Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
nicht einmal, ob das, was sie da höre, den Tatsachen entspreche oder ob die Ermordung der Frau nicht nur eine Erfindung sei, mit der man sie einschüchtern wolle. »Dann kommen Sie bitte zu uns!« hatte Ladiges geantwortet. »Ich zeige Ihnen die Nachricht, die heute morgen hier eingegangen ist. Sollten Sie der Meinung sein, das sei eine Fälschung, dann können wir Ihnen zwar noch nicht die entsprechenden Zeitungsberichte von drüben vorlegen, aber ich würde Ihnen anbieten, mit der Deutschen Botschaft oder dem Generalkonsulat oder der chilenischen Polizei zu telefonieren, meinetwegen auch mit Personen Ihrer Wahl. Jeder dort wird von dem Mord wissen.« Trotz dieses Angebots war sie auf der mit Olaf vereinbarten Linie geblieben, hatte dem Kommissar erklärt, nach wie vor wisse sie nicht, wo ihr Mann sich aufhalte, ja, ob er überhaupt noch lebe.
    Jetzt saß sie da mit der entsetzlichen Nachricht. Die Version der Polizei, vielleicht sei es Olaf gewesen, der die Frau getötet habe, entfiel natürlich. Aber es gab eine andere Erklärung, und die war schlimm genug.
    Was sollte sie tun? Die Gegenseite, dachte sie, kennt wirklich keine Skrupel. Schon die beiden Todesfälle auf der OLGA haben das bewiesen, und der Mord an der Chilenin bedeutet noch eine Steigerung. Es ist ein Unterschied, eine Bombe zu legen und es dem Zufall zu überlassen, ob bei dem Anschlag jemand umkommt, oder einen ganz bestimmten Menschen zu töten, weil er im Weg ist. Diese Frau war Journalistin und wird gewußt haben, wie man schwierige Fälle untersucht. Sie wird auch die damit verbundenen Gefahren gekannt und sich entsprechend verhalten haben. Es hat ihr nicht genützt. Olaf ist Holzhändler und dazu ein bißchen Reeder, aber Tricks, mit deren Hilfe man etwas auskundschaftet, kennt er ebensowenig wie solche, durch die man sich schützt. Seine Helfer sind ein Seemann und ein Apfelsinenzüchter, und diese drei Männer gehen auf Verbrecherjagd! Das ist wahnwitzig! Zwar hab’ ich zugestimmt, als Olaf und Jacob mir mit ihrem Plan kamen, dabei aber vor allem an den Unschuldsbeweis gedacht, der erbracht werden sollte, und mir erst an zweiter Stelle die damit verbundenen Gefahren vor Augen geführt. Es hätte umgekehrt sein müssen. Der Tod darf nicht der Preis sein für die Rehabilitation. Sie stand auf, ging in die Küche, bat Maria, ihr einen starken Kaffee zu machen, kehrte ins Wohnzimmer zurück, setzte sich aber nicht wieder hin, sondern trat an die Terrassentür und sah hinaus. Doch den winterlich kahlen Garten nahm sie nicht wahr. Andere Bilder schoben sich vor. Olaf in einem Hotelzimmer. Es klopft. Er erwartet den Etagenkellner und bittet den Mann herein. Aber der hält kein Tablett, sondern eine Pistole in der Hand, eine mit Schalldämpfer. Oder er hat doch ein Tablett. In der Linken. Und in der Rechten die Waffe. Versteckt unter der Serviette. Olaf in seiner notorischen Freundlichkeit gegenüber jeglichem Personal geht lächelnd auf ihn zu, und in dem Moment drückt der andere ab …
    Oder, Olaf und die beiden Spanier fahren in einem kleinen Auto auf der Panamericana. Plötzlich im Rückspiegel ein schwerer Wagen, der schnell aufrückt. Er setzt an zum Überholen, schiebt sich an ihnen vorbei, jedenfalls hat es den Anschein. Doch plötzlich, sie sind auf gleicher Höhe, schert er nach rechts aus. Der seitliche Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen verringert sich, einen Meter, einen halben, eine Handbreit. Der robuste Unterbau des Großen erfaßt den Kleinen, drückt ihn an die Seite, immer weiter nach rechts, wo ein steiler Abhang lauert. Und dann geht Olafs Wagen über den Rand, stürzt ab, überschlägt sich, prallt unten auf, explodiert … Und ein drittes Bild. Sie haben ihn. Haben Olaf. Er sitzt auf einem Stuhl, an Händen und Füßen gefesselt, und hat einen Strick um den Hals …
    Maria kam mit dem Kaffee, stellte ihn auf den Tisch, ging wieder hinaus.
Es gibt nur die Lösung, daß er zurückkommt! Sie setzte sich, schenkte ein, trank. Was nützt es mir, wenn statt seiner eines Tages seine Ehre wieder da ist? Was fange ich dann an mit diesem windigen Etwas? Es ist mir verdammt egal, ob John die Reederei kriegt! Es ist mir egal, ob auch die Holzhandlung den Bach runtergeht! Und es ist mir egal, wie die Hamburger über uns reden! Ich will ihn wiederhaben! Also werde ich zum Kommissar gehen und ihm sagen. Okay, Herr Ladiges, er ist nach Chile geflogen, hält sich jetzt aber auf den Bahamas oder in Miami auf. Er hat einen falschen Paß,

Weitere Kostenlose Bücher