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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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dich sehen lassen kannst, weißt du selbst.«
»Und er weiß es anscheinend auch. Er ist hart wie ein Dreschflegel, und das soll für nichts und wieder nichts sein? Ist doch die reinste Verschwendung. Nun sei kein Feigling! Ich würd’ es so gern mal im Freien machen. Im Gras. Du bestimmt auch, mit dem starken Argument da.«
»Nein, ich nicht. Ich liebe meine Frau.«
»Hast ja bloß Angst.«
»Quatsch! Aber wenn dir meine Liebe zu Jenny als Grund nicht ausreicht, dann nimm doch deinen Mann dazu. Er ist mein Vetter und mein Freund.«
»Herrgott, in was für ’ner bürgerlichen Kiste ihr Theunissens lebt!«
»Es lebt sich gut darin. Und nun geh schlafen!« Sie hörte Schritte, lief schnell ins Zimmer zurück, legte sich hin, löschte das Licht. Kurz darauf kam er, begann, sich im Dunkeln auszuziehen. Sie schaltete die Nachttischlampe ein. »Oh, ich wollte dich nicht wecken!«
»Macht nichts. Hab’ sowieso einen unruhigen Schlaf heute. Es ist so warm.«
An diesen kurzen Dialog vorm Wiedereinschlafen erinnerte sie sich so gut wie an das mitgehörte Gespräch, denn natürlich wartete sie darauf, daß er ihr von Helga erzählte, von ihrer Zügellosigkeit, von seinem Widerstand. Aber da kam nichts. Nur ein Stimmungsbild vom nächtlichen Deich. Sie blickte auf, sah versonnen zum Fenster hinüber und in den verhangenen Himmel. Auch am nächsten Tag kam nichts. Und zu Haus ging das Schweigen dann weiter, und es hielt sich über Wochen, Monate, Jahre. Bis heute hatte er ihr nichts von der Versuchung, in die er damals geraten war, erzählt. Warum nicht? fragte sie sich zum hundertstenmal. Er ist doch bravourös daraus hervorgegangen.
Ich glaube, dachte sie, er wollte Helga nicht bloßstellen. Und wollte auch John schützen. Vor meinem Mitleid. Ja, so ist er. Aber sie! Sie reißt alles an sich oder versucht es zumindest. Und nun ist da also wieder einer.

38
    Seit dreißig Stunden waren sie nun schon im Hotel WHITE BEACH, und das an einem westlichen Strandabschnitt der Insel gelegene Haus mit seinem Komfort und seiner Abgeschiedenheit hätte sie unter anderen Umständen gewiß in fröhliche Ferienstimmung versetzt.
    Drei Fährten gab es, die ihnen helfen konnten, weiterzukommen, und es genügte nicht, sich für eine von ihnen zu entscheiden, nein, sie mußten, um die Zusammenhänge aufzudecken, alle drei verfolgen, mußten herausfinden, wohin der schwarze Chauffeur in jenen zwei Urlaubsnächten Helga Theunissen gefahren hatte, welcherart Ladung die JONATHAN SEYMOUR und die LOUISIANA in New Orleans gelöscht hatten und wohin sie weiterbefördert worden war, und drittens galt es, in einem Schrottlager von Miami, das von zwei Amerikanern mit den Vornamen Jeremy und William betrieben wurde, nach Indizien für deren Verwicklung in die Kupferaffäre zu suchen. Nachdem sie sich am Vortage mit Hendersons trickreicher Unterstützung im WHITE BEACH einlogiert hatten, war ihm der versprochene Vorschuß ausgezahlt worden. Danach hatte Olaf ihm die beiden Pässe, die Hilarios Geständnis enthielten, vorgelegt. Zu viert hatten sie sich ausführlich damit befaßt. Die dann notwendig gewordene letzte Offenlegung, die Preisgabe von Olafs Identität, war eine gefährliche Klippe gewesen. Womöglich hätte der Detektiv sich geweigert, einen von INTERPOL Gesuchten zu decken. Doch es war gutgegangen. Er hatte erklärt, nun, da er den komplizierten Sachverhalt kenne, sei er von Olafs Unschuld überzeugt und werde sich dem Fall unter Einsatz aller ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten widmen.
    Am heutigen Vormittag waren er, Federico und Ernesto nach Miami hinübergeflogen, um sich dort ein erstes Mal umzusehen. Das Schrottlager war leicht zu finden gewesen. Zum einen gab es in Miami nicht viele Betriebe dieser Art, und zum anderen war Henderson im örtlichen Branchenverzeichnis auf die Namen der Betreiber, Jeremy Boulders und William Masterson, gestoßen, und die Übereinstimmung der Vornamen mit den von Hilario genannten hatte ausgereicht, um die Firma zu identifizieren. Sie waren gegen vierzehn Uhr zurückgekommen, wohl wissend, daß der Schrottplatz noch ein weiteres Mal inspiziert werden mußte, bevor sie dort eine heimliche Suchaktion starten konnten.
    Der schwarze Chauffeur, das hatte Henderson kurz vor dem Abflug über eine Autoverleihfirma in Erfahrung gebracht, hieß Nathaniel Sullivan. Er war kein Taxifahrer im üblichen Sinn, sondern besaß einen eigenen, wenn auch schon recht betagten BENTLEY. Er vermietete ihn und dazu sich

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