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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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zu und sagte auf deutsch: »Dafür kannst du dir zwar noch keinen neuen Dampfer kaufen, aber vielleicht ja schon mal die Rettungsboote und den Anker.« Olaf legte den Beutel zu seinen Füßen ab.
»Weiter! Der Sprengstoff. Der Zünder. Wie kam der ganze Krempel an Bord?«
»Ich hab’ das TNT und den Kleinkram besorgt.«
»Auch den Zünder?«
»Nein, sie sagten, den würden sie selbst bauen.«
»Sagten sie ›bauen‹?«
»Oder auch ›besorgen‹, das weiß ich nicht mehr so genau. Sie sagten jedenfalls, um den Zünder brauchte ich mich nicht zu kümmern. Ich hätte nur die sechs Sprengsätze zu bauen. Die wollten sie auf sechs Container verteilen. In einem siebten, ein Stück weg von den anderen, sollte der Zünder untergebracht werden.«
»Wie kamen sie denn bloß unbemerkt am Ladungsoffizier vorbei?«
»Ich nehme an, sie haben sich unter die Stauer gemischt und sicher ein paar Leute im Hafen bestochen, auch Zollbeamte.«
»Wieviel Geld hast du für deine Arbeit gekriegt? Der Schrottkauf bei deinem Bruder war eine Sache, die Herstellung der Sprengsätze eine andere.«
»Die Summe war für uns beide zusammen. Wir sollten selbst sehen, wie wir auseinanderkämen.«
»Jetzt zwei ganz entscheidende Punkte! Erstens. Wohin ist das Kupfer gegangen?«
»Da kannst du mir den Schädel einschlagen, ich weiß es nicht. Das schwöre ich. Und Carlos weiß es auch nicht. Er hat mir nur erzählt, daß er zufällig ein Gespräch mitkriegte und da überhaupt erst von dem Kupfer erfahren hat. Die Trucks kamen ja leer auf dem Platz an. Er glaubt herausgehört zu haben, daß das Kupfer der Lohn für die Amerikaner war.«
Sobald diese Information, wiewohl nicht mehr als eine Vermutung, zu Olaf gelangt war, sagte der:
»Zwanzig Millionen Dollar! Wenn die nicht das eigentliche Ziel der Operation, sondern der Preis dafür waren, ging es um was anderes, und da bleibt nur die THEUNISSEN-REEDEREI. Also war es John!«
Sie zündeten sich Zigaretten an. Selbst Hilario bekam eine, und er handhabte sie so geschickt, als hätte er nie anders als mit gefesselten Händen geraucht. Doch danach ging es unerbittlich weiter.
»Das zweite, was sehr wichtig ist und wobei du versuchen mußt, dich möglichst genau zu erinnern. Wie sehen Forester und Hazel aus?«
»Hazel war der größere, einsachtzig ungefähr. Dunkles Haar. Er rauchte Zigarillos.«
»Sprach er Spanisch?«
»Fast nicht. Der andere konnte es fließend, und er sah auch aus wie einer von hier. Aber ich glaub’, er war Puertoricaner, hatte auch dunkles Haar, dazu dunkle Augen. Ungefähr ’ne Handbreit kleiner als Hazel.«
»Im MERCURIO stand aber, daß dein Bruder sie anders beschrieben hat!«
»Klar. Da waren sie ja noch nicht unsere Gegner, und darum hat Carlos sie gedeckt.«
Federico ließ sich von Olaf die Fotos geben, fächerte sie vor Hilario auf. »Ist Hazel da irgendwo zu sehen?«
»Kann ich nicht erkennen. Ich erkenne nur Carlos. Der andere …, also, er könnte Hazel sein, obwohl …, ich glaub’, der war schlanker.«
Federico beugte sich zu dem Verletzten hinunter, hielt ihm die Aufnahme vom Schrottplatz hin: »Wer ist der Mann, der da bei dir steht?«
Es war vergeblich. Carlos zeigte keinerlei Reaktion. Federico gab Olaf die Fotos zurück und setzte das Verhör fort. Eine halbe Stunde lang traktierte er Hilario mit den entlegensten Details, und danach folgte eine Lagebesprechung auf deutsch, in der es vor allem um die Frage ging, wie diese Fülle brisanter Informationen nun zu verwerten sei. Sie kamen zu dem Schluß, daß sie die chilenische Polizei nicht einschalten konnten. Zumindest Olaf, der mittlerweile auf der Fahndungsliste von INTERPOL stehen mußte, würde sofort verhaftet werden. Es war eine geradezu absurde Lage, in der sie sich befanden. Ihre heimlichen Recherchen hatten zu einem gloriosen Erfolg geführt, hatten Olaf entlastet, und dennoch durften sie es nicht wagen, die Ergebnisse ihrer Nachforschungen bekanntzumachen, ja, sie konnten nicht einmal ihre Gefangenen auf der Polizeiwache von Ensenada abliefern, denn dabei müßten auch sie selbst in Erscheinung treten, und was würde die Gutiérrez-Brüder dann daran hindern, die Schrottlieferung zwar einzugestehen, gleichzeitig aber in einem verzweifelten Akt der Selbstverteidigung zu erklären, der Deutsche und die beiden Spanier seien ihre Auftraggeber? Und natürlich würde dabei herauskommen, daß Olaf mit einem gefälschten Paß unterwegs war. Die Erwähnung des Passes, die von Ernesto gekommen war, brachte

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