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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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hatte sich als Käufer ausgegeben, und also stand für den anderen fest, daß er Geld bei sich hatte. Die Möglichkeit, zusammengeschlagen oder beraubt zu werden, war zumindest nicht auszuschließen. »Also, worum geht’s?«
Er wollte nicht gleich mit der Sprache heraus, und so schob er noch einmal den Amerikaner vor: »Es geht nicht um Stoff, sondern um eine Information. Ich suche einen Mann, der hier in der Nähe gewohnt hat. Er heißt Bill Morrison. Kannst du mir sagen, wo ich den finde? Ich will die Auskunft nicht umsonst.«
»Ich kenn’ ihn nicht.« Der junge Mann sprach ein nahezu akzentfreies Deutsch.
Wahrscheinlich ist er in Hamburg aufgewachsen, dachte Olaf und fragte dann: »Wer könnte mir weiterhelfen?«
»Deinen Bill kennt hier bestimmt keiner.«
»Aber vielleicht weiß einer von euch, wer sonst noch mit Papieren handelt. Das war nämlich sein Job.«
»Was für Papiere?«
»Na, die man eigentlich nur auf Behörden kriegt.«
»Und wieso weiß ich, daß du kein Bulle bist?« Olaf hatte sich vorbereitet, zog nun aus seiner Jacke ein Stück Zeitung hervor, entfaltete es, zeigte auf die Überschrift. »Ist Olaf Theunissen der Täter?« lautete sie. Mitten im Text prangte eine Porträtaufnahme von ihm. Er hielt das Blatt so, daß der Name im Titel verdeckt, das Wort »Täter« jedoch und das Foto gut zu sehen waren, zündete sein Feuerzeug an, beleuchtete erst das Papier, dann sein Gesicht. »Ich bin seit gestern wieder auf freiem Fuß«, sagte er und zeigte auch noch seinen Entlassungsschein vor, verdeckte wiederum den Namen. »Du siehst, daß ich kein Polizist bin, eher das Gegenteil. Also, ich brauch’ ein bestimmtes Papier, und ich zahle gut.«
»Was für ein Papier?«
»Na ja, keinen Impfschein und auch keinen Mitgliedsausweis vom Kleingärtnerverein.«
»Warte hier! Ich bin gleich wieder da.«
Der junge Bursche, seiner Erscheinung nach ein Türke, verschwand. Olaf mußte lange warten, und während dieser Zeit wurde ihm immer deutlicher bewußt, wie gefährlich die Lage war, in die er sich begeben hatte. Aber auch für den Fremden mußte die Situation heikel sein. Woher soll denn auch, fragte er sich, das Vertrauen kommen, wenn zwei Typen wie wir sich aufeinander einlassen? Es ist wie ein Spiel, bei dem es auf behutsame Abwägung der Schritte ankommt, mit denen man sich dem anderen nähert. Wichtig, daß man da nicht den zweiten vor dem ersten macht, weil auf jeden einzelnen reagiert wird und es dann jeweils gilt, die Reaktion richtig einzuschätzen. Zehn Minuten etwa mochten vergangen sein, als der Mann zurückkam. Er brachte jemanden mit, einen Graukopf, zu dem ein kleiner, schmächtiger Körper gehörte.
»Ich hab’ Bill flüchtig gekannt«, eröffnete der Alte den zweiten Akt, »aber soviel ich weiß, sitzt er.«
»Verdammt!« sagte Olaf. »Was brauchst du denn?«
»Nur einen deutschen Paß.«
»›Nur‹ ist gut! Die deutschen Pässe sind fälschungssicher.«
»Die neuen roten, ja, aber die alten grünen sind auch noch gültig.«
»Mag sein, bloß handeln wir nicht mit so was.«
»Aber vielleicht wißt ihr von einem, der das macht.«
»Zeig mir doch mal eben, was du ihm auch schon gezeigt hast!« Olaf tat es, und wieder verdeckte er seinen Namen. »Warum läßt du uns das Wichtigste nicht sehen?«
»Es ist nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist das Foto. Und dazu mein Gesicht.« Er drehte sich kurz ins Licht der Straßenlampe, fuhr dann fort: »Den Namen verdecke ich, weil es ja sein kann, daß ihr gleich bei der Polizei anruft. So wie ihr sichergehen müßt, muß ich es auch.«
»Hast recht. Also, ich kenne jemanden, der dir vielleicht helfen könnte. Was ist es dir wert, daß ich dich zu ihm bringe?«
»Sag mir, was es kostet, und ich sag’ dir, ob der Preis mir gefällt.«
»Dreihundert.«
Olaf pfiff durch die Zähne. »Das ist viel, zumal danach das Bezahlen ja erst richtig losgeht.«
»Wie du meinst. Ich dachte nur, du kämst ohne uns nicht weiter.«
»Wie sicher ist es denn, daß der, an den ihr denkt, auch der Richtige ist? Womöglich sagt er, ›fünfhundert, und ich bring’ dich zu meinem Vetter, der jemanden kennt, dessen Onkel …‹ und so weiter.«
»Für die dreihundert landest du bei einer soliden Adresse. Falls es klappt. Denn erst mal müßte ich telefonieren.«
»Okay, mach das! Ich bin einverstanden mit dem Preis.« Der alte Mann ging, und der junge blieb. »Hast du eine Vorstellung, wie teuer das wird?« fragte Olaf. »Ich weiß nur, daß so was nicht billig ist, weil man

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