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1Q84: Buch 3

1Q84: Buch 3

Titel: 1Q84: Buch 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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einem Platz sitzen bleiben. Immerhin schaffte er es, das Geschirr abzuspülen, die Wäsche zu waschen, die Schubladen der Kommode aufzuräumen und sein Bett zu machen. Dennoch schaute er bei allem, was er tat, alle fünf Minuten auf die Wanduhr. Je öfter er an die Zeit dachte, desto langsamer schien sie zu vergehen.
    AOMAME WEISS ES.
    Tengo wetzte über dem Spülbecken sein Küchenbeil, das eigentlich scharf genug war. Sie weiß, dass ich ein paarmal auf der Rutschbahn in dem Park gesessen habe. Bestimmt hat sie gesehen, wie ich allein dort oben saß und in den Himmel schaute. Anders kann ich es mir nicht denken. Er stellte sich vor, wie er im Licht der Quecksilberlaterne auf der Rutschbahn saß. Er hatte damals nicht im Geringsten das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Von wo aus konnte sie ihn gesehen haben?
    Egal, dachte Tengo. Das tut nichts zur Sache. Jedenfalls hat sie mich erkannt. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit großer Freude. Genau wie ich seit damals immer an sie gedacht habe, hat sie die ganze Zeit auch an mich gedacht. Tengo konnte es kaum glauben. Dass auf dieser Welt, diesem sich ständig wandelnden Labyrinth, zwei Menschen – ein Junge und ein Mädchen – so unverbrüchlich miteinander verbunden geblieben waren, obwohl sie sich zwanzig Jahre lang nicht gesehen hatten.
    Aber warum hat Aomame mich nicht gerufen? Das wäre doch viel einfacher gewesen. Und woher weiß sie, dass ich hier wohne? Wie haben sie oder dieser Mann meine Telefonnummer erfahren? Ich stehe ja nicht mal im Telefonbuch. Und über die Auskunft bekommt man sie auch nicht.
    Es blieben eine Menge Fragen und Rätsel. Und die Fäden der Geschichte waren so verworren, dass er nicht durchschaute, welcher Faden mit welchem verbunden war und welche ursächlichen Verquickungen zwischen ihnen bestanden. Es gab einfach zu viele Fragen und zu wenig Antworten – diesen Eindruck hatte er schon, seit Fukaeri aufgetaucht war. Aber er hatte auch die vage Ahnung, dass dieses Verwirrspiel langsam seinem Ende entgegenging.
    Jedenfalls werden sich heute Abend um sieben zumindest einige Fragen klären, dachte er. Wir treffen uns an der Rutschbahn. Nicht als hilflose zehnjährige Kinder, sondern als freie, unabhängige Erwachsene. Als Mathematiklehrer und Trainerin. Worüber werden wir sprechen? Ich weiß es nicht. Aber reden werden wir. Wir haben Lücken zu füllen und einander viel zu erzählen. Und dann werden wir, um es mit den seltsamen Worten des Mannes am Telefon auszudrücken, weit fortgehen . Deshalb muss ich alles Wichtige, das ich nicht zurücklassen will, einsammeln und so einpacken, dass ich die Hände frei habe .
    Es tat ihm nicht besonders leid, fortzugehen. Sieben Jahre lang hatte er hier gelebt und in dieser Zeit dreimal pro Woche an der Yobiko unterrichtet. Dennoch hatte er nie das Gefühl gehabt, hier zu Hause zu sein. Es war nicht mehr als ein vorübergehender Aufenthalt gewesen, wie auf einer im Strom schwimmenden Insel. Selbst seine ältere Freundin, mit der er sich einmal in der Woche heimlich getroffen hatte, war nicht mehr da. Und auch Fukaeri, die eine Weile bei ihm gewohnt hatte, war gegangen. Tengo hatte keine Ahnung, wo die beiden waren und was sie taten. Jedenfalls waren sie still und leise aus seinem Leben verschwunden. Auch seine Stelle an der Schule konnte sehr gut von jemand anderem ausgefüllt werden. Die Welt würde sich auch ohne Tengo weiterdrehen. Es hielt ihn nichts, und wenn Aomame mit ihm fortgehen wollte, konnte er sich ihr ohne Vorbehalte anschließen.
    Was war ihm so wichtig, dass er es nicht zurücklassen wollte? Er besaß 50 000 Yen in bar und eine Bankkarte aus Plastik. Das war in etwa sein ganzes Vermögen. Auf seinem Konto befand sich fast eine Million Yen. Ach ja, außerdem hatte er noch das Geld, das Komatsu ihm als Beteiligung für Die Puppe aus Luft überwiesen hatte. Eigentlich hatte er es ihm zurückschicken wollen, war aber nie dazu gekommen. Dann war da noch ein Ausdruck von dem Roman, den er angefangen hatte. Ihn wollte er auf keinen Fall zurücklassen. Er war nicht von Wert für die Allgemeinheit, aber sehr wichtig für Tengo. Er schob das Manuskript in einen Umschlag und packte ihn in die steife dunkelbraune Umhängetasche aus Nylon, die er immer mit zur Schule nahm. Mittlerweile war sie ziemlich schwer. Die Diskette steckte er separat in eine Tasche seiner Lederjacke. Das Textverarbeitungsgerät konnte er nicht mitnehmen und entschied sich stattdessen für ein Heft und einen Füller. Sonst

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