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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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außergewöhnliche Ausstrahlung. Ich habe schon viele Debüts miterlebt. Aber dieses Mädchen ist etwas Besonderes. Und wenn ich das sage, stimmt das auch. Ich gebe dir Brief und Siegel darauf, dass unsere Zeitschrift mit dem Abdruck von ›Die Puppe aus Luft‹ nächste Woche in allen Schaufenstern liegen wird. Da kannst du deine linke Hand und dein rechtes Bein drauf verwetten. Und innerhalb von drei Tagen wird sie ausverkauft sein.«
    Tengo bedankte sich für den Anruf und legte auf. Ein wenig erleichtert war er doch. Die erste Hürde hatten sie zumindest geschafft. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie viele Hürden noch auf sie warteten.
    Am folgenden Abend, als die Berichte über die Pressekonferenz erscheinen sollten, kaufte Tengo auf dem Heimweg von der Yobiko an einem Bahnhofskiosk vier Zeitungen. Zu Hause las er sie und verglich sie miteinander. Der Inhalt war in allen ungefähr gleich. Die Artikel waren nicht besonders lang, aber dafür, dass es sich um den Debütpreis einer Literaturzeitschrift handelte, war das schon eine Sonderbehandlung (normalerweise wurde so etwas in fünf Zeilen abgehandelt). Wie Komatsu es vorausgeahnt hatte, stürzten sich die Medien darauf, dass es eine Siebzehnjährige war, die den Preis erhalten hatte. Die vierköpfige Jury habe sich einstimmig für »Die Puppe aus Luft« entschieden. Ihre Sitzung sei nach fünfzehn Minuten ohne jede Diskussion beendet gewesen. Dies geschehe nur äußerst selten, denn es sei schier unmöglich, dass vier der besten Autoren Japans zusammentrafen und eine einheitliche Meinung vertraten. Das Werk habe bereits einen gewissen Ruf in der Branche. In dem Hotel, in dem die Verleihung stattfand, sei eine kleine Pressekonferenz abgehalten worden, auf der die junge Preisträgerin die Fragen der Journalisten »freundlich und klar« beantwortet habe.
    Auf die Frage, ob sie auch weiterhin Romane schreiben wolle, habe sie geantwortet: »Romane sind nur eine mögliche Form, seine Gedanken auszudrücken; dieses Mal habe ich zufällig diese Form gewählt, aber für welche Form ich mich beim nächsten Mal entscheiden werde, kann ich noch nicht sagen.« Schwer vorstellbar, dass Fukaeri wirklich, ohne zu stocken, einen so langen Satz gebildet haben sollte. Wahrscheinlich hatte der Journalist die abgehackten Fragmente elegant miteinander verknüpft, Fehlendes ergänzt und zusammengefügt. Aber vielleicht hatte sie auch tatsächlich so lange gesprochen. Bei Fukaeri konnte man nie sicher sein.
    Auf die Frage, was denn ihr Lieblingswerk sei, habe sie die Geschichte von den Heike genannt. Welcher Teil davon ihr am besten gefalle, habe ein Reporter sie gefragt, woraufhin sie die Passage auswendig rezitiert habe. Es sei ein langer Abschnitt gewesen, und sie habe dafür ungefähr fünf Minuten gebraucht. Alle Anwesenden seien zutiefst beeindruckt gewesen, und danach habe einen Moment lang Schweigen geherrscht.
    Zum Glück hatte keiner der Reporter sie nach ihrer Lieblingsmusik gefragt!
    Auf die Frage, wer sich am meisten darüber freue, dass sie den Preis bekomme, habe sie nach längerer Pause (Tengo stellte sich auch diese Szene vor) geantwortet: »Das ist ein Geheimnis.«
    Soweit er den Zeitungen entnehmen konnte, hatte Fukaeri bei diesem Frage- und Antwortspiel kein einziges Mal gelogen. Sie hatte die Wahrheit gesagt und nichts als die Wahrheit. In einer der Zeitungen war ein Bild von ihr. Auf dem Foto war sie noch schöner, als Tengo sie in Erinnerung hatte. Als sie sich gegenübergesessen hatten, hatte er seine Aufmerksamkeit nicht allein auf ihr Gesicht, sondern auch auf die Bewegungen ihres Körpers, ihr Mienenspiel und ihre Worte gerichtet, aber jetzt, wo er ihr unbewegtes Bild betrachtete, wurde ihm aufs Neue klar, wie außergewöhnlich ebenmäßig die Gesichtszüge dieser jungen Frau waren. Es war ein kleines, offenbar auf der Pressekonferenz aufgenommenes Foto (sie trug tatsächlich den gleichen Sommerpullover wie beim letzten Mal), und dennoch ging ein Strahlen davon aus. Vielleicht war es das, was Komatsu als »außergewöhnliche Ausstrahlung« bezeichnet hatte.
    Tengo legte die Zeitung zusammen, ging in die Küche und bereitete sich, während er eine Dose Bier trank, ein einfaches Abendessen. Die von ihm überarbeitete »Puppe aus Luft« hatte ohne Gegenstimme den Preis für das beste Erstlingswerk errungen, war Tagesgespräch und würde vielleicht ein Bestseller werden. Ein seltsames Gefühl überkam ihn. Eigentlich wollte er sich vorbehaltlos freuen, doch

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