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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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verhalten, dann heftig. »Das ist ausgeschlossen! Du hast dich geirrt!«
Hübner wandte sich an Henke: »Nun bist du wieder dran.«
Und Henke nahm den Faden auf:
»Leider hat Hübner sich nicht geirrt. Sobald sie im Lift verschwunden waren, hat er mich über Funk informiert, und ich bin gleich hingefahren. Nach einer Stunde kam der Sohn wieder runter, allein, und ging weg. Wir blieben in der Hotelhalle, so versteckt wie möglich, und nach zwanzig Minuten erschien Kopjella. Er ging in die Bar. Oberst, Sie können sich auf meine Augen verlassen, es war Frank Kopjella! Und deshalb sind wir hier, denn Sie hatten gesagt, es wäre von großer Wichtigkeit, daß der Major in Deckung bleibt, und zwar in unserem Nest in Südspanien. Statt dessen taucht er hier auf.«
»Ja«, antwortete Kornmesser, »das habe ich gesagt.«
Noch hatte er ganz ruhig gesprochen, so als wäre die Ungeheuerlichkeit, von der die Kameraden berichtet hatten, nicht erwiesen. Er stand auf, ging zum Schreibtisch, nahm den Telefonhörer ab, wählte eine lange Nummer, wartete. Gleich darauf hörten Henke und Hübner, wie er auf englisch sagte:
»Ich hätte gern Herrn Bärwald gesprochen.«
Eine Weile war es still. Dann kam von Kornmesser nur ein leises »Danke«. Er legte auf und kehrte an den Konferenztisch zurück. »Es heißt da unten, er sei für ein bis zwei Wochen nach Madrid geflogen.« Und in diesem Moment sauste die Faust des Sechzigjährigen mit solcher Wucht auf die Tischplatte, daß die beiden gläsernen Aschenbecher hüpften.
»Der zweite Verräter!« schrie er. »Er ist um keinen Deut besser als Fehrkamp! Hat sich dem Befehl widersetzt und bringt uns alle in Gefahr! Ich hatte ihn angewiesen, auf jeden Fall in seinem Versteck zu bleiben, und nun taucht er hier auf, in Hamburg, wo einer, der sich wahrscheinlich seinen Freund Lothar geschnappt hat, nur darauf lauert, daß er auf der Bildfläche erscheint. Es ist zum Kotzen! Wie soll unser Verein Bestand haben, wenn sogar ein Mann wie Frank Kopjella, den ich immer für einen der Verläßlichsten gehalten habe, meine Anweisungen einfach übergeht!« Er machte eine Pause, schien ins Leere zu starren, fuhr dann, mit etwas gemäßigter Stimme, fort: »Und ein anderes Tabu hat er auch noch verletzt! Trifft sich mit seinem Sohn, obwohl er genau weiß, daß es zuerst die Familienangehörigen sind, die der Gegner ins Visier nimmt. Das ist immer so. Man setzt bei dem, den man in die Finger kriegen will, auf die weiche Stelle, auf den irrationalen Impuls, sich, und sei’s um den Preis der eigenen Sicherheit, in die Arme der Nächsten zu flüchten, und genau da liegen die Netze aus. Mein Gott, das weiß ein Mann wie Frank Kopjella doch! Oder hat er neuerdings Scheiße im Gehirn?« Wieder legte er eine Pause ein, sah erst Henke und dann Hübner an, sagte schließlich:
»Ihr habt eure Sache gut gemacht, obwohl auch euch ein Fehler unterlaufen ist. Mir scheint, diese verfluchten Jahre nach dem Zusammenbruch haben unsere besten Männer kaputtgemacht, haben ihren Verstand eingenebelt. Auch ein Lothar Schmidtbauer hätte sich früher nicht reinlegen lassen, schon gar nicht von einem Amateur! Und er muß reingelegt worden sein, denn sonst wäre er nicht von der Bildfläche verschwunden.«
»Und was, bitte, haben wir falsch gemacht?« fragte Henke.
»Es hätte nur einer herkommen dürfen. Der andere hätte unter allen Umständen an Kopjella dranbleiben müssen.«
»Wir waren der Meinung, eine Beschattung durch uns wäre zu riskant gewesen. Er kennt uns.«
»Und wenn er jetzt das Hotel wechselt? Wer weiß, womöglich geht er uns dann verloren. Und überhaupt, vielleicht wart ihr da gestern abend nicht die einzigen. Vielleicht hockte irgendwo auch dieser Kämmerer oder, was eher anzunehmen ist, einer seiner Helfer, denn mittlerweile glaube ich nicht mehr, daß der Mann allein arbeitet. Also, was macht ihr, wenn er das Zimmer im PLAZA aufgegeben hat?«
»Ich bin sicher, wir würden ihn wiederfinden, im VIERLANDEN oder in der Jarrestraße. «
Darauf antwortete Kornmesser nicht.
»Was steht als nächstes auf unserem Programm?« fragte Hübner.
»Du fährst«, war Kornmessers spontane Antwort, »sofort wieder nach Hamburg und quartierst dich im Hotel VIERLANDEN ein, Schmidtbauers Zimmer so nah wie möglich. Ich habe vorgestern da angerufen, mich als Schmidtbauer ausgegeben und gesagt, ich hätte ganz plötzlich für ein paar Tage verreisen müssen, wolle mein Zimmer aber behalten. Sie haben das notiert. Kann sein, daß

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