits darf es seinen Standort nicht verraten, andererseits kann es einen in seiner Nähe stattfindenden Schiffbruch nicht einfach ignorieren. Also hilft es, macht das aber nicht publik, und nach beendeter Mission liefert es die Geretteten in irgendeinem Hafen ab, in Murmansk oder Leningrad oder wer weiß, wo!«
»Herr Thaden, das ist zu abenteuerlich. Mitten auf dem Atlantik darf jede Nation operieren. Da gibt es keine Hoheitsgewässer, also auch keine Geheimnisse. Nein, an dieses Gespensterschiff sollten wir keine Hoffnungen knüpfen.«
»Aber es muß doch dagewesen sein! Der Bootsmann saugt sich das doch nicht aus den Fingern!« Thaden begriff nicht, daß Breckwoldt dieser Nachricht sowenig Beachtung schenkte, ja, sie am Ende nicht einmal ernst nahm, so, als hätten die Männer der MELLUM sich den fremden Funkspruch nur eingebildet. »Glauben Sie etwa«, fragte er, und in seiner Stimme schwang die ganze Erregung mit, die er verspürte, »daß es für unseren Funker nur eine Art akustische Fata Morgana war?«
»In einer solchen Lage«, antwortete Breckwoldt, »geht manchmal die Phantasie mit einem durch. Man hört plötzlich das, was man hören will.«
»Aber Herr Wilson ist … oder war ein ganz realistischer Mann. Ich habe mich oft mit ihm unterhalten.«
»Ja, ich kenne ihn seit Jahren, und was er sagt, hat Hand und Fuß. Aber das Ganze kann auch ein Mißverständnis gewesen sein. Vielleicht hat er – verzweifelt, wie er war, und um sich herum die anderen Verzweifelten – einen Blick nach oben geschickt und ausgerufen: Lieber Gott, jetzt bitte eine Antwort, die lautet: Wir sind ganz nahe, kommen sofort. Und der Bootsmann hat nur den Rest des Gebets mitgekriegt, nämlich den ersehnten Spruch, und ihn für eine Tatsache genommen.«
»Haben Sie ihn das gefragt?«
»Ja. Erst sagte er zwar, so sei es nicht gewesen, aber schließlich meinte er dann doch, ganz ausgeschlossen sei es nicht.«
»Weil Sie ihm das eingeredet haben!«
»Aber nein! Begreifen Sie doch, es wäre für mich viel leichter, Sie zu beschwichtigen und Ihnen zu sagen, es bestünde noch eine Chance. Aber irgendwann käme dann die böse Gewißheit.
Die Praxis der Seefahrt sieht nun mal nicht so aus, daß da Gespensterschiffe unterwegs sind, die Wochen oder Monate nach einem Unglück an irgendeiner Ecke der Welt Schiffbrüchige abladen. Vor hundert Jahren, ja, da wäre so etwas denkbar gewesen, aber nicht heute. Ich bin ganz sicher: Es hat dieses Schiff nicht gegeben, denn sonst wäre es unserer MELLUM zu Hilfe gekommen.« Breckwoldt klappte sein Notizbuch zu und stand auf. »Ich glaube, ich sollte Sie jetzt wieder allein lassen. Sie brauchen Ruhe. Der Arzt hat mir zehn Minuten für dieses Gespräch gegeben, und die sind längst um.«
»Sind Wolbrügge und die beiden Filipinos auch in dieser Klinik?«
»Nein, sie sind in Philadelphia und fliegen morgen zurück nach Deutschland.«
»Und Sie? Wie lange bleiben Sie noch?«
»Ich fliege auch morgen. Heute oder morgen kommt noch jemand von der deutschen Botschaft hierher. Er klärt mit Ihnen die Frage Ihrer Papiere und Ihres Rückflugs.«
»Und drüben, zu Hause, kann ich da mit Wolbrügge reden und auch mit den beiden anderen?«
»Natürlich. Sie werden zwar wieder auf ein Schiff gehen, aber ganz sicher nicht sofort.«
»Und wo finde ich sie?«
»Wolbrügge wird vermutlich erst mal nach Hause fahren, ins Rheinland, und die Filipinos kommen, so nehme ich an, in einem Seemannsheim unter. Aber noch einmal, Herr Thaden: Machen Sie sich bitte keine Hoffnungen wegen dieses mysteriösen Schiffes!«
»In Ordnung. Trotzdem möchte ich mit den Männern sprechen, vor allem mit Wolbrügge. Immerhin hat er meine Frau und meinen Jungen noch gesehen, als ich sie nicht mehr sehen konnte.«
Die beiden Männer gaben sich die Hand.
»Der Arzt sagt, Sie kämen sicher schnell wieder auf die Beine, waren nur total erschöpft und auch

Weitere Kostenlose Bücher