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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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wußte, erzählt. Wie sie’s wohl gemacht haben? Zigarettenglut auf die nackte Haut? Messerstiche? Schläge ins Gesicht und in den Bauch? Vielleicht auch noch vergewaltigt?«
    »Das hätte die Zeitung bestimmt gebracht«, sagte Ernesto. Federico schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt. Was wir gestern abend gelesen haben, war vermutlich der erste Bericht, und vielleicht hatte man sie bis dahin noch nicht gründlich untersucht. Wenn ich den oder die Täter in die Finger bekäme …«, er ballte seine Hände zu Fäusten, »ich würde vergessen, daß ich ein zivilisierter Mensch und ein Christ bin.« Sie konnten die Häuser sehen, die Straßen, die Passanten, ja, sogar die Reklame-Schilder lesen. Bis zum Aufsetzen würde es nur noch wenige Sekunden dauern. Sie rückten wieder auseinander, schwiegen, hingen ihren Gedanken nach. Es wurde eine sanfte Landung, und bald darauf setzte die übliche Betriebsamkeit ein.
    »Wenn sie da sind«, sagte Olaf, »sind sie auf ein Trio fixiert. Wir sollten uns trennen, jedenfalls zunächst. Und vielleicht sollten wir auch nicht gleich in ein Hotel gehen, sondern ins Flughafen-Restaurant. Wenn die Luft rein zu sein scheint, setzen wir uns zusammen. Und dann muß einer mit dem Detektiv Henderson telefonieren, über den Jacob ja sehr gute Referenzen eingeholt hat, als er hier war. Vielleicht ist der Mann bereit, zum Flughafen zu kommen.«
    »Okay.« Federico wuchtete seine Reisetasche aus der Gepäckablage. »Von jetzt an sind wir drei Singles, und im Restaurant lernen wir uns kennen.«
    Als zwei Stunden später Henderson zu ihnen an den Tisch kam, ertappte Olaf sich bei dem naiven Versuch, an ihm ein Markenzeichen auszumachen, so etwas wie Maigrets Pfeife oder Columbos Schmuddelmantel oder Derricks spießige Klamotten. Aber da gab es nichts. Der etwa vierzigjährige, mittelgroße, schlanke Detektiv hatte ein Tourist aus Chicago oder Washington sein können. Er trug eine helle Hose aus feingeripptem Cord, weiße Leinenschuhe und ein kurzärmeliges pinkfarbenes Hemd. Sein dunkelblondes Haar war sehr kurz geschnitten. Auch das gebräunte Gesicht hätte gut zu einem Urlauber gepaßt, doch lebte der Mann, obwohl Amerikaner, sicher ständig hier, und so gehörte eine gute Portion Sonne zu seinem Alltag. Er stellte sich vor, nahm Platz.
    Die drei hatten inzwischen einen Plan entworfen, der vorsah, Henderson unter Umständen in ihr Team aufzunehmen. Vorher aber mußten sie herausfinden, wie weit sie ihn, immerhin einen Fremden, ins Vertrauen ziehen durften. »Wenn Sie einen Fall bearbeiten«, begann Federico, der besser Englisch sprach als Olaf und Ernesto und deshalb das Wort nahm, »ist Ihr Kunde dann bei allem, was er sagt, so geschützt wie …, na, wie der Mandant eines Anwalts?«
    Henderson lächelte. Es war, so fand Olaf, ein sympathisches Lächeln, nichts Eitles war darin, nichts Verstecktes. »Sagen wir mal so«, erwiderte der Detektiv, »alles, was Sie mir erzählen, ist bei mir gut aufgehoben, solange ich den Eindruck habe, daß Sie nicht in eine Straftat verwikkelt sind. Schuldhaft, meine ich. Aber selbst wenn Sie etwas Ungesetzliches getan haben, wäge ich ab, ob ich es für mich behalte oder nicht. Es gibt ja Fälle – und sie kommen häufiger vor, als man denkt – in denen jemand schuldlos schuldig wird. Wir unterliegen zwar nicht, wie Anwälte und Ärzte, der Schweigepflicht, doch auch in unserem Metier muß derjenige, der unsere Dienste in Anspruch nimmt und dafür bezahlt, nicht befürchten, daß er bei der ersten Gelegenheit ans Messer geliefert wird.«
    »Haben Sie von dem spektakulären Schiffsuntergang gehört, der sich vor einiger Zeit an der chilenischen Küste ereignete und bei dem zwei Seeleute ums Leben kamen?«
    »Sie meinen die bizarre Versicherungsgeschichte, bei der man eine ganze Schiffsladung Kupfer gegen Schrott ausgetauscht hat?«
    »Ja.«
»Sie stand auch in unseren Zeitungen, zwar nicht groß aufgemacht, aber doch, wenn ich mich richtig erinnere, auf der ersten Seite. War es nicht ein deutscher Reeder, der die Sache angezettelt hat?«
»So heißt es. Ein gewisser Jacob Theunissen hat, ich erwähnte das schon am Telefon, Ihnen vor gut einem Monat einen Auftrag gegeben.«
»Das kann ich bestätigen, aber worum es da ging, werde ich natürlich nicht preisgeben.«
»Wir wissen es, denn der junge Mann ist von uns geschickt worden. Es sollte festgestellt werden, ob ein deutsches Ehepaar, das hier Urlaub gemacht hat, zwischendurch nach Chile geflogen sein

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