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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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seinem Geschäft, wedelte fleißig, und die beiden anderen verfolgten den Sprinkler-Effekt, den im Mondlicht tanzenden Strahl.
Das kleine Intermezzo hatte sie belustigt. Nun aber ging es weiter mit der aufreibenden Warterei, und je länger sie sich hinzog, desto größer wurde ihre Sorge, in der Hütte sei man schlafen gegangen und die Tür werde sich erst am Morgen öffnen. Doch es war nicht so. Kurz vor Mitternacht rumpelte es drinnen, und dann drehte sich der Schlüssel im Schloß. Fast gleichzeitig hörten sie, wie ein Riegel verschoben wurde. Die Tür ging auf.
Es war ein großer, breiter Mann, der aus der Tiefe heraufkam. Er schien keinerlei Argwohn zu hegen, denn er dehnte und reckte sich und war, wie Federico den gürtellosen Jeans und dem karierten Hemd anzusehen glaubte, nicht bewaffnet. So hatte er es leicht, dem Herausgetretenen, als er fünf, sechs Schritte von der Tür entfernt war, den Lauf seiner MAUSER ins Kreuz zu drücken.
» Manos arriba y ni una sola palabra! « zischte er. Hände hoch und kein Wort!
Der Mann war verblüfft und leistete keinerlei Gegenwehr. Er hob die Hände, drehte dabei ganz leicht den Kopf, um zu sehen, mit wem er’s zu tun hatte. Rechts fehlten ihm zwei Finger. »Wie viele sind noch drinnen?«
»Einer nur. Mein Bruder. Er stirbt.«
Inzwischen standen auch Olaf und Ernesto in dem abschüssigen Eingangsbereich. Zu viert ging es in die Hütte, der Überwältigte voran, immer noch mit erhobenen Händen. Ernesto als der letzte schloß die Tür.
Betten gab es nicht mehr in dem etwa sechs mal vier Meter messenden Raum. Der Kranke lag auf einer Decke, die über den Fußboden gebreitet war. Sein Kopfkissen bestand aus einem Packen zusammengerollter Kleidungsstücke. Drei Stühle waren vorhanden, ein kleiner Schrank, ein Herd, ein Spülstein und ein Tisch, auf dem eine Petroleumlampe brannte. Der Kranke stöhnte. Als er die fremden Männer sah, gingen seine vom Fieber glänzenden Augen unruhig hin und her. Dann blickte er seinen Bruder an, doch der erklärte ihm nichts. Auf dem Schrank entdeckte Federico einen Campingbeutel. Aus dessen metallenen Ösen zog er die Schnur heraus und fesselte dem gesunden Mann die Hände. »Muß sein, Amigo, damit du keine Dummheiten machst«, sagte er und schob ihn zu einem Stuhl, drückte ihn auf den Sitz. »Das ist also Carlos.« Er nickte in Richtung Krankenlager. »Ja.«
»Was ist mit ihm passiert?«
»Ein Schuß in den Rücken, als wir schon fast oben waren.«
»Ein Schuß? Von wem?«
Ein langer, erstaunter Blick auf Federico. Schließlich die Antwort in Form einer Frage: »Ja, seid ihr denn nicht …, gehört ihr denn nicht zu denen?«
»Von was für Leuten sprichst du?«
»Von den Gringos, den Amis, den Leuten, die …«, er hielt inne. Federico preßte ihm die MAUSER ans Knie. »Rede! Oder ich drücke ab.«
»Also, den Leuten, die uns erst benutzt haben und dann hinter uns her waren.«
»Hör mal, Hilario! Du bist doch Hilario, nicht wahr?«
»Ja.«
»Wir wollen das Verfahren abkürzen, denn wir sind müde. Eine Frage vorweg. Haben sie euch bis hier herauf verfolgt?«
»Nicht bis ganz nach oben. Da, wo die Lava sich gabelt, hat es Carlos erwischt. Aber ich hab’ zurückgeschossen.«
»Wie viele waren es?«
»Zwei. Den einen hab’ ich wiedererkannt. Es war Forester.«
»Womit hast du geschossen?«
Hilario zeigte auf eine WINCHESTER 76, die neben dem Schrank an der Wand lehnte. Federico holte sich das Gewehr, entlud es und stellte es an seinen Platz zurück. »Ja. Ich hatte Forester getroffen. Ich sah, wie er sich an den Bauch faßte und einknickte. Der andere wird ihn runtergetragen haben, so wie ich Carlos raufgetragen hab’.«
»Gut, das wäre erledigt. Nun zu euch! Wir sind informiert. Carlos hat für die Schrottblöcke viel Geld kassiert, und du hast vermutlich in Valparaiso oder in Talcahuano die Sprengsätze aufs Schiff gebracht, so daß es explodierte und unterging.«
»Nein, das stimmt nicht.«
Da Federico das Verhör im Stehen führte, zogen Olaf und Ernesto sich die beiden freien Stühle heran. Sie hörten gebannt zu. Ernesto übersetzte.
»Okay, darauf komm’ ich noch zurück, aber jetzt sehen wir uns erst mal den Verletzten an.« Federico trat an das Lager, kniete sich hin, befühlte die schweißnasse Stirn. »Er hat hohes Fieber«, sagte er. »Warum hast du ihn nicht zum Arzt gebracht?«
»Er wollte es nicht. Er sagte, dann wäre alles zu Ende.« Federico bat Olaf und Ernesto, Carlos aufzurichten. Der Kranke stöhnte ganz

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