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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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nun selbst erlegt oder das Fell gekauft hatten, denn Geld machte ja auch Sieger … Da! Ein kaum vernehmbares Scharren, dann Worte, ins Dunkel geflüstert: »Ich bin’s!«
»Hast du was entdeckt?« fragte Olaf.
»Es ist jemand drin. Wahrscheinlich sind es zwei. Hab’ mein Ohr an die Tür gedrückt und ein Jammern gehört und auch gesprochene Worte, die ich aber nicht verstehen konnte. Deutung eins. Es ist ein Kranker oder Verletzter, der vor sich hin wimmert, und zwischendurch phantasiert er. Deutung zwei. Da ist ein Kranker oder Verletzter, und jemand ist bei ihm, der dann und wann zu ihm spricht, ihn vielleicht zu trösten versucht. Ich neige mehr zu der zweiten Version.«
»Warum?« wollte Ernesto wissen.
»Wenn Jammern ins Phantasieren übergeht …, na ja, es bleibt derselbe Sound. Wenn da aber ein zweiter redet, hebt es sich klarer vom Gejammer ab, und so war es. Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck.«
»Gibt es Licht?« fragte Olaf.
»Ja, der Raum ist beleuchtet. Die Fenster sind zwar zugehängt, aber ein leichter Schimmer dringt doch nach draußen. Leider war nirgendwo ein Spalt.«
»Wir könnten reinstürmen und sie überraschen«, sagte Olaf, »aber es klappt nur, wenn die Tür nicht abgeschlossen ist. Man hätte also erst mal den Griff vorsichtig runterzudrücken, und das würden sie vielleicht mitkriegen.«
»Es ist ein Knauf. Man müßte ihn ganz langsam drehen, aber das Problem wäre das gleiche. Außerdem kann es drinnen noch eine Kette geben oder einen Riegel. Ich finde, uns bleibt nur, draußen zu warten, bis einer rauskommt. Wenn sie zu zweit sind, wird das wahrscheinlich der Gesunde sein. Beim ersten Schritt vor die Tür drückt ihm einer von uns seine Waffe ins Kreuz oder hält sie ihm an den Kopf. Ja, und dann kommt es darauf an, wie mobil der Kranke noch ist.«
»Und wenn nun drei oder vier oder noch mehr Leute da sind?« fragte Olaf. »Vielleicht schlafen die anderen.«
»Wenn, wenn, wenn!« Federico reagierte gereizt, sogar ein bißchen zu laut.
»Pssst!« zischte Olaf sofort.
»Okay, okay! Aber Situationen, in denen ich nicht weiß, woran ich bin, machen mich nervös, und es stimmt, unter Umständen gibt es da noch mehr Leute. Wirklich, wir müssen warten, bis einer rauskommt, und wenn’s bis morgen früh dauert. Moment! Mir fällt da grad was ein. Kann einer von euch ein Tier nachmachen? Vielleicht locken wir sie damit raus.«
»Sie würden mit gezogener Waffe vor die Tür treten«, sagte Olaf.
»Auch wieder wahr.«
»Ich könnte«, sagte Ernesto, »sowieso nur als Huhn, und da kämen ihnen bestimmt Zweifel. Na ja, Hund könnt’ ich noch und Grille.«
»Grille wär’ zu leise«, sagte Olaf.
Sie spürten, das Herumalbern war nur Ausdruck ihrer Ratlosigkeit. Schließlich kehrten sie zu Federicos Vorschlag zurück und machten sich auf den Weg. Je näher sie der Hütte kamen, desto behutsamer wurde jede ihrer Bewegungen, und so dauerte es eine geschlagene Viertelstunde, bis sie am Ziel waren. Da der Bau an seiner Vorderseite nicht mehr als einen Meter aus dem Felsgestein aufragte, führte ein kleiner, stark abschüssiger Zugang zur Tür. Das erschwerte ihnen die Postierung, denn die Möglichkeit, sich so hinzustellen, daß das aufgehende Türblatt sie verdecken würde, entfiel. Sie ließen sich daher, im Schutz der Seitenwand, neben der Hütte nieder. Federico als der Geschmeidigste und wohl auch der Unerschrockenste saß an der Ecke, hatte von dort aus den Überblick und würde derjenige sein, der die Attacke durchführte.
Das Warten begann. Hin und wieder drangen Laute nach draußen, ein Aufstöhnen oder auch Worte, die aber nicht zu verstehen waren, und einmal hörten sie, daß Gegenstände bewegt wurden. Offenbar hantierte jemand mit Tellern und Töpfen. Dann wurde es still.
Nach etwa anderthalb Stunden kam der Mond hinter dem Berg hervor. Er tauchte ihren Platz in ein fahles Licht. Lange hatten sie geschwiegen, aber jetzt flüsterte Ernesto: »Ich muß mal in die Büsche, die es hier nicht gibt.«
»Scheiße!« sagte Federico. »Nein, bloß ’n kleines Helles.« Sie mußten sich das Lachen verkneifen.
»Und wenn du grad weg bist, und er kommt raus?« fragte Olaf dann.
»Bleib hier!« sagte Federico. »Mach’s da, wo du bist! Halt ihn in den Wind, und dann mußt du auf jeden Fall wedeln, sonst wird es zu laut, wenn der Strahl auf den Boden prallt.« Sie hatten bei diesem Gespräch die Köpfe dicht zusammengesteckt. Jetzt rückten sie wieder auseinander. Ernesto stand auf, begann mit

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