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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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es schließlich auch nicht!
    Abrupt blieb er stehen. Natürlich, Johns Besuch in meinem Büro gleich nach dem Untergang der OLGA! Sein merkwürdiger Vorschlag, ich selbst solle doch ein Taucher-Team nach unten schicken, wenn die BRISTOL INSURANCE darauf verzichte. Von jetzt aus gesehen, war dieser Vorschlag gar nicht so abwegig, denn ohne Tauch-Aktion wäre das Geheimnis des ausgetauschten Kupfers auf ewig unentdeckt geblieben. Wenn John der Initiator des Anschlags ist, wäre er um die Früchte seiner Anstrengungen gekommen. Verdammt, er muß gewußt haben, was es da Interessantes auf dem Meeresgrund zu entdecken gab! Ich erinnere mich noch, daß ich mit Entsetzen auf seinen Vorschlag reagiert hab’ und er dann erklärte, ich solle allein schon deshalb Taucher runterschicken, um meine Unschuld zu beweisen. Er setzte sich auf die Bettkante, versuchte, sich den gesamten Gesprächsverlauf ins Gedächtnis zu rufen, spulte sorgfältig Rede und Gegenrede ab, bis er bei Johns dramatischer Erklärung ankam, nicht der Verdacht gegen , sondern die Angst um ihn, Olaf, mache ihm zu schaffen.
    Er rieb sich die Stirn, knetete sie geradezu, als könnte er damit der Szene von damals noch mehr Kontur geben, hatte dann auch das Gesicht seines Vetters ganz deutlich vor Augen und erkannte darin tatsächlich den Ausdruck von Angst, die, wenn sie aufrichtig war, ja auch Treue bedeutete und Verläßlichkeit. Ist es möglich, fragte er sich, daß ein Mensch sich so verstellen kann? Wieder stand er auf, machte ein paar Schritte, lehnte sich dann an die Wand, in der das vergitterte Fenster saß, mühte sich weiterhin ab mit der Unvereinbarkeit zwischen dem, was er fühlte, und dem, was die Logik ihm aufzwang, kam, wie schon so oft in den vergangenen Tagen und Nächten, zu dem Schluß. Ich will über John kein Urteil fällen, solange ich weder für seine Schuld noch für seine Unschuld eindeutige Beweise habe. Meine Reise nach drüben muß die Wahrheit ans Licht bringen! Er fragte sich, warum John ihn nicht besuchte. Wenn er mich für schuldig hält, dachte er, bleibt er vielleicht vor Zorn weg, und das heißt dann, daß er unschuldig ist. Aber, verdammt, er kann diesen Zorn natürlich auch spielen! Geht er davon aus, daß unbekannte Dritte hinter der Geschichte stecken, müßte er eigentlich gekommen sein. Das ist er nicht, und also hält er entweder mich für den Täter, oder er ist es selbst. Es war schon halb vier, als er sich wieder hinlegte, und dann fand er doch noch ein paar Stunden Schlaf. Nach dem Frühstück kam Vosswinkel. Er gab sich zuversichtlich, meinte sogar, der Termin beim Haftrichter, der auf neun Uhr angesetzt worden war, sei möglicherweise eine Angelegenheit von wenigen Minuten. »Ich hab’ noch eine Bitte«, sagte Olaf. »Wenn es nicht gegen die Gesetze verstößt …«
    »Ich hätte gern – egal, ob ich nun rauskomme oder hierbleiben muß – Abzüge von den vier Fotos.«
    »Nanu?«
    »Ich will ein bißchen experimentieren, will Vergrößerungen anfertigen lassen und mit der Lupe jeden Quadratzentimeter sozusagen abtasten und das dann auch mit meinen Kleidungsstücken machen. Vielleicht stoße ich auf Stellen, die nicht übereinstimmen. Der Faden läuft da anders, oder die Knöpfe sind nicht exakt die gleichen, oder was weiß ich. Übrigens, hatte die Staatsanwaltschaft das nicht längst tun müssen?«
    »Ist geschehen. Die Fotos taugen aber nicht dafür, sind nicht scharf genug. Sie können sich die Mühe sparen.« »Ich bitte Sie trotzdem, mir die Abzüge zu beschaffen.«
    »Gut, ich versuch’s.« Vosswinkel stand auf. »Oder brauchen Sie sie für etwas anderes?«
    »Wieso?«
    »Na, vielleicht wollen Sie mit den Fotos einen Detektiv nach Chile in Marsch setzen?«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Weil Sie nicht gleichzeitig nach Ihren Kleidungsstükken gefragt haben, die ja, wie Sie wissen, konfisziert sind. Für einen Vergleich aber brauchen Sie die.«
»Daran hatte ich nicht gedacht. Natürlich erbitte ich meine Sachen zurück, so schnell wie möglich.«
»Ich werde tun, was ich kann.«
Und es wurde in der Tat eine Angelegenheit von wenigen Minuten. Der Haftrichter, ein, wie Olaf fand, sympathischer Mann um die Fünfzig, hörte erst den Staatsanwalt, dann den Verteidiger an. Beide faßten sich kurz. Der Staatsanwalt führte aus, nach wie vor sei der Beschuldigte der Mann, bei dem die Kombination von Motiv und Gelegenheit zur Tatausführung eine gewisse Stringenz habe, und nach seinem Urteil stützten die als

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