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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Waffen ab, fanden aber nichts.
»Gehen wir!« sagte Olaf und befreite Hilarios Hände von der Schnur.
Federico und Ernesto bekreuzigten sich, als sie die Hütte mit dem Toten darin verließen.
Während der ersten Rast entledigten sie sich der erbeuteten Waffen, warfen sie einfach ins Gestrüpp, und danach überlegten sie, wie es nun weitergehen sollte. »Auf nach Miami?« fragte Olaf.
Federico antwortete mit einer Gegenfrage: »Hast du mal auf der Landkarte gesehen, wie kurz die Strecke zwischen den Bahamas und Florida ist?«
»Ich weiß, da kann man schon fast von Nachbarschaft sprechen.«
»Stimmt. Von Nassau bis Miami sind es höchstens dreißig Flugminuten. Dein Sohn hat doch nachprüfen lassen, ob John Theunissen während seines Urlaubs einen Trip nach Chile gemacht haben könnte. Ergebnis negativ. Ich meine, wir sollten erst nach Nassau fliegen, um nachzuprüfen, ob er sich vielleicht von dort aus mal in Richtung Miami bewegt hat.«

28
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte Jenny zu ihren Kindern. »Wir hätten doch längst ein zweites Lebenszeichen von Vater haben müssen.«
    Sie saßen in der Diele am Kamin. Die Buchenscheite knackten, und der Geruch des brennenden Holzes ging durch den Raum. Es herrschte eine Atmosphäre, die anheimelnd, ja, beglückend hätte sein können, wenn da nicht die lastenden Fragen gewesen wären. Wo war der vierte Zugehörige ihrer kleinen Runde? Was machte er gerade? Wie war es ihm und den beiden Spaniern auf dem Monte Osorno ergangen? Hatten sie den Schrotthändler aufgespürt? Und würde der Mann ihnen weiterhelfen? Jacob versuchte, die Mutter zu beruhigen. »Hab Geduld!« sagte er. »Vater wird sich in den nächsten Tagen melden, ganz bestimmt. Die Bergtour braucht ihre Zeit.«
    Sie saßen dicht beieinander und sprachen nur gedämpft, obwohl im Hintergrund laute Musik vom Band erklang, wollten auf diese Weise eine mögliche akustische Überwachung durch die Kriminalpolizei vereiteln.
    »Jacob hat recht«, sagte Mira, »sie können erst anrufen, wenn sie einen neuen Standort haben.« Sie wandte sich an ihren Bruder: »Macht ihr es wieder mit einer Holzlieferung, bei der die durchgegebenen Zahlen die Telefonnummer bedeuten?«
    »Ja, weil’s am unverfänglichsten ist. Nur wird es diesmal kein Angebot, sondern eine Bestellung.«
    »Aus dem Ausland? Ist das glaubwürdig?« Jacob nickte. »Du weißt doch, wir liefern auch nach Dänemark, Holland, Belgien und Frankreich, und da die Kripo nicht orten kann, woher der Anruf kommt, gehen wir kein Risiko ein.«
    »Und in welcher Sprache?«
    »Englisch.«
    Sie schwiegen eine Weile, hörten auf den Wind, der ums Haus heulte. Schließlich fragte Mira: »Was meint ihr, soll ich mal rausgehen und nachgucken?«
    »Mach das«, sagte Jacob. »An sich hängen mir diese ewigen Kontrollen allmählich zum Hals raus, aber wir müssen wissen, wie konsequent John handelt.«
    »Gut, dann geh’ ich jetzt zu Sabine, ist egal, ob ich dabei gesehen werde, zumindest Carsten und Hanna wissen, daß meine Freundin fünf Häuser weiter wohnt.«
    »Stellt Sabine denn keine heiklen Fragen?« wollte die Mutter wissen.
    »Das Theunissen-Drama kennt doch mittlerweile jeder in Hamburg, und ich hab’ ihr erzählt, daß Onkel John uns aus reiner Schikane bespitzeln läßt. Sie ist eine der wenigen in meiner Klasse, die Vater für unschuldig halten.«
    »Klar«, meinte Jacob, »weil sie ihn kennt.« Mira machte sich auf den Weg.
Als Mutter und Sohn allein waren, sagte Jenny: »Ich versteh’ das nicht! Wir rechnen mehr und mehr damit, daß John hinter allem steckt, und ausgerechnet er läßt uns beobachten! Wieso?«
»Ich kann mir vorstellen, daß es dafür zwei Gründe gibt. Angenommen, er ist der Täter oder der Anstifter, will aber erreichen, daß Vater weiterhin als der Schuldige gilt, dann ist es für ihn von größtem Interesse zu erfahren, wo Vater sich aufhält. So ähnlich hat er sich mir gegenüber ja auch geäußert.«
»Und der zweite Grund?«
»Zusätzlich soll seine Schnüffelei der Polizei Eindruck machen.«
»Ja, du könntest recht haben. Zu dumm, daß er dich beim Telefonieren erwischt hat! Ich muß schon sagen, die Kronigers tun mir leid.«
»Aber sie spielen ihren Part hervorragend. Die Bullen …«
»Ich mag diesen schrecklichen Ausdruck nicht.«
»Also, dieser Kommissar Ladiges und seine Kollegen haben uns nacheinander verhört, und zwar in der Firma. Als sie den Namen endlich aus mir rausgequetscht hatten, gingen sie nach nebenan und knöpften sich

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