Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
belasten, wollten sie die Zimmer im LOS ANDES behalten.

22
    »Himmel noch mal, Sie müssen doch wissen, wo Ihr Mann ist!« Bernd Ladiges, Hauptkommissar bei der Hamburger Kriminalpolizei, bedachte Jenny Theunissen mit einem zornigen Blick. Er war ein etwas behäbiger Mann von ungefähr fünfzig Jahren, der eigentlich nicht so leicht aus der Haut fuhr, aber das Gespräch drehte sich im Kreis, brachte keine greifbaren Resultate, und da war dem sonst so ruhigen Norddeutschen eben doch mal der Kragen geplatzt.
    Jacob antwortete für seine Mutter, und in der Schärfe des Tons stand er dem Beamten nicht nach:
    »Wahren Sie gefälligst die Form! Wenn nicht, wird das Gespräch sofort beendet.«
    Das brachte Ladiges noch mehr auf, zumal es ein so junger Bursche war, der ihm da in die Parade fuhr. Er war drauf und dran, barsch zu kontern, besann sich dann aber. Frau Theunissen und ihr Sohn hatten, solange nichts gegen sie vorlag, als unbescholtene Bürger zu gelten und waren auch als solche zu behandeln.
»Na gut«, sagte er und sah Jenny an, »entschuldigen Sie bitte! Und ich muß Ihnen selbstverständlich auch erklären, daß Sie als Angehörige nicht verpflichtet sind, etwas zu sagen, was Ihrem Mann und Vater schaden könnte.« Jenny nickte nur.
»Aber sein Verschwinden«, fuhr er fort, »hätten Sie uns besser gemeldet. Jetzt sind schon vier Tage vergangen, und wäre ich nicht zufällig gestern hergekommen, weil der Verbleib des Kupfers uns noch jede Menge Rätsel aufgibt, hätten wir bis zum nächsten Freitag von seinem Untertauchen nichts erfahren. Bitte, Frau Theunissen, verschweigen Sie uns nichts, und Ihr Sohn sollte das auch nicht tun!«
»Mein Vater«, begann Jacob daraufhin, »hat sich am Freitag bei der Polizei gemeldet, ganz nach Vorschrift. Er kam dann zurück und sagte zu meiner Mutter und mir, er halte diese furchtbare Belastung, eines Verbrechens beschuldigt zu werden, das er nicht begangen habe, nicht länger aus. Was er dagegen denn tun wolle, fragte ich ihn, und er antwortete, er könne nichts dagegen tun, aber diesem entsetzlichen psychischen Druck müsse er sich auf irgendeine Weise entziehen. Ist Ihnen klar, daß diese Formulierung auch den Schluß auf Selbstmord zuläßt?«
Ladiges schwieg. »Ist Ihnen das klar?«
»Wenn Verdächtige sich das Leben nehmen«, sagte endlich der Kommissar, »fragt man sich, ob das nicht einem Eingeständnis der Schuld gleichkommt. Verstehen Sie mich bitte richtig! Ich will damit nicht behaupten, daß Ihr Vater schuldig ist, aber ein Selbstmord liefert nun mal – im Zusammenhang mit der Vorgeschichte natürlich – diesen Eindruck. Allerdings gilt Olaf Theunissen sowohl in den Augen der Staatsanwaltschaft als auch seines Verteidigers und nicht zuletzt im Urteil seiner Angestellten als ein eher robuster Mann. Doch zurück zum letzten Freitag! Er meldete sich bei der Polizei. Und dann?« Es war immer noch Jacob, der die Antworten gab. »Er ging in sein Arbeitszimmer, und ich fuhr in die Firma.«
»In die Reederei?«
»Nein, in die Holzhandlung. Also, ich war auf dem Weg, wurde dann aber unruhig. Wieder und wieder mußte ich daran denken, daß er gesagt hatte, er wolle sich diesem furchtbaren Druck entziehen. Sie können ihn von mir aus hundertmal für robust halten, aber ich weiß, daß er ein sensibler Mann ist. Ich beschloß umzukehren, steckte aber im Stau und kam erst kurz vor der Brücke vom Heidenkampsweg runter. Etwa um elf Uhr war ich wieder zu Haus, und da sagte meine Mutter, daß er gegangen war. Wohin, das wußte sie nicht.«
»Frau Theunissen«, wandte Ladiges sich nun an Jenny, »wann ging Ihr Mann?«
»Gegen zehn.«
»Ist er mit dem Auto weggefahren?«
»Nein, den Firmenwagen hatte mein Sohn, und der BMW stand vor der Garage.«
»Hat er Gepäck mitgenommen?«
»Er hatte eine Tasche bei sich, eine kleine lederne Reisetasche, nicht größer als ein Bordease. Manchmal nimmt er sie mit ins Geschäft, und dann sind nur Akten drin.«
»Können Sie mir sagen, welche seiner Sachen fehlen? Waschzeug, Oberhemden, Pyjamas, Anzüge, Schuhe und so weiter?«
»Ach, wissen Sie, fürs Badezimmer hat er immer alles doppelt und dreifach, und er besitzt an die vierzig Oberhemden. Mit der Wäsche und den Anzügen ist es ähnlich.«
»Und einiges davon könnte wohl auch in Ihrem Eiderstedter Bauernhaus sein«, sagte Ladiges.
»Ja, natürlich. Auch da hat er sein Bad und seinen Kleiderschrank.«
»Wir haben schon nachgeprüft, ob er da gewesen ist. Fehlanzeige. Morgen werden wir

Weitere Kostenlose Bücher