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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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selbst tage- oder auch wochenweise an Touristen. Der Versuch einer ersten telefonischen Kontaktaufnahme mit Sullivan war fehlgeschlagen. Sein BENTLEY stand in der Werkstatt, und so war er mit Freunden zum Fischen gefahren, werde aber, so hatte die Tochter gesagt, am frühen Nachmittag wieder erreichbar sein. Nun war es acht Uhr abends. Sie saßen zu dritt in Olafs Zimmer und warteten auf Henderson. Er war schon lange weg, war gleich nach dem Mittagessen zu Sullivans Haus gefahren. Seitdem waren fünf Stunden vergangen, und das war viel Zeit auf einer Insel, deren längste Ausdehnung keine zwanzig Meilen betrug.
    »Ob ihm was passiert ist?« fragte Ernesto. Er und Federico probierten gerade die schwarzen Overalls an, die sie am Nachmittag für den Einsatz in Miami gekauft hatten. »Vielleicht«, antwortete Olaf, »ist Sullivan später als geplant vom Fischen zurückgekommen. Ihr macht euch gut in den Anzügen.«
    »Sieht aber aus, als trügen wir Trauer«, meinte Federico. »Helle Farben sind mir lieber.«
Sie zogen sich wieder um, überprüften die anderen für die große Nacht vorgesehenen Anschaffungen und legten schließlich alles zurück in die Einkaufstaschen.
»Ich würde gern noch etwas schwimmen«, sagte Ernesto. Federico wollte das auch und meinte, zu Olaf gewandt: »Kannst ja, wenn Henderson kommt, in unseren Zimmern Licht machen. Das sehen wir vom Wasser aus und kommen sofort rauf.« So blieb Olaf, der schon am Nachmittag im Meer gebadet hatte, allein zurück. Er setzte sich ans Fenster, sah auf das vom Halbmond beschienene Meer und lauschte der verhaltenen Brandung. Weit draußen entdeckte er Lichter, die in Bewegung waren, dachte sofort an seine Schiffe, wünschte sich, er säße in der Reederei am Schreibtisch und Frau Mischke brächte ihm das Positionspapier. Ob es je wieder dazu kommt? fragte er sich. Er sah Federico und Ernesto über den Strand laufen. Und eine dritte Gestalt sah er im Schein der Lampen, die noch zum Hotel gehörten, ein junges Mädchen, das am Flutsaum entlangging. Er mußte an Mira denken, und ihm fiel ein, was sie vor seinem Weggang gesagt hatte, daß sie die Diskriminierung durch einige Mitschüler mit Fassung – oder sagte sie sogar ›mit Würde‹? – ertrage, es komme schließlich auf das Ende an. Hoffentlich, dachte er nun, gelingt mir ein Finale, wie sie es sich erträumt! Er sah auf die Uhr. Zwanzig Minuten vor neun. Nun könnte er wirklich bald auftauchen! Doch auch um neun war der Detektiv noch nicht da. Unwillkürlich kam Alejandra Alonso ihm in den Sinn. Ihr Tod quälte ihn, und er hoffte inbrünstig, da sei nicht schon wieder ein Mensch, der in seinem Auftrag tätig war, zu Schaden, wenn nicht gar ums Leben gekommen. Kurz vor halb zehn ging das Telefon, und er atmete auf, als er Hendersons Stimme hörte.
»Es dauerte viel länger als geplant, weil Sullivan erst um fünf Uhr zurück war. Ja, und aus dem Gespräch mit ihm ergab sich dann eine Anschluß-Recherche. Hab’ einiges ausgegraben. In einer halben Stunde bin ich bei Ihnen.«
»Danke für den Anruf und bis dann!« Er legte auf. In diesem Moment steckte der triefnasse Ernesto seinen Kopf zur Tür herein und sagte, sie duschten nur noch schnell und kämen dann.
»Henderson rief grad an. Er ist in einer halben Stunde hier.«
»Okay, dann brauchen wir uns nicht zu beeilen.«
Sie hatten sich Getränke bringen lassen, saßen wieder in Olafs Zimmer, nun zu viert, er selbst und Henderson in den beiden Sesseln und Ernesto am Schreibtisch. Federico hatte es sich mit einigen Kissen auf dem Fußboden bequem gemacht. »Ich bezweifle«, fing Henderson an, »daß es wirklich eine Love-Story war, die ihre Schwägerin nachts aus dem MALIBU getrieben hat. Sullivan fuhr sie in ein anderes Hotel, ins LINDAVISTA. Da hatte ich nun leider niemanden, der so ohne weiteres bereit gewesen wäre, mir Auskünfte zu geben. Es klappte nur mit dem nötigen Schmiergeld, aber damit lief es dann großartig. Also, ein bißchen gekostet hat es …«
»Über Spesen reden wir nicht«, unterbrach Olaf ihn. »Die werden gemacht und danach auch erstattet.«
»Gut. Mit einer Zeche von vierzehn Dollar hab’ ich mir das Entree verschafft, und ein Hunderter als Tip hat den Barkeeper dann auf Touren gebracht. Ganze Arien hat er mir vorgesungen. Das heißt, zuerst kam noch nicht viel, weil die Sache ja schon eine Weile zurückliegt und der Mann es Nacht für Nacht mit -zig Leuten zu tun hat. Ich dachte schon, die Frau Theunissen und ihr Spezi hätten die

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