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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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es in keinem Laden kaufen kann. Willst wohl abhauen, was?«
»Ja, aber nicht für lange. Will was nachprüfen. Danach komm’ ich wieder. Mit meinen eigenen Papieren würde ich schon am Flughafen festsitzen.«
»Verstehe. Wenn es klappt mit dem Mann, kriegst du ’ne erstklassige Arbeit geliefert.«
»Woran könnte es denn noch scheitern?«
»Na, zum Beispiel daran, daß er nicht da ist. Er muß oft verreisen.«
»Ein Deutscher?«
»Besser, du weißt nichts Genaues.«
Sie zündeten sich Zigaretten an. Es war, so fand Olaf, eine seltsame Form von Vertrautheit, im Halbdunkel zu stehen, zu rauchen und von einer krummen Sache zu reden und einander nicht zu kennen. Der Graukopf kam zurück.
»Geht klar«, sagte er, »aber nur, wenn du damit einverstanden bist, daß wir beide dich jetzt hinfahren und du ein Tuch vor die Augen kriegst. Sonst macht er es nicht. Erst in seinem Zimmer kommt der Lappen runter, und wenn wir da weggehen, mußt du noch mal den blinden Mann spielen.«
Verdammt, dachte Olaf, das ist riskant! Vielleicht karren sie mich in eine einsame Gegend und plündern mich aus. Aber wieder sagte er sich. Ich hab’ keine Wahl. An wen ich mich auch wende, er wird so oder so ähnlich vorgehen, um sich selbst zu schützen, und die erste Hürde, oft die schwierigste, hab’ ich nun ja schon genommen. Und schließlich sagte er sich noch. Wer weiß, welche dubiosen Praktiken mich in Chile erwarten, wenn es darum gehen wird, an Ganoven ganz anderen Kalibers heranzukommen!
»Bist ja so still«, sagte der Graukopf. »Hast vorhin doch selbst gesagt, beide Seiten müssen auf Nummer Sicher gehen. Denk mal nach. Der Mann kennt dich nicht, läßt dich aber in seine Wohnung, von der du weißt, daß man da falsche Papiere kaufen kann. Also muß er dafür sorgen, daß du nicht mitkriegst, wo diese Wohnung liegt.«
»Einverstanden. Ich hoffe, ihr seid ehrliche Leute.«
»Kannst dich auf uns verlassen«, sagte der Junge und gab ihm in kumpelhafter Manier einen Schlag auf die Schulter. Sie gingen über den Platz, stiegen in einen OPEL CARAVAN. Olaf und der Alte saßen hinten.
»Wir können ja deinen Schal nehmen, dann hast du wenigstens deinen ganz privaten Geruch.«
»Ist was wert«, antwortete Olaf und ließ sich von dem Alten das Kaschmirtuch vors Gesicht binden. »So«, sagte der, »jetzt ziehst du besser den Kopf ein, sonst denkt einer, der dich von draußen sieht, hier läuft ein Kidnapping.«
Olaf rutschte so weit nach unten, wie es ging. »Dein Kumpel da vorn hat gesagt, daß der Mann, zu dem wir fahren, gute Arbeit leistet. Weißt du, wie teuer die sein wird?«
»Keine Ahnung. Er wollte wissen, ob du ein Paßbild hast.«
»Hab’ ich.«
Sie schwiegen eine ganze Weile. Abbiegungen, Ampeln, kleine Staus, das alles registrierte man auch mit verbundenen Augen. Kann sein, dachte Olaf, daß wir die Innenstadt gar nicht verlassen und nur kreuz und quer durch St. Georg fahren. Schließlich hielt der Wagen. Der Alte half ihm beim Aussteigen und dirigierte ihn durch eine Haustür und dann eine Treppe hinauf. Erst als sie in einem Zimmer waren, nahm er ihm den Schal ab.
Ein billig möblierter Wohnraum. Tisch, Stühle, Couch und Fernseher. Olaf gegenüber saß ein Mann mit langer schwarzer Mähne und Vollbart. Er sagte: »Ein deutscher Paß also.«
»Ja. Was würde der kosten?«
»Dreitausend Mark.«
»Keine Nebenkosten?«
»Dreitausend und keinen Pfennig mehr. Aber zeig mir erst mal deine Trümpfe!«
»Trümpfe?«
»Was du auch den beiden gezeigt hast, Knastschein und Pressekritik.«
Zum dritten Mal an diesem Abend zog Olaf die Papiere aus der Tasche, die ihm als Legitimation dienten, mußte es jetzt aber zulassen, daß sein Name ins Spiel kam.
Der Mann prüfte den Entlassungsschein und las danach den Zeitungsbericht von Anfang bis Ende aufmerksam durch. »Hab’ von dem Fall gehört«, sagte er. »Tolles Ding, das da gelaufen ist. Und du bist also unschuldig? Wozu brauchst du dann falsche Papiere?«
»Ich bin unschuldig, muß das aber beweisen können. Der Prozeß kommt ja noch. Es ist ein Teufelskreis, denn den Beweis für meine Unschuld kriege ich nur im Ausland, darf aber Hamburg nicht verlassen.«
»Kannst mich Max nennen, schließlich hast du auch die Hosen runtergelassen.«
»Okay, Max. Wie schnell geht es?«
»Du hast ein Foto dabei?«
Olaf holte das Paßbild hervor, legte es auf den Tisch. Max nahm es in die Hand, maß Länge und Breite mit einem Lineal nach. »Hör zu! Ein neuer Paß, also der rote, entfällt, und auch was

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