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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM)
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Hagemann, »führen jetzt bitte ein zweites Telefonat, nämlich mit den Angehörigen von Fernandez. Lassen Sie sich im Personalbüro die Telefonnummer geben.«
»Mach’ ich.«
»Und sagen Sie auch da die Hilfe der Reederei zu. Fernandez wird natürlich ebenfalls in seine Heimat überführt.« Wessel und Hagemann gingen hinaus, und dann schenkte Olaf sich erst mal einen Kognak ein. Die Nachricht war ihm auf den Magen geschlagen. 
    Es war, von kleinen Rammings mit ein paar tausend Mark Schaden oder dem Verlust des Ankergeschirrs abgesehen, die erste Havarie seit seiner Übernahme der Reederei und dann gleich eine mit zwei Todesopfern und dem Totalverlust des Schiffes. Bei einer Explosion, sagte er sich, liegt die Ursache meistens in der Ladung, aber das entfällt hier, denn Kupfer und Holz sind nun wirklich keine gefährlichen Güter. Er stand auf, ging hinaus in das geräumige Entree, in dem außer ein paar Stühlen und Tischen die Glaskästen mit den Schiffsmodellen standen, trat vor die Nachbildung der OLGA THEUNISSEN, betrachtete sie lange. Und die zweithäufigste Ursache, dachte er, eine defekte oder heißgelaufene Maschine, entfällt ebenfalls. Der Druck ist ja nicht vom Maschinenraum ausgegangen, sondern von Luke sechs.
Er kehrte zurück ins Büro, setzte sich wieder, und gleich darauf kam Wessel. »Bin schon im Aufbruch«, sagte er, »wollte Ihnen nur noch die Versicherungsunterlagen reinreichen.« Er legte die Akte vor Olaf auf den Schreibtisch.
»Mein Gott, Herr Wessel, gleich platzen Sie bei den Thomsens mit dieser furchtbaren Nachricht ins Haus!
Wollen Sie mir diesen schweren Weg wirklich abnehmen?«
»Ja, es ist besser so.«
Als Wessel die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog Olaf den Ordner näher zu sich heran, schlug ihn auf, befaßte sich zunächst mit der Versicherung für die Fracht. Kupfer und Holz waren weder unter-noch überversichert. Die Leistungen würden den Verlust also gerade decken.
Danach sah er sich die Cover-Note der OLGA THEUNISSEN an, las: »Die Unterzeichner haben für die jeweils aufgeführten Anteile Versicherung übernommen gegenüber der REEDEREI THEUNISSEN, Hamburg, vertreten durch den derzeitigen Geschäftsführer Olaf Theunissen. 
Versicherter Gegenstand: MS OLGA THEUNISSEN, Unterscheidungssignal CSD 2098, 19500 BRT, Baujahr 1973, hergestellt in Split, Jugoslawien.« 
    Sehr gründlich befaßte er sich dann mit den Posten Maschine und maschinelle Einrichtungen, Schiffszubehör, Unterkünfte, Mannschaftseffekten, Frachtgelder, Prämien und Versicherungssteuer, aber den sich anschließenden Teil, in dem es um versicherungstechnische Details wie Liege-, Ballast-, Kernenergie- und Eisklausel sowie um die
Abzugsfranchise ging, überflog er nur.
Es folgte die für Oktober 1991 geltende Aufstellung von Krisengebieten, und obwohl Chile nicht dazugehörte, ging er sie durch, las unter der Rubrik Current Exclusion: Persian or Arabian Gulf and adjacent waters including the Gulf of Oman North of 24 degrees North, Angola (including Cabinda), Israel, Lebanon, Syria, Libya (including Gulf of Sidra/Sirte), Ethiopia, Gulf of Acaba and the Red Sea Ports of Saudi Arabia, Somalia, Yugoslavia, Zaire.  
    Als letztes ging er die Liste der fast zwei Dutzend Firmen durch, die an der Versicherung der OLGA beteiligt waren. Es handelte sich um deutsche, englische, französische und Schweizer Gesellschaften. Die BRISTOL INSURANCE war zwar der Hauptversicherer, mußte den Schaden aber nicht allein tragen. Er schloß die Akte und rief seinen Sohn an. Jacob war genauso bestürzt wie er, nicht wegen der Holzladung, nicht wegen des Schiffes, sondern wegen der beiden Toten. »Wie willst du das bloß den Familien beibringen?« 
    Olaf erklärte, daß Wessel und Hagemann die Aufgabe übernommen hatten, und dann fügte er hinzu: »Die beiden waren noch so jung, der Spanier erst zwanzig und Thomsen Mitte Dreißig.« 
    »Und das Schiff! Sag mal, gerätst du jetzt Onkel John gegenüber ins Hintertreffen?«
»Nein. Es soll sogar schon marode Schiffahrtsgesellschaften gegeben haben, die durch ein paar solcher Verluste wieder gesund geworden sind. Kennst das doch. Was an Land ein warmer Abbruch ist, das ist auf See der Untergang durch Bordmittel. Also, das Unglück wirft uns geschäftlich nicht zurück, denn Schiff und Ladung waren ausreichend versichert.«
»Na, wenigstens das.«
»Dieses verdammte Kupfer! Wenn wir nur Holz geladen hätten, wäre die OLGA
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