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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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paar Worte. Auf eine wirre, unzusammenhängende Art zwar, aber wenn man eins und eins zusammenfügt, kann man sich einen Reim auf das machen, was passiert ist. Etwas Unbeschreibliches. Herzzerreißend und tragisch.«
    »Hat ihr Mann sie missbraucht?«
    »Nein«, sagte die alte Dame mit trockener Stimme. »Sie ist erst zehn Jahre alt.«
    Die alte Dame und Aomame gingen durch den Garten, passierten ein kleines Holztor und gelangten auf diesem Weg zu dem benachbarten Grundstück, auf dem das Frauenhaus sich befand. Es war ein hübsches kleines Holzgebäude. Früher, als noch mehr Menschen in der Villa gearbeitet hatten, hatte es hauptsächlich als Quartier für die Dienstboten gedient. Das einstöckige Gebäude war nicht reizlos, aber ein wenig zu heruntergekommen, um es zu vermieten. Als zeitweilige Zufluchtsstätte für Frauen, die sonst nirgendwohin konnten, eignete es sich jedoch bestens. Alte immergrüne Eichen breiteten schützend ihre mächtigen Äste darüber aus. Die Eingangstür war aus hübsch gemustertem Buntglas. Das Haus hatte insgesamt zehn Zimmer. Zu manchen Zeiten waren alle belegt, zu anderen stand das Haus leer, aber in der Regel lebten dort fünf oder sechs Frauen. Im Augenblick war etwa die Hälfte der Fenster erleuchtet. Abgesehen von den Kinderstimmen, die hin und wieder zu hören waren, herrschte eine fast unheimliche, permanente Stille. Es schien, als würde sogar das Gebäude selbst seinen Atem dämpfen. Alltagsgeräusche, wie sie das normale Leben begleiteten, waren nicht zu vernehmen. Das Tor wurde von der Schäferhündin bewacht, die knurrte und bellte, sobald jemand sich dem Haus näherte. Sie war abgerichtet – von wem und wie, war unbekannt –, laut anzuschlagen, wenn ein Mann in ihre Nähe kam. Und dennoch war es Tamaru, an dem das Tier am meisten hing.
    Sobald die alte Dame auf sie zukam, hörte die Hündin auf zu bellen und wedelte begeistert und selig fiepend mit dem Schwanz. Die alte Dame bückte sich, um ihr mehrmals leicht den Kopf zu tätscheln. Auch Aomame kraulte die Hündin hinter den Ohren. Bun erkannte Aomame, denn sie war ein sehr kluges Tier, aber aus einem unerfindlichen Grund völlig versessen auf rohen Spinat. Die alte Dame schloss die Eingangstür auf.
    »Eine der Frauen hier kümmert sich um das kleine Mädchen«, sagte sie zu Aomame. »Sie lebt in einem Zimmer mit ihr und soll sie nach Möglichkeit im Auge behalten. Ich finde es noch immer beunruhigend, sie allein zu lassen.«
    Die Frauen im Haus wurden ermutigt, sich regelmäßig umeinander zu kümmern, sich zu erzählen, was sie durchgemacht hatten, und die erlittenen Schmerzen zu teilen. Viele erfuhren dadurch eine allmähliche und natürliche Heilung. Diejenigen, die sich schon länger dort aufhielten, zeigten den neu Hinzukommenden, was zu tun war, und halfen ihnen mit dem Notwendigsten aus. Beim Kochen und Saubermachen wechselten sie sich ab. Natürlich gab es auch einige, die allein sein und nicht über ihre Erfahrungen sprechen wollten. Auch das wurde respektiert. Doch die meisten wollten gern mit anderen, die Ähnliches erlebt hatten, zusammenkommen und sich offen aussprechen. Untersagt waren Alkohol, Zigaretten und unerlaubte Besucher, doch weitere Einschränkungen gab es nicht.
    In einem Gemeinschaftsraum neben dem Eingang standen ein Telefon und ein Fernsehapparat, außerdem eine alte Couchgarnitur und ein Esstisch. Die meisten Frauen verbrachten den größten Teil des Tages hier. Der Fernseher wurde allerdings fast nie eingeschaltet. Und wenn, dann so leise, dass der Ton kaum hörbar war. Die Frauen zogen es vor zu lesen, in Zeitungen zu blättern, zu stricken oder leise vertrauliche Gespräche zu führen. Eine von ihnen zeichnete den ganzen Tag. In diesem wundersamen Reich herrschte ein gedämpftes stagnierendes Licht, als befinde es sich zwischen realer und jenseitiger Welt. Ob die Sonne schien oder Wolken den Himmel verdüsterten, ob es Tag war oder Nacht, es herrschte stets die gleiche Art von Licht. Jedes Mal wenn Aomame diesen Raum betrat, fühlte sie sich fehl am Platz, wie ein ungebetener Eindringling. Er glich einem Club, für den man besondere Aufnahmebedingungen zu erfüllen hatte. Die Einsamkeit, die diese Frauen empfanden, und Aomames Einsamkeit waren auf sehr verschiedene Weise zustande gekommen.
    Als die alte Dame den Raum betrat, erhoben sich die drei Frauen darin. Es war offensichtlich, dass sie großen Respekt vor ihr empfanden.
    »Bitte behalten Sie doch Platz«, sagte sie. »Ich

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