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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Modell.
Sie blieb stehen, starrte ihn voller Entsetzen an, brachte keinen Ton heraus.
»Seien Sie ganz ruhig«, sagte er, »und tun Sie genau das, was ich sage, aber ohne Eile, ohne Aufregung! Bewegen Sie sich völlig normal! Dann passiert Ihnen nichts. Nur wenn Sie aus der Rolle fallen, drücke ich ab.«
»Aber … , aber … , was wollen Sie?« Unwillkürlich glitt ihr Blick hinüber zum Tresen.
Das hatte der Mann bemerkt, denn mit vier, fünf Sätzen war er hinter dem Ladentisch, entdeckte den Klingelknopf, fragte:
»Wo läutet es, wenn man hier drückt?«
»Oben.«
»Was heißt oben?« herrschte er sie an.
»Im Atelier und in der Wohnung.«
»Wer wohnt da?«
»Herr und Frau Laue, die Inhaber.«
»Gibt es eine Treppe aus dem Laden nach oben?«
»Nein, nur vom Eingang aus. Die eine Tür führt in den Laden und die andere ins Treppenhaus.«
Mit einem einzigen Ruck riß er das Kabel aus dem kleinen Plastikgehäuse der Klingel.
Sie hatte zwar noch immer große Angst, aber der erste, lähmende Schreck war überwunden.
»Die wertvollsten Sachen sind im Safe«, sagte sie und zeigte auf die graue Stahltür, die hinter dem Tresen in der Wand saß, und über die sie den Kalender mit den Hamburg-Aufnahmen noch nicht gehängt hatte, das war jedesmal ihr letzter Handgriff vorm Verlassen des Ladens. Und dann log sie: »Aber ich kenne die Kombination nicht; die kennen nur der Chef und seine Frau.«
»Schließen Sie das Geschäft ab!«
Sie holte den kleinen Schlüssel aus der Schublade, die sich unterhalb der Kasse befand, ging zur Tür, steckte ihn in das Yale-Schloß, drehte ihn herum.
»Ziehen Sie das Rouleau herunter!«
Wieder gehorchte sie, und gleich darauf war der Glaseinsatz der Tür verdunkelt. Das Schaufenster barg keine Gefahr für den Mann, denn die Auslage war durch eine gut anderthalb Meter hohe, mit blauem Samt bezogene Sperrholzwand vom Laden getrennt.
»Gehen Sie zurück an Ihren Platz!«
Sie stellte sich wieder an das Regal. Und dann trat er auf sie zu und schlug sie, zog ihr einmal kurz und trocken den Handrücken übers Gesicht.
»Ich mag es nämlich nicht, wenn man mich anlügt! Natürlich kennst du die Kombination! Hab’ doch von draußen durch die Glastür gesehen, wie du die teuren Dinger eingesammelt und weggeschlossen hast.«
Sie antwortete nicht, weinte nur und zitterte. Doch dann erlebte sie eine Überraschung.
Er zeigte auf den Korb mit den Auftragstaschen und sagte:
»Stell das Ding auf den Ladentisch!«
Sie tat es. Daß er sie inzwischen duzte, fiel ihr gar nicht auf.
»Und nun zurück an deinen Platz!«
Wieder gehorchte sie.
Er steckte die Waffe in die Hosentasche, griff nach der obersten Tüte, las den Namen, der darauf stand, öffnete sie und schüttete ihren Inhalt auf den Tresen. Es handelte sich um ein paar Negative in transparenten Hüllen. Er hob eins davon ins Licht, ließ seinen Blick darüber hingleiten, legte es ab und nahm die nächste Tüte zur Hand, las wieder den Namen, schüttete wieder den Inhalt aus. Diesmal war’s eine Filmrolle.
»Wer ist Waltraut Osterfeld?« fragte er.
»Das ist … , das ist … , ich glaub’, eine Lehrerin. Sie hat den Film heute mittag gebracht.«
»Meine Frau«, sagte er, »ist irgendwo in diesem Stapel mit einer Porno-Serie vertreten. Genau die will ich haben.«
Sie überlegte, ging in Gedanken die letzten Kunden durch, fühlte sich etwas beruhigt. Der Mann war also nicht auf wertvolle Beute aus. Sogar seine Unverfrorenheit und sein Mangel an Beherrschung schienen ihr nun verständlich.
»Vor einer halben Stunde wurde der Film abgeliefert.«
»Das kann nicht sein. In der letzten halben Stunde hatte ich nur zwei, nein, drei Kunden, aber eine Frau war nicht dabei.«
»Dumme Gans! Natürlich liefert in einem solchen Fall der Kerl den Film ab!«
»Aber auch das ist nicht möglich, denn …«
»Einsachtzig groß etwa, schlank, Mitte Vierzig, grauer Anzug.«
»Ach der! Der wollte … , also, das waren keine solchen Fotos. Der wollte eine Vergrößerung machen lassen.«
»Seine Tüte!«
»Die liegt ganz weit unten.«
»Gib sie mir!«
Sie trat vor, hatte nach wenigen Augenblicken die Bestellung gefunden, gab sie dem Mann.
Er riß sie auf, holte den Inhalt heraus, besah sich das Foto, besah es sich auffallend lange, las danach die Aufschrift, blickte noch einmal auf das Bild, steckte es wieder in die Hülle, die er gleich darauf in den Stapel zurückschob. Und dann sagte er zu ihrem Entsetzen:
»Es ist eine andere Tüte. Darum nehm’ ich alle mit. Ich werde

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