1Q84: Buch 1&2
Tengo, dass sie kein Schamhaar hatte. An der bewussten Stelle war nur glatte, nackte, weiße Haut. Die Blässe der Haut verstärkte den Eindruck von Schutzlosigkeit. Da Fukaeri die Beine gespreizt hatte, konnte er ihr Geschlechtsteil sehen. Wie ihre Ohren wirkte es, als sei es gerade erst geschaffen worden. Vielleicht war das tatsächlich so. So ein frisch entstandenes Ohr und ein frisch entstandenes weibliches Geschlechtsteil ähneln sich sehr, dachte Tengo. Beide wirkten alert, dem Raum zugewandt, als würden sie auf etwas lauschen. Wie zum Beispiel leises fernes Glockengeläut.
Er drehte sich auf den Rücken und schaute zur Decke. Fukaeri machte Anstalten, auf ihn zu steigen. Sein Penis war noch immer erigiert. Auch das Gewitter dauerte an. Wie lange würde es noch so weiterdonnern? Müsste der Himmel nicht allmählich bersten? Und wer sollte ihn dann reparieren?
Ich bin eingeschlafen, erinnerte sich Tengo. Mit einer Erektion. Und jetzt habe ich immer noch eine. Ob sie die ganze Zeit gehalten hat? Oder dazwischen abgeebbt und jetzt wieder neu entstanden ist? Sozusagen eine zweite Amtszeit. Wie lange ich wohl geschlafen habe? Aber das ist ja nun auch egal. Jedenfalls (ob ununterbrochen oder nicht) habe ich eine Dauererektion, die nicht im Geringsten den Eindruck macht, irgendwann nachzulassen. Weder Sonny und Cher noch das Multiplizieren dreistelliger Zahlen oder die kompliziertesten mathematischen Aufgaben können sie abstellen.
»Macht nichts«, sagte Fukaeri. Sie öffnete die Beine und drückte ihr gerade entstandenes Geschlechtsteil auf seinen Bauch. Es schien sie nicht im Mindesten in Verlegenheit zu bringen. »Hart werden ist nichts Schlimmes«, sagte sie.
»Ich kann mich nicht bewegen«, sagte Tengo. Es war wirklich so. Er versuchte sich aufzurichten, konnte aber nicht einen Finger heben. Dennoch war sein Körper nicht gefühllos. Er spürte Fukaeris Gewicht. Auch dass er eine starke Erektion hatte. Aber sein Körper war so schwer und starr, als würde irgendetwas ihn fixieren.
»Du musst dich nicht bewegen«, sagte Fukaeri.
»Doch, ich muss mich bewegen, schließlich ist das mein Körper«, sagte Tengo.
Fukaeri erwiderte nichts.
Tengo war sich nicht einmal ganz sicher, ob das, was er sagte, die Luft als reguläre Töne in Schwingung versetzte. Er hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass die Muskeln in und um seinen Mund ihm gehorchten und Worte gebildet wurden, obwohl sich das, was er sagen wollte, Fukaeri irgendwie mitzuteilen schien. Dennoch hatte die Kommunikation etwas von einem Ferngespräch bei instabiler, schlechter Verbindung. Im Gegensatz zu ihm besaß Fukaeri die Fähigkeit, unnötige Dinge nicht zu hören und auszublenden.
»Keine Sorge«, sagte Fukaeri und ließ ihren Körper langsam nach unten gleiten. Es war offensichtlich, was diese Bewegung bedeutete. Aus ihren Augen leuchtete ein getöntes Licht, das er nie zuvor darin gesehen hatte.
Er hätte nie gedacht, dass sein großer Penis, der eines erwachsenen Mannes, in dieses kleine frischgebackene Geschlechtsteil hineinpasste. Er war viel zu groß und zu hart. Es würde ihr sehr wehtun. Doch unversehens war er schon ganz in Fukaeri hineingeglitten. Ohne Widerstand, wie es schien. Fukaeri hatte dabei keine Miene verzogen. Nur ihr Atem ging etwas schneller, und ihre Brüste wippten für ein paar Sekunden ein wenig in einem anderen Takt. Abgesehen davon war alles natürlich, selbstverständlich und Teil des Alltäglichen.
Fukaeri hatte Tengo tief in sich, Tengo war tief in Fukaeri, und so verharrten sie eine Weile. Tengo konnte sich noch immer nicht rühren, und Fukaeri saß mit geschlossenen Augen aufrecht wie ein Blitzableiter auf ihm und regte sich nicht. Ihr Mund war halb geöffnet, und die Lippen schienen sich leicht zu bewegen, als tasteten sie im Raum nach Worten. Ansonsten bewegte sich nichts. Sie schien zu warten, dass etwas geschah.
Tiefe Kraftlosigkeit hatte Tengo ergriffen. Es würde sicher etwas geschehen, aber er hatte weder eine Ahnung, was, noch die Möglichkeit, es mit seinem Willen zu kontrollieren. Sein Körper war nun fast ganz gefühllos. Er konnte sich nicht rühren. Aber in seinem Penis hatte er noch Gefühl. Nein, es war eher so etwas wie eine Vorstellung. Was immer es war, es teilte ihm mit, dass er eine perfekte Erektion hatte und sich in Fukaeri befand. Sollten sie nicht lieber ein Kondom benutzen? Was, wenn sie schwanger würde? Seine Freundin hatte es auch mit der Verhütung immer sehr genau genommen. Und
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