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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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siegen, half ihm nicht weiter. Im Gegenteil, ihre Zuflucht zu derartigen Allgemeinplätzen machte die Bedrohlichkeit seiner Lage nur noch deutlicher. Auch das Zusammensein mit Mira war quälend, denn sie weinte fast jedesmal. Mit Jacob war alles ganz anders. Er blieb immer beherrscht und sachlich und versuchte, konkrete Hilfe zu leisten, so auch diesmal, zwei Tage nach Vosswinkels letztem Besuch. Sie saßen sich an dem kleinen Tisch gegenüber, und Jacob hatte von zu Haus erzählt und vom Geschäft.
    »Der Holzimport«, sagte er nun, »läuft auf Hochtouren, aber verglichen mit dem Wert des verlorenen Kupfers ist das natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.«
    »Weniger als ein Tropfen«, antwortete Olaf. »Es geht ja nicht nur um die sechsunddreißig Millionen für das Kupfer, sondern auch noch um das Schiff und die Holzladung. Unser Verlust ist riesig. Selbst wenn ich jetzt hier rauskomme, kann ich den Rückstand niemals aufholen.«
    »Ich glaube, da irrst du dich. Falls du den Prozeß gewinnen solltest, wärest du auch offiziell unschuldig, und dann müßte die Versicherung Schiff und Ladung ersetzen. Einen Rückstand gäbe es also gar nicht.«
    »Aber ob meine Unschuld sich je erweisen wird, steht in den Sternen, und die Aussichten dafür sind schlecht.«
    »Mutter hat mir von den Fotos erzählt, auf denen du zu sehen sein sollst. Was für billige Tricks!«
    »Die Staatsanwaltschaft denkt leider anders.
    »Dann muß man ihr auf die Sprünge helfen!« Jacob nahm für einen Moment die Hand seines Vaters. »Bitte, sag nicht gleich nein, wenn ich dir jetzt einen Vorschlag mache!«
»Kommt drauf an, wie der aussieht.«
»Ich fürchte, er wird dir nicht gefallen.«
»Laß hören!«
»Du hast doch diesen Südamerikaner in der Reederei.«
»Ja, Hagemann.«
»Was hältst du davon, wenn er und ich nach Chile fliegen und da ein paar Nachforschungen anstellen?«
Olafs Erwiderung klang sehr energisch. »Das kommt auf gar keinen Fall in Frage!«
»Aber warum nicht?«
»Viel zu gefährlich. Wie skrupellos die andere Seite ist, hat sie unter Beweis gestellt, als sie Thomsen und Fernandez draufgehen ließ, einfach so, und es hätte auch noch mehr Tote geben können bei der Explosion. Das war diesen Leuten egal, und darum …«
»Wir würden uns mit größter Vorsicht an sie rantasten.«
»Ach, Junge, das funktioniert doch nicht! Wir haben keine Ahnung, wie sie organisiert sind. Womöglich wären sie euch schon auf den Fersen, sobald ihr auf dem Flughafen von Santiago die Pässe vorgelegt hättet. Immerhin träte da ja der Name Theunissen in Erscheinung. Ihr kämt vielleicht nicht mal heil ins Hotel. Hast du zu Haus schon über diesen Plan gesprochen?«
»Nein.«
»Und mit Hagemann?«
»Auch nicht. Ich wollte es zuerst mit dir bereden.«
»Und dabei wird es auch bleiben. Ich sage nein, ganz klipp und klar nein!«
»Aber du kannst doch nicht tatenlos hinter diesen Mauern hocken!«
»Tu ich auch nicht.«
»Kommt jetzt vielleicht, daß du auf Vosswinkel setzt? Oder was Ähnliches? Das würde nicht ausreichen.«
»Es geht in die Richtung deines Vorschlags, aber du mußt mir versprechen, absolutes Stillschweigen darüber zu bewahren.«
»Ich versprech’s.«
»Hör zu!« Unwillkürlich senkte Olaf die Stimme, flüsterte fast. »Vosswinkel …«
»Also doch!«
»Laß mich erst mal ausreden!«
»Entschuldige, aber es macht mich wahnsinnig nervös, dich hier sitzen zu sehen, hilflos, ohnmächtig, eines schweren Verbrechens angeklagt …«
»Angeklagt noch nicht.«
»Na, dann eben bezichtigt, und zwar eines Verbrechens, das du nicht begangen hast, und einer Öffentlichkeit ausgeliefert, die brutal über dich herfällt. Ich krieg’ das heulende Elend, wenn ich die Zeitung aufschlage und wieder mal ’ne Horrorgeschichte über die ›TheunissenAffäre‹ lesen muß. Also, was hast du vor?«
»Vosswinkel wird mit allen Mitteln versuchen, mich aus der U-Haft rauszuholen. Das ist zunächst mal das wichtigste. Klappt es nicht, versuch’ ich einen Ausbruch. Ich weiß, dann bin ich noch verdächtiger, aber Nägel mit Köpfen kann ich nur machen, wenn ich frei bin.«
»Donnerwetter!«
»Ich hoffe, daß der Ausbruchsversuch mir erspart bleibt – der müßte ja auch erst mal gelingen – und ich auf legale Weise rauskomme. Die damit verbundenen Auflagen wie Paßeinzug und Meldepflicht wären unproblematisch, aber die Kaution sollte nicht zu hoch ausfallen.« Olaf hielt inne, fragte sich, wie er es in den vergangenen Tagen und Nächten

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