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1Q84: Buch 1&2

Titel: 1Q84: Buch 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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fragte Fukaeri noch einmal.
    »Natürlich«, sagte Tengo.
    Auf ihrer Unterlippe kauend, dachte Fukaeri nach. Dann hob sie das Gesicht. »Sie ist vielleicht ganz in der Nähe«, sagte sie bedächtig.

KAPITEL 17
    Aomame
    Mäuse herausholen
    Am nächsten Morgen berichteten die Sieben-Uhr-Nachrichten im Fernsehen in aller Ausführlichkeit über die Überflutung der U-Bahn-Station Akasaka-mitsuke, aber dass das Oberhaupt der Vorreiter in einer Suite des Hotel Okura verstorben war, wurde nicht erwähnt. Nach den NHK -Nachrichten schaute sich Aomame noch die von mehreren anderen Sendern an. Doch keiner von ihnen informierte die Öffentlichkeit über den schmerzlosen Tod des massigen Mannes.
    Sie haben die Leiche verschwinden lassen, dachte Aomame und verzog das Gesicht. Tamaru hatte es vorausgesehen. Aomame konnte kaum glauben, dass das wirklich passiert war. Offenbar hatten die Vorreiter einen Weg gefunden, die Leiche des Leaders aus der Hotelsuite zu schaffen, in einen Wagen zu packen und abzutransportieren. Einen so großen Mann. Die Leiche musste unheimlich schwer gewesen sein. Und in dem Hotel wimmelte es von Gästen und Personal. Überall waren massenhaft Überwachungskameras installiert. Dennoch war es ihnen irgendwie gelungen, den Leichnam ungesehen in das unterirdische Parkhaus zu schmuggeln.
    Bestimmt hatten sie ihn noch in der gleichen Nacht in die Berge von Yamanashi gebracht, wo sich das Hauptquartier der Sekte befand. Dort würden sie entscheiden, auf welche Weise sie sich der sterblichen Überreste des Leaders entledigen konnten. Zumindest würden sie seinen Tod garantiert nicht mehr der Polizei melden. Jetzt wo sie ihn einmal verheimlicht hatten, musste er für immer geheim bleiben.
    Wahrscheinlich hatte das durch das Unwetter verursachte Chaos ihnen ihre Aktion erleichtert. Jedenfalls hatte die Sekte es vermieden, die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Vorfall zu lenken. Als günstig erwies sich nun auch, dass der Leader sich kaum jemandem gezeigt hatte. Sein Leben und Wirken war von Rätseln umgeben. So würde auch sein plötzliches Verschwinden vorläufig keine Aufmerksamkeit erregen. Die Nachricht, dass er gestorben beziehungsweise dass er ermordet worden war, würde den kleinen Kreis einer Handvoll Eingeweihter nicht verlassen.
    Natürlich konnte Aomame nicht wissen, wie die Vorreiter die durch den Tod ihres Leaders entstandene Lücke zu füllen gedachten. Doch sie würden alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel einsetzen, um die Organisation in ihrer bisherigen Form fortzuführen. Wie der Mann gesagt hatte: Das System würde weiterhin existieren und funktionieren, auch wenn es keinen Anführer mehr gab. Ob jemand die Nachfolge des Leaders antreten würde? Doch diese Frage betraf Aomame nicht. Ihr Auftrag war es gewesen, den Leader zu beseitigen, und nicht, seine Sekte zu zerstören.
    Sie dachte an die beiden Bodyguards in den dunklen Anzügen. Den Kahlkopf und den Pferdeschwanz. Würde man sie dafür verantwortlich machen, dass der Leader direkt vor ihrer Nase getötet worden war? Aomame stellte sich vor, wie die beiden den Befehl erhielten, sie zu verfolgen und zu beseitigen – oder gefangen zu nehmen. »Findet diese Frau. Unter allen Umständen. Kommt nicht ohne sie zurück!« Das war sehr wahrscheinlich. Sie wussten genau, wie Aomame aussah. Außerdem verstanden sie ihr Handwerk und brannten vermutlich vor Rachgier. Gute Voraussetzungen für eine Jagd. Und die Oberen der Sekte mussten herausfinden, ob Aomame Hintermänner hatte.
    Zum Frühstück aß sie einen Apfel. Sie hatte keinen Appetit. Noch immer haftete ihren Händen das Gefühl an, das sie verspürt hatte, als sie die Nadel in den Nacken des Mannes stieß. Während sie den Apfel mit einem kleinen Messer in der rechten Hand schälte, bemerkte sie ein leichtes Zittern am ganzen Körper. Bisher hatte sie nie gezittert. Jedes Mal, wenn sie jemanden getötet hatte, war die Erinnerung daran nach einer Nacht so gut wie verschwunden gewesen. Natürlich war es nicht erfreulich, einem Menschen das Leben zu nehmen. Allerdings hatte es sich immer um Männer gehandelt, die es nicht verdient hatten, am Leben zu bleiben. Statt menschliches Mitgefühl hatte sie ihnen gegenüber stets Widerwillen empfunden. Doch diesmal war es anders. Objektiv betrachtet hatte der Leader mit einigen seiner Taten gegen die Menschlichkeit verstoßen. Dennoch war er in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Mensch gewesen. Daher hatte er sich wohl zumindest zum Teil für

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