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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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ist.«
Die beiden Spanier mußten lachen. Ernesto übersetzte, und Olaf rückte ohne Zögern einen weiteren Fünfziger heraus. »Dafür wollen wir aber«, sagte Federico, »die Adresse von Hilario haben. Sie waren schließlich bei ihm.«
»Das war in einem Hotel.«
»Was?«
»Ja, in einem kleinen Hotel in Petrohué.«
»In Petrohué? Ich denke, Puerto Varas.«
»Die Brüder stammen aus Puerto Varas, aber das Treffen fand in Petrohué statt. Das ist ungefähr siebzig Kilometer entfernt.« Ernesto zog die Landkarte hervor, breitete sie auf dem Tisch aus, suchte eine Weile und fand schließlich den Ort. »Liegt am Todos-Los-Santos-See«, sagte er und tippte mit dem Zeigefinger auf die Stelle.
»Gehört ihm das Hotel, oder war er da Gast?«
»Gast. Er saß in der Schankstube. Señor Gutiérrez hatte ihn mir beschrieben, und ich erkannte ihn sofort, weil an seiner rechten Hand zwei Finger fehlen.«
»Haben Sie sich, bevor Sie ihm das viele Geld gaben, seinen Ausweis zeigen lassen?«
»Das brauchte ich nicht. Wegen der Finger. Und auch, weil er genau da saß, wo ich ihn finden sollte. Außerdem sagte er ja auch gleich zu mir: ›Du kommst also von Carlos‹.«
»Zeigen Sie ihm«, sagte Federico zu Olaf, »doch mal die Fotos!« Als die Bilder auf dem Tisch lagen, sagte der Alte spontan: »Ja, das ist Señor Gutiérrez, aber den anderen kenne ich nicht.«
»Und das Schiff, haben Sie das schon mal gesehen?«
»Auch nicht.«
Federico hielt ihm noch einmal die Aufnahme vom Schrottplatz hin. »Der Mann, der neben Ihrem Patrón steht und auch auf den anderen Fotos zu sehen ist, war also keiner von den Gringos aus Florida?«
Der Alte nahm das Bild in die Hand, betrachtete es lange. »Ich glaube nein, aber hundertprozentig kann ich es nicht sagen, weil sein Gesicht nicht zu erkennen ist.«
Die Möglichkeit, daß José Bahamondes jemals John zu Gesicht bekommen hatte, war gering, aber Olaf hatte nun mal das Foto seines Vetters samt Ehefrau bei sich, holte es also hervor, zeigte es dem Alten und fragte ihn, ob er den Mann schon einmal gesehen habe.
»Nein«, lautete die Antwort, und dann kam: »Was für eine schöne Frau!«
Er steckte alle Fotos wieder ein, und Ernesto faltete seine Karte zusammen.
»Das Hotel in Petrohué«, setzte Federico die Befragung fort, obwohl der Alte gerade herzhaft gegähnt hatte und sich nun die Stirn rieb, »wie heißt es?«
»BELLA VISTA.«
»Wie wurden die Schrottblöcke verladen, einfach so auf die Lkws?«
»Nein, sie kamen in Container und wurden dann auf die Laster gehievt.«
»Wenn so eine Fuhre vom Platz geht, um über die Grenze nach Argentinien oder zu einem Hafen transportiert zu werden, dann muß doch irgendwo der Zoll seine Plomben anbringen.
Wissen Sie, wann und wo das bei diesem Auftrag gemacht wurde?«
»Ja, bei uns auf dem Platz. Das war einfacher. Der Zoll kam, verplombte die Container und stempelte die Papiere, und dann starteten die Camiones in Richtung Valparaiso.«
»Waren es mehrere Zollbeamte?«
»Warten Sie …, also, ich glaub’, es war nur einer. Er schlief im Wärterhäuschen. Da steht nämlich ein Bett für den, der den Nachtdienst hat, und der konnte in den drei Nächten ja sowieso nicht schlafen, weil zuviel zu tun war.«
»Wer macht den Nachtdienst?«
»Einer von uns. Immer ein anderer, mal einer der Kranführer, dann der Mann aus dem Werkzeugverleih, dann der Junge, der bei den Oldtimern sitzt, auch ich und noch ein paar Arbeiter. Alle zehn Tage ungefähr ist man dran.«
»Fällt Ihnen sonst noch irgend etwas ein, was vielleicht wichtig sein könnte?«
Der Alte wiegte den kahlen Kopf und lächelte. »Ja, da war noch was, aber ich glaub’, es ist zu verrückt. Eigentlich ist es was Albernes.«
»Bitte, erzählen Sie’s trotzdem!«
»Also, Hilario Gutiérrez gab mir zwei Spielsteine mit von einem Damespiel. Kennen Sie das?«
»Natürlich.«
»Er drückte mir einen weißen und einen schwarzen in die Hand und sagte dabei: ›Mein Bruder und ich haben früher fast jeden Tag Dame gespielt. Gib ihm diese beiden Steine und sag ihm, falls mir was passiert, findet er das Geld dort.‹ Ja, das sagte er.«
»Und Sie haben Carlos Gutiérrez die Steine gegeben?«
» Claro. «
»Und? Wußte er damit wirklich, wo das Geld liegen würde? Oder hat er das Ihnen gegenüber nicht zu erkennen gegeben?«
»Doch. Ich legte sie auf seinen Schreibtisch, übereinander, und sagte dazu, was ich sagen sollte. Da nahm er die Steine und legte sie anders. Ich hatte den weißen nach unten gelegt und den

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