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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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aber ausgerechnet da, wo der Löwenanteil gelandet ist, herrscht Unsegen.«
Nun nahm sie doch eine Scheibe Brot, bestrich sie mit Butter und streute Salz darauf. Problematische Gespräche überstand sie besser, wenn sie mit irgend etwas beschäftigt war, und es hörte sich ganz so an, als würde es problematisch werden. »Er hatte es wissen müssen«, sagte sie. »Schließlich war er ein kluger Mann und kannte die Menschen.« Was willst du von mir, John? Diese Frage stellte sie nicht, dachte sie nur.
»Aber die eigenen Verwandten«, antwortete er, »hat er falsch eingeschätzt. Er wollte Leistung belohnen, und was ist dabei herausgekommen? Zwei tote Seeleute, ein untergegangenes Schiff und ein Verdächtiger, der das Weite gesucht hat, obwohl er eine halbe Million als Sicherheit hinterlegen mußte.«
»Kriegt er die eigentlich wieder?«
»Wenn er schuldig ist, bestimmt nicht.«
»Er ist nicht schuldig!« Sie sagte das sehr bestimmt, und einen Moment lang amüsierte ihn dieses unerschütterliche Vertrauen, doch dann ging ihm auf, daß sich hinter ihrer Äußerung auch etwas anderes verbergen konnte, nicht blinde Zuversicht, sondern Wissen, und damit war er bei dem Grund angelangt, der ihn hergeführt hatte. »So? Und wieso weißt du das?«
»Weil ich ihn kenne.«
»Und ich? Mich kennst du auch, sogar fast zwei Jahre länger als ihn. Bin ich auch unschuldig?«
»Ja«, antwortete sie, und das klang ebenso bestimmt wie ihr Urteil über Olaf.
Er war gekommen, um sie auszuhorchen, hatte ihr auf den Kopf zusagen wollen, Olaf sei der Täter und darum müsse sie, wenn sie seinen Aufenthaltsort kenne, auspakken. Doch schon nach diesen wenigen Worten war ihm klar, daß er mit einer solchen Methode gegen ein Bollwerk anrennen und nichts erreichen würde. Also vollzog er eine Kehrtwendung, änderte abrupt seine Strategie, denn was er jetzt brauchte, war das Wohlwollen der alten Frau und nicht ihre Gegnerschaft. »Die Polizei geht davon aus, daß es einer von uns beiden gewesen ist, und bei Olaf sieht sie die stärkeren Verdachtsmomente. Mein Gott, Georgine, wie haben die auch mich in die Mangel genommen! Und dazu meine Angestellten, ja, sogar Helga und die Kinder!« Er dachte, es könne nicht schaden, ihr von den vielen Befragungen zu erzählen, die es ja auch tatsächlich gegeben hatte. Vielleicht würde sie beeindruckt sein, wenn sie hörte, daß man ihn nun nicht mehr verdächtigte. »Eine ganze Woche lang waren sie täglich in der Reederei und bei uns zu Haus, bis dieser Ladiges, so heißt der Kommissar, von meiner reinen Weste überzeugt war. Aber an Olaf biß die Polizei sich fest. Sie denkt, der Wettkampf hat ihn total durcheinandergebracht, und dann ist auch seine Moral über Bord gegangen. Glaub mir, ich denke nicht so! Nein, ich gehe davon aus, daß es ein ganz gewöhnlicher Diebstahl war, ein gewaltiger, aber doch ein gewöhnlicher, der mit dem Wettkampf nicht das geringste zu tun hat. Wahrscheinlich wurde er von Leuten begangen, denen, als sie von dem Kupfertransport hörten, die Finger juckten. Das gibt es ja auch nicht alle Tage, daß zwanzig Millionen Dollar durchs Land rollen. Also griffen sie zu, versenkten dann noch, um die Nachforschungen zu erschweren, das Schiff, und schon sah die ganze Geschichte nach einer Theunissen-Affäre aus. Es ist aber keine. Olaf müßte also so schnell wie möglich zurückkommen, damit er seinen Prozeß kriegt und freigesprochen wird. Findest du das nicht auch?«
»Ja«, sagte sie, »wenn es so ist, wäre es wirklich das beste, er käme nach Haus.«
»Es ist so. Aber leider kann ich ihm diesen Rat nicht geben, weil ich nicht weiß, wo er steckt, und darum bist du jetzt meine letzte Hoffnung. Du gehörst ja praktisch zur Familie. Kurz und gut, ich vermute, daß du seinen Aufenthaltsort kennst. Um seinetwillen bitte ich dich, ihn mir zu nennen.«
»Tut mir leid, John, ich hab’ nicht die geringste Ahnung, wo er sein könnte, und ich fürchte sogar, daß er sich was angetan hat, weil er das alles nicht mehr aushaken konnte. Jenny und die Kinder fürchten das ja auch.«
»Georgine, kein vernünftiger Mensch bringt sich um wegen einer Schuld, die er in Wahrheit gar nicht hat! Im Gegenteil, er wird alles daransetzen, seine Unschuld zu beweisen. Je länger Olaf sich aber versteckt hält, desto mehr belastet er sich. Ist doch klar. Alle Welt sagt nun. Der Olaf Theunissen hat dieses Ding gedreht, ist reingefallen, verhaftet worden, wieder auf freien Fuß gekommen und hat die Gelegenheit

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